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Brawn und Suganuma: Wir werden frei testen
Ferrari wird sich nicht dem Testabkommen der anderen Teams anschließen und im Sinne der Reifenentwicklung unbeschränkt testen
(Motorsport-Total.com) - Frage: "Ross, kannst du uns etwas darüber erzählen, wie so ein Freitag abläuft? Wie findet ihr in den zwei Sitzungen das Setup?"
Ross Brawn: "Wir sind da ein wenig eingeschränkt, was die Laufleistung angeht - was wieder zeigt, dass die Lösung nicht nur an Bridgestone oder Ferrari hängt. Aber da sind wir im Begriff, einen guten Schritt zu machen, in den kommenden Rennen werden wir da also mehr Kapazitäten haben. Hier kann man erkennen, dass wir mehr fahren, da die Motoren in Bahrain weniger gefahren wurden. Daher konnten wir mehr fahren und hatten ein viel umfangreicheres Programm."

© Bridgestone Motorsport
Ross Brawn (rechts) wird nicht von einem schlechten Gewissen geplagt
"Zunächst stellt man einige Leistungsvergleiche an, damit man eine Ahnung von der Rundenzeit bekommt. Dann tendiert man dazu, auf den weichen Reifen zu bleiben und so viele Runden wie möglich damit zu fahren. So kann man am Abend abschätzen, ob man damit ein Rennen durchstehen würde. Für gewöhnlich absolvieren wir mit beiden Reifen nicht das gleiche Programm, vielmehr versuchen wir, ein Gefühl für die Leistung der Reifen zu bekommen. Wenn klar ist, dass der weiche Reifen schnell ist, dann versuchen wir, viele Runden zu drehen. So haben wir am Ende ein klares Bild vom Reifen für das Rennen."#w1#
Frage: "In Bahrain habt ihr das Ziel nicht ohne einige Reifenprobleme erreicht. Ist die Annahme richtig, dass es besser gelaufen wäre, wenn ihr mehr Teams unter Vertrag hättet, die im Winter Testfahrten hätten absolvieren können? Oder lag es nur an den sehr hohen Temperaturen in Bahrain?"
Hisao Suganuma: "Die hohe Temperatur war schon ein Teil es Problems. Bei solchen Bedingungen halten die Reifen einfach nicht, und wir wissen, dass wir uns da verbessern müssen. Eine andere Frage ist, ob wir das Problem mit mehr Teams lösen könnten. Das ist schwierig zu sagen."
"Letztlich geht es doch um die Frage, ob es genug ist, dass wir nur Ferrari haben, die die Haupttestarbeit übernehmen. Natürlich haben wir weniger Teams als unser Konkurrent und damit auch weniger Daten. Aber Ferrari versucht so viel Daten wie möglich zur Verfügung zu stellen. Mit dem Testprogramm sind wir zufrieden. Mit mehr Teams hätten wir natürlich bessere Daten. Aber ich glaube, dass wir das Beste aus der Zeit im Winter gemacht haben."
Ross Brawn hat kein schlechtes Gewissen
Frage: "Ross, Ferrari bewegt sich außerhalb der freiwilligen Testbeschränkung der anderen Teams. Ihr habt diese Woche in Monza getestet, obwohl in Imola der Grand Prix stattfindet. Habt ihr nicht ein mulmiges Gefühl deswegen, wo es doch so lange nicht erlaubt war, in der Woche vor einem Grand Prix zu testen?"
Brawn: "Nicht wirklich, nein. Ich habe deswegen kein schlechtes Gewissen. Wir haben eben eine bestimmte politische Situation, denn meiner Meinung nach entwickeln wir die Bridgestone-Reifen alleine. Das müssen wir so gut es geht machen. Es ist ein schwieriges, ein sehr spannungsgeladenes Thema, aber mir wäre auch lieber, wenn es keine Meinungsverschiedenheiten zwischen den Teams geben würde. Wir haben versucht, eine Lösung zu finden, aber den anderen Teams haben unsere Ideen nicht gefallen. Jetzt laden sie uns eben nicht mehr zu ihren Meetings ein. Es wäre gut, in Zukunft eine Lösung zu finden. Wir mögen den Konflikt nicht, die Teilung, die jetzt herrscht."
"Das Agreement aus letztem Jahr haben wir für gut befunden. Ich halte es für besser als die aktuelle Beschränkung. Das ist aber für die anderen Teams inakzeptabel. Ich denke aber, dass es ihnen schwer fallen wird, die 30 Tage, auf die sie sich limitieren, einzuhalten. Es gibt Meinungsverschiedenheiten, ob ein V8-Test auch in diese 30 Tage reinfällt oder nicht. Manche sagen, das sei auch ein ganz normaler Test. Vielleicht sagen sie dann aber, dass wir der Grund sind, weshalb sie ihre eigene Beschränkung nicht einhalten können. Manche Teams sind der Ansicht, dass der V8 erst für nächstes Jahr ist und sie daher testen können so viel sie wollen. Die ursprünglichen 48 Tage wären für uns okay gewesen, aber das wollten die anderen Teams nicht. Dann ist die Situation zusammengebrochen. In der heiklen Lage, in der wir uns als Team befinden, legen wir aber größten Wert darauf, uns so schnell wie möglich zu verbessern."
Ferrari würde ein Kilometerlimit bevorzugen
Frage: "Ihr habt gesagt, dass ihr euch auf 15.000 Testkilometer während der Saison beschränken wollt. Haltet ihr euch daran?"
Brawn: "Unser Vorschlag waren 15.000 Kilometer für jedes Team und 15.000 Kilometer für jeden Reifenhersteller. Natürlich hätten wir die Mehrheit der Reifentests absolviert, womit wir 30.000 Kilometer gefahren wären. Wir werden das dieses Jahr übertreffen, ganz sicher. Unsere Konkurrenten aber auch, denn die haben im Schnitt 1.000 Kilometer pro Tag getestet. Renault und BAR haben an den letzten acht Testtagen jeweils mindestens 1.000 Kilometer zurückgelegt, so intensiv testen sie."
"Sie haben viele Leute bei den Tests, müssen Nachtschichten schieben, benötigen viele Ersatzteile. Uns wäre ein Kilometerlimit lieber gewesen, denn dann kann man sich effizienter organisieren. Es gibt aber immer Vor- und Nachteile. Jetzt sehen wir uns aber nicht an Beschränkungen gebunden und wir werden daher frei testen."
Frage: "Ross, habt ihr bei Ferrari das Gefühl, dass eurer Vorteil dahin ist?"
Brawn: "Nun, wir haben es mit einem Wettbewerb zu tun. Und wenn man in einem Wettbewerb gewinnen möchte, dann muss man gute Arbeit leisten und versuchen, die Gegner zu schwächen. So gewinnt man Wettbewerbe. Es ist für unsere Gegner ziemlich berechtigt zu versuchen, die Position von Ferrari zu schwächen."
"Ich bin ein Ferrari-Mann, ich werde aus der Sicht von Ferrari argumentieren. Sie haben ihre eigene Ecke, die sie verteidigen und sie tun, was auch immer sie tun können. Wir haben zwei Teststrecken, Ferrari hat sich in der Vergangenheit dazu entschieden, hier zu investieren. Wir haben keine zwei Windkanäle, wir haben keine 400-Millionen-Euro Fabrik, es ist die Sache der Teams, sie geben ihr Geld da aus, wo sie es ausgeben möchten."
"Wir haben uns dazu entschieden, unser Geld für Teststrecken auszugeben und für Dinge, von denen wir das Gefühl haben, dass das Team von ihnen profitiert. Wir sehen nicht, warum es Regeln geben sollte, die besonders darauf abzielen, die Anlagen zu benachteiligen, in die Ferrari im Verlauf der vergangenen paar Jahre investiert hat."

