Brawn: "Laufen einem Rückstand hinterher"

Ross Brawn ist überzeugt, dass Mercedes den Rückstand verringern konnte und nennt Gründe, warum die Konkurrenzfähigkeit dennoch zu wünschen übrig lässt

(Motorsport-Total.com) - Das Mercedes-Team begann die Saison 2011 mit großen Hoffnungen. In der zweiten Saison nach Übernahme des Brawn-Rennstalls sollten Siege her. Nach inzwischen elf von 19 Rennen wartet man allerdings nach wie vor vergeblich auf den ersten Podestplatz im laufenden Rennjahr. Mit mehr als 300 Punkten Rückstand auf Red Bull liegt die Truppe mit Hauptsitz im britischen Brackley abgeschlagen auf Platz vier der Konstrukteurswertung.

Titel-Bild zur News: Ross Brawn (Teamchef)

Teamchef Ross Brawn ist dennoch der Ansicht, dass man die Lücke nach vorn hat schließen können und begründet dies wie folgt: "Wir analysieren die Rundenzeiten nach jedem Rennen genau. Wir kommen langsam aber sicher näher. Wenn wir uns die sogenannte normalisierte Rundenzeit ohne die Verschiebungen durch Reifen und Spritmengen ansehen, haben wir den Rückstand zur Spitze verkürzen können."

Sechs Monate Entwicklungsrückstand

"Da der Wettbewerb sehr stark ist, kommen wir allerdings nicht in dem Tempo näher, wie wir uns das vorgestellt hatten", muss der Brite zugeben. Rückblickend betrachtet hätte das Team laut Brawn speziell im Bereich des Diffusors einen anderen Weg einschlagen sollen: "Was den angeblasenen Diffusor und auch die Technologien im Umfeld des Auspuffs betrifft, so waren wir im Vergleich zu den anderen Teams in puncto Entwicklung nicht schnell genug."

"In diesem Bereich liegen wir realistisch betrachtet sechs Monate zurück", rechnet der Mercedes-Teamchef vor. "Mit sechs Monaten mehr Entwicklungszeit würden wir heute wesentlich besser dastehen." Diesen Rückstand jetzt aufzuholen, sei alles andere als einfach.

In Folge dessen habe sich das Team während der zurückliegenden Monate mit Lösungsvarianten beschäftigt, die unter anderen Voraussetzungen möglicherweise überflüssig gewesen wären, wie Brawn heute erkennen muss. "Wir sind ständig bemüht, die Aerodynamik, die Gewichtsverteilung, den Schwerpunkt des Autos und all diese Dinge in ein Gleichgewicht zu bekommen. Das hat uns rückblickend entscheidend Zeit gekostet."

Fortschritt in puncto Teamstruktur

Was die personelle Aufstellung des Teams betrifft, so zeigt sich der Boss zufrieden: "Bevor man neue Leute einstellen kann, braucht es zunächst vernünftige Strukturen innerhalb des Teams. In diesem Bereich haben wir ganz klar Fortschritte gemacht." Neben der kürzlich bekannt gegebenen Verpflichtung Bob Bells als neuen Technischen Direktor will das Team in den kommenden Wochen und Monaten im Ingenieurbereich weiter aufstocken.

"Es ist immer ein gutes Gefühl, mit der geringstmöglichen Anzahl Mitarbeiter einen guten Job abzuliefern", sagt Brawn mit Blick auf das Resource-Restriction-Agreement (RRA) und fügt an: "Wir wollen uns dem Limit der Vereinbarung annähern." Derzeit beschäftigt Mercedes im Vergleich zu Red Bull deutlich weniger Mitarbeiter.

"Gleichzeitig nähern sich die anderen Teams diesem Limit von oben kommend an", hält Brawn fest und zieht seine Schlüsse daraus: "In der Saison 2011 haben die größeren Teams nach wie vor einen Vorteil." Für die kommende Saison hofft der Mercedes-Teamchef, dass sich die Situation dann anders darstellt.