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  • 20.03.2012 16:34

Boullier: "Geld gewinnt keine Rennen"

Lotus-Teamchef Eric Boullier blickt voller Stolz auf den Grand Prix von Australien zurück und hofft auf ein erneut gutes Wochenende in Malaysia

(Motorsport-Total.com) - Lotus bewies beim Saisonauftakt in Australien, dass der gute Eindruck der Wintertests keine Täuschung war. Einem starken dritten Startplatz von Romain Grosjean folgte im Rennen eine furiose Aufholjagd von Kimi Räikkönen. Teamchef Eric Boullier blickt im Interview auf das Rennen im Albert Part zurück. Für Malaysia rechnet er sich mit dem reifenschonenden E20 erneut gute Chancen aus. Außerdem erklärt er, wie Lotus trotz kleinerem Budget die großen Teams ärgern will.

Titel-Bild zur News: Eric Boullier

Eric Boullier freut sich über den gelungenen Saisonstart

Frage: "Eric, wenn du den Grand Prix von Australien in einem Wort zusammenfassen müsstest, welches wäre das?"
Eric Boullier: "Ich würde sagen: Stolz!"

Frage: "Warum?"
Boullier: "Wir hatten eine schwierige Saison 2011. Das vergangene Jahr war sowohl aus menschlicher als auch aus technischer Sicht sehr hart. Wir sind mit einem innovativen Konzept ein hohes Risiko eingegangen. Das hat sich nicht ausgezahlt und wir mussten den Preis dafür bezahlen. Trotz dieser Erfahrung sind wir auch im Jahr 2012 wieder mutig an die Sache herangegangen. Das Team hat bewiesen, dass es vor ungewöhnlichen Lösungen nicht zurückschreckt. Genau das habe ich erwartet, das liegt ein Enstone irgendwie in der Luft. Als Teamchef bin ich von dieser Einstellung begeistert."

Frage: "Hast du erwartet, dass der E20 in Melbourne so gut sein wird?"
Boullier: "Vor dem Qualifying wusste niemand, was ihn erwartet. In diesem Jahr konnte man aus den Wintertests vielleicht noch weniger herauslesen als in den Jahren zuvor. Wir wussten, dass unser Auto schnell war, aber wir hatten keine Ahnung, was die anderen machen würden. Der Samstag war eine Erleichterung. Du fährst nicht durch Zufall in die zweite Startreihe."

"Du fährst nicht durch Zufall in die zweite Startreihe." Eric Boullier

Frage: "Was erwartest du von Sepang?"
Boullier: "Das ist eine ganz andere Strecke wie der Albert Park, aber wir denken, dass der E20 auch dort konkurrenzfähig sein sollte. Eine unserer Stärken ist der geringe Reifenverschleiß. Bei den heißen Bedingungen in Malaysia kann das nur von Vorteil sein."

Frage: "Romain und Kimi scheinen eine starke Fahrerpaarung zu sein..."
Boullier: "Ja, und das war auch eines unserer Ziele in diesem Jahr. Wir wollten zwei gute Fahrer haben, die sich gegenseitig pushen. Die Situation ist für uns ideal, dessen waren wir uns von Anfang an bewusst. Romain hatte in Australien Pech, er hätte sicherlich um eine Top-Platzierung kämpfen können. Leider wurde er von einem anderen Fahrer aus dem Rennen genommen. So läuft das Spiel nun einmal, aber das war wirklich frustrierend. Solche Manöver in den ersten Runden sind einfach unnötig. Aber dieser Fahrer hat die Zielflagge auch nicht gesehen, es gibt wohl eine ausgleichende Gerechtigkeit. Kimi hat im Rennverlauf elf Plätze gut gemacht, das beweist, wie motiviert er ist."

Frage: "Die Meisterschaft wird in diesem Jahr eventuell durch das Entwicklungstempo bestimmt. Seid ihr in der Lage, dort mitzuhalten?"
Boullier: "Dazu benötigt man die entsprechenden Ressourcen und die nötigen Investitionen. Mit Genii Capital habe wir einen starken Partner. Sie werden tun, was immer nötig ist, um uns bei der Produktion neuer Teile zu unterstützen. Genii ist nicht in die Formel 1 gekommen, um Zweiter zu werden."

Frage: "Wie könnt ihr gegen Teams wie Mercedes, Ferrari oder Red Bull kämpfen? Euer Budget kann man doch mit dem dieser Teams überhaupt nicht vergleichen."
Boullier: "Das stimmt, aber Geld gewinnt keine Rennen. Für uns geht es in der Formel 1 darum, clever und kosteneffizient zu sein."


Fotos: Lotus, Großer Preis von Australien