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Booth: Formel 1 soll sich an Premier League orientieren

Marussia-Teamchef John Booth spricht über das schwere Schicksal der Marussia-Mannschaft - Warum man vom Fußball noch einiges lernen kann

(Motorsport-Total.com) - Zwei Punkte. Ganze zwei Punkte veränderten die Welt des Marussia-Teams in Monaco komplett. Durch den neunten Rang von Jules Bianchi im Monte-Carlo-Klassiker schwebt man nun auf Wolke sieben. "Wir haben daran gezweifelt eines Tages Punkte anzuschreiben, weil das, was wir versuchen unmöglich ist", so Marussia-Teamchef John Booth gegenüber 'f1i.com'.

Titel-Bild zur News: John Booth

Marussia-Teamchef John Booth kritisiert Ecclestones System der Erlösverteilung Zoom

"Was wir seit 2009 realisiert haben, war sehr schwierig", beschreibt er den holprigen Weg des Teams, das mit 60 Millionen Euro Budget im Jahr auskommen muss. Er vergleicht den Einstieg mit dem kometenhaften Aufstieg des Weltmeisterteams der letzten vier Jahre: "Red Bull hat ein Team gekauft, das schon etabliert war (Jaguar; Anm. d. Red.), und es hat sie nicht davon abgehalten fünf Jahre auf den ersten Sieg zu warten. Und auf Kosten welcher Investitionen! Aber wir glauben an uns."

Tatsächlich musste man bis auf den China-Grand-Prix 2009 warten bis Sebastian Vettel den ersten Sieg für Red Bull holte - im 75. Rennen. Davon ist das Marussia-Team noch weit entfernt. Seit dem Jahr 2012 fährt man mit, im 45. Rennen gab es durch Bianchi die ersten Punkte.

2014 - das beste Jahr für Marussia bisher

"Entgegen aller Erwartungen haben wir es geschafft bei den ersten Wintertest anwesend zu sein. Danach die zwei 14. Plätze, die wir in den ersten Rennen geholt haben", zählt Booth die Erfolge der Truppe in diesem Jahr auf. "Wir sind nun provisorisch auf dem zehnten Platz (korrekt wäre der neunte Platz; Anm. d. Red.) in der Weltmeisterschaft." Immerhin liegt man dabei noch vor dem Sauber-Team und Langzeitkonkurrenten Caterham.

"Die nächste Herausforderung war es das Auto bei den Tests in Barcelona zu verbessern, was wir schaffen konnten, mit dem neunten Platz von Jules in Monaco als Belohnung." Sollte man den Platz in der Konstrukteurs-WM halten können, dann bedeutet das auch eine finanzielle Verbesserung.

Jules Bianchi

Jules Bianchi freut sich in Monaco über seinen neunten Platz und erste Punkte Zoom

Ebenso wie das kleine Budget ist auch die Budgetobergrenze immer ein Thema bei Marussia, denn würde diese eingeführt werden, wäre es ein enormer Rückhalt für die kleineren Teams. Doch bisher wurden jegliche Versuche durch die großen Teams abgewehrt.

Kampf für Budgetobergrenze nicht aufgegeben

"Mit Sicherheit wäre das Leben sehr viel einfacher, wenn die Budgetobergrenze eingeführt worden wäre. Wir haben das neue Concorde-Agreement beim Grand Prix von Silverstone 2009 unterzeichnet, bevor das Budget hinfällig wurde. Wir könnten aufgeben, aber das ist nicht unsere Art."

Der Brite meint auch, dass es dadurch ein harter Kampf ums Überleben geworden ist für das Team. Seinen Einsatz für eine Kostenobergrenze betont er nochmals: "Wir wollen daran festhalten bis zu dem Moment, in dem die Formel 1 eine gerechtere Welt wird." Danach kritisiert er Formel-1-Boss Bernie Ecclestone, der für die kommenden Jahre zwei neue Teams ins Boot holen will.

"Er hat entschieden zwei neue Teams zu bewilligen, aber für mich würde es mehr Sinn machen, denen zu helfen, die schon da sind. In der Premier League im Fußball gibt es ein viel gerechteres Verteilungssystem der Erträge, sodass die Vereine mit gutem Niveau Ausgeglichenheit und Qualität der Spiele garantieren, auch wenn sich das stärkste Team am Ende durchsetzt."


Fotos: Marussia, Großer Preis von Ungarn


Booth gibt den Kampf um die hinteren Plätze und um die finanzielle Gerechtigkeit in der Königsklasse noch nicht auf. "Das sollte auch in der Formel 1 so sein. Das Spektakel wäre viel spannender. Zwanzig Autos kämpfen um den Sieg - das hätte ein ganz anderes Gesicht als nur vier..."