Booth beobachtet politische Spielchen gelassen

Der Machtkampf über die Zukunft der Formel 1 ist voll ausgebrochen, aber Marussia-Virgin-Teamchef John Booth beobachtet diesen mit Besonnenheit

(Motorsport-Total.com) - Hinter den Kulissen befindet sich die Formel 1 derzeit in Aufruhr, denn das aktuelle Concorde-Agreement läuft Ende 2012 aus - und immer dann, wenn es um die Neuverteilung des Geldes geht, kommt es zu politischen Spielchen und mit harten Bandagen geführten Grabenkämpfen. Diesmal ist die Lage besonders kompliziert, weil zeitgleich zu den Concorde-Verhandlungen Exor und News Corporation Interesse an einer Übernahme der kommerziellen Rechte zeigen und sich sogar die Teams selbst eine Beteiligung an den Formel-1-Anteilen vorstellen können.

Titel-Bild zur News: John Booth

John Booth lässt sich von den politischen Spielchen nicht irritieren

Aber während sich einige Paddock-Insider von jeder noch so kleinen Entwicklung verrückt machen lassen und glauben, darauf reagieren zu müssen, bleibt John Booth bisher cool: "Manchmal werden Spekulationen aus politischen Gründen in die Welt gesetzt, daher versuche ich gar nicht erst, die Absichten der Leute zu interpretieren - besonders nicht von Leuten mit dem Grips von Bernie Ecclestone", wird der Marussia-Virgin-Teamchef vom 'Guardian' zitiert. "Wir konzentrieren uns lieber auf das, was wir kontrollieren können."

Aus der Ruhe bringen lässt er sich nicht einmal durch die jüngsten Entwicklungen hinsichtlich der Kontrolle über die kommerziellen Rechte, die derzeit bei der Investmentgesellschaft CVC Capital Partners liegen: "Wir wissen ja nicht, ob das nur ein Ablenkungsmanöver ist oder ob sie es ernst meinen", sagt Booth über Exor und News Corporation. "Wichtig ist, dass wir Stabilität und Nachhaltigkeit haben. Die Nachhaltigkeit wird von den TV-Zahlen bestimmt - und die sind so gut wie eh und je, wenn nicht sogar ansteigend."


Fotos: Marussia-Virgin, Großer Preis der Türkei, Freitag


Wichtig ist aber auch ihm der Zugang zum Massenfernsehen: "Es wäre eine Katastrophe für die Formel 1, ins Pay-per-View-TV zu gehen", warnt Booth. "Ich zum Beispiel liebe Boxen, aber ich würde niemals dafür bezahlen. Mit der 'BBC' funktionieren die Übertragungen großartig und es wäre fantastisch, wenn es weiterhin so bleiben könnte. Sie haben aber auch großes Glück, denn die Rennen waren in den vergangenen beiden Jahren wirklich aufregend."

"Der Sport ist in blendender Verfassung", findet der 56-Jährige. "Das letzte Rennen in China war eines der besten, die ich je gesehen habe. Die Kombination mit dem Heckflügel und den Reifen macht diese Formel 1 zur interessantesten der vergangenen 20 Jahre." Eine Ansicht, die die meisten seiner Kollegen teilen, wie diese im Rahmen der gestrigen FIA-Pressekonferenz in Form einer wahren Selbstbeweihräucherungs-Orgie wissen ließen.