• 24.02.2002 09:48

  • von Reinhart Linke

BMW-Williams freut sich auf Melbourne

Das BMW-Williams-Team blick gespannt auf Melbourne, um endlich zu sehen, wo man mit dem Williams FW24 steht

(Motorsport-Total.com) - Das BMW-Williams-Team hat in der Winterpause wohl die unfangreichsten Tests aller Rennställe absolviert. Die Mannschaft von Sir Frank Williams testete fast immer mit drei Autos parallel und konnte so insgesamt mehr als 20.000 Kilometer seit Anfang Januar zurücklegen. Nun blickt der bayrisch-britische Rennstall gespannt auf den 3. März, wenn in Melbourne die Formel-1-Saison 2002 beginnt.

Titel-Bild zur News: Start zum Australien-GP 2001

Start zum Grand Prix von Australien 2001 in Melbourne

Ralf Schumacher qualifizierte sich 2001 im Albert Park als Fünfter, schied im Rennen jedoch schon nach wenigen Runden aus, als ihm BAR-Honda-Fahrer Jacques Villeneuve ins Heck fuhr. Bei dem Unfall kam ein Streckenposten ums Leben, da ein Rad des BAR-Hondas durch ein Loch im Zaun flog und den dort stehenden Streckenposten Graham Beveridge tödlich traf. Daher hofft der Wahlösterreicher in diesem Jahr auf ein erfreulicheres Rennen als 2001.

"Nach dem intensiven Testprogramm der letzten beiden Monate müssten wir besser vorbereitet sein als je zuvor, zumal wir auch einige Renndistanzen abgespult haben", erklärt der 26-jährige Rheinländer. "Im ersten Rennen der Saison ist es in erster Linie wichtig, durchzukommen. Sollten wir ins Ziel kommen, dürften wir auch bei der Vergabe der Podiumsplätze ein Wörtchen mitreden können. Der Kurs in Melbourne gefällt mir sehr gut. Für eine nicht permanente Rennstrecke ist er sehr gelungen. Außerdem zählt Melbourne zu meinen Lieblingsstädten im Formel-1-Kalender. Ich fliege schon am Samstag nach Australien, um genügend Zeit zur Akklimatisierung zu haben."

Juan-Pablo Montoya gab im vergangenen Jahr in Melbourne sein Formel-1-Debüt und qualifizierte sich zunächst für Platz elf. Im Rennen zeigte der Kolumbianer dann eine gute Leistung und lag auf Position drei, ehe ihn in der 40. von 58 Runden ein Motorproblem zu Aufgabe zwang.

"Ich muss zugeben", erklärt der 26-Jährige, "dass ich im vergangenen Jahr nicht besonders scharf darauf war, zum ersten Mal in Melbourne zu fahren. Aber nachdem ich kapiert hatte, worauf es dort ankommt, mochte ich die Strecke. Der Kurs hat einen eigenen Charakter, auf schnelle Geraden folgen langsame Kurven. Vor dem Saisonauftakt stehen große Fragezeichen hinter den Fähigkeiten aller, aber ich denke, dass wir gerüstet sind. Wir haben extrem viel getestet. Und dennoch: Vor dem ersten Rennen kann es nie genug sein."

Chefingenieur Sam Michael weiß, worauf es in Melbourne beim Setup ankommt: "In Melbourne startet die Saison, und natürlich ist jedes Team ungeheuer gespannt darauf, nach der Winterpause endlich zu sehen, wo es steht. Der Albert Park ist ein Straßenkurs, das heißt normalerweise, dass das Grip-Niveau sehr niedrig ist. Das Layout ist beherrscht von einer Kombination aus langsamen und mittelschnellen Kurven, hat aber auch zwei Hochgeschwindigkeitsabschnitte, die bei der Fahrzeugabstimmung berücksichtigt werden müssen."

"Gefragt ist maximaler Anpressdruck zusammen mit einer mechanischen Abstimmung, die beim Beschleunigen aus den langsamen Ecken eine gute Traktion bietet, ohne die Balance in der Kurvenmitte zu beeinträchtigen", fährt Sam Michael fort. "Die Anzahl der Stellen, an denen aus hoher Geschwindigkeit verzögert werden muss, stellt hohe Ansprüche an die Bremsen ? diesbezüglich ist die Strecke vielleicht nicht die härteste im Kalender, aber man darf das nicht unterschätzen. Ich bin sicher, dass Michelin im zweiten Jahr mit Fortschritten aufwarten wird. Motorleistung ist wichtig, um die steilen Flügeleinstellungen zu kompensieren. Diese Konstellation macht das Überholen auch schwierig, wenngleich nicht unmöglich. In der Vergangenheit gab es ein paar ganz gute Manöver. Für zusätzliche Spannung werden die in Melbourne meist unterschiedlichen Rennstrategien sorgen."

BMW-Motorsportdirektor Gerhard Berger freut sich auf die neue Formel-1-Saison: "Wie in jedem Jahr befinden wir uns so kurz vor dem Saisonstart in der Phase der großen Spekulationen. Kein Team kann exakt abschätzen, wo es steht, da die neuen Autos der Topteams nicht am selben Tag unter den selben Voraussetzungen bei Testfahrten aufeinander getroffen sind. Daraus zieht der Saisonstart eine besondere Spannung. Da, bis auf Ferrari, alle Teams mit neuen Autos und neuen Motoren antreten, steht hinter dem Thema Standfestigkeit auch ein Fragezeichen. Das BMW-Williams-Team hat sich mit einem außerordentlichen Testaufwand auf die Saison vorbereitet. Wir haben uns sowohl personell als auch materiell an der Grenze des Machbaren bewegt. Das gibt uns ein gutes Gefühl für Melbourne, jedoch keine Sicherheit. Da der Kurs im Albert Park keine permanente Strecke ist und dort nicht getestet werden kann, stehen auch die Reifenhersteller vor einer besonderen Herausforderung. Für Spannung ist also allemal gesorgt. Wir freuen uns auf die neue Saison."