• 06.10.2004 14:26

  • von Marco Helgert

BMW und Mercedes wehren sich gegen Mosley-Vorwürfe

Norbert Haug und Mario Theissen sind von den jüngsten Äußerungen von FIA-Präsident Max Mosley alles andere als begeistert

(Motorsport-Total.com) - Die Stimmung in der Formel 1 ist angespannt. Dass Regeländerungen erforderlich sind, damit waren noch im Mai alle einverstanden. Die FIA machte Vorschläge, die Formel-1-Gemeinde, inklusive Teams, Motorenhersteller und Reifenfirmen, sollten Gegenangebote machen - diese blieben, wie von FIA-Präsident Max Mosley prophezeit, aus.

Titel-Bild zur News: Haug und Theissen

Norbert Haug (links) und Mario Theissen wehren sich gegen die Vorwürfe

Nun legte die FIA einen Maßnahmenkatalog vor, bei dem die Technischer Arbeitsgruppe aus drei Vorschlägen wählen kann. Klappt dies nicht, bestimmt die FIA selbst den Weg. Allen Angeboten ist eines gleich: Ab 2006 sollen 2,4-Liter-V8-Motoren in der Formel 1 brüllen, um die Autos nachhaltig zu verlangsamen. Bei den meisten Herstellern stößt dies nicht auf viel Gegenliebe.#w1#

Seither tobt ein Streit zwischen FIA und den Herstellern um den richtigen Weg, bei dem beide Parteien nicht wirklich aufeinander zugehen. Die Argumente haben sich seit Beginn der Debatte nicht verändert, aber der Ton wurde härter. "Als wir vom 2,4-Liter-V8 zu sprechen begannen, waren die Hersteller Feuer und Flamme", so Mosley in der 'Motorsport aktuell'.

Haug: "Wir sind keine Lügner"

"Erst später, als ihnen eine neue Argumentation in den Kram passte, meinten einige auf einmal, ein neuer V8 würde teurer als ein V10. Was einfach nicht stimmt", so der Engländer weiter. Diese Aussage musste bei den Angesprochenen auf heftige Gegenwehr stoßen. "Wir sind keine Lügner", wird Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug von 'autosport.com' zitiert.

"Wir sind nicht hier, um Ärger zu provozieren, aber man sollte sich selbst fragen, ob es für ein Unternehmen wie Mercedes nicht besser wäre, die Kosten verschiedener Motorenkonzepte zu vergleichen", fuhr der Schwabe fort. "Und bei allem Respekt, es muss erlaubt sein, eine Meinung zu äußern. Selbst wenn es das Idiotischste wäre, was man sagen könnte, man muss es sagen dürfen."

Mosleys jüngste Kritik ärgert auch BMW-Motorsportdirektor Mario Theissen. "Ich finde sie unangemessen", erklärte er. "Solche Kommentare helfen in unserer Situation sicher nicht weiter. Wir alle versuchen unser Bestes, um einen ordentlichen Kompromiss zwischen allen beteiligten Parteien zu finden."

Spielt der Motor die überragende Rolle?

Der Kritikpunkt der Hersteller ist noch immer der gleiche: Mosley möchte die V8-Aggregate im Hinblick auf die Sicherheit einführen, sie sollen die Boliden also nachhaltig verlangsamen. Einige Hersteller sehen darin eine Überreaktion, denn der Motor alleine hat die Rundenzeiten nicht so dramatisch sinken lassen.

"Die meisten Techniker sind der Meinung, dass die anderen Maßnahmen ausreichen, um die Autos in der Formel 1 zu verlangsamen", so Haug im Hinblick auf die geänderten Aerodynamik- und Reifenregeln. "Allein das neue Aerodynamikpaket bringt zwei Sekunden. Und es gibt noch die Verringerung durch die Reifen."

"Die gestiegenen Geschwindigkeiten und die schnelleren Rundenzeiten resultieren nicht nur vom Motor", fuhr er fort. "Wenn man sich eine traditionelle Motorenstrecke wie Monza ansieht, dann sind die Rundenzeiten dort nicht sehr viel niedriger als in Budapest. Für mich ist das Beweis genug, dass das Sinken der Rundenzeiten hauptsächlich von den Reifen und der Aerodynamik kommt, nicht vom Motor."

"Die Reifenfrage ist eine Ablenkung der Motorenhersteller"

Mosley hatte jedoch auch zu dieser Aussage bereits Stellung bezogen. "Das ist eine sehr unehrliche Aussage", erklärte er. "Egal ob ein Unfall wegen Reifenplatzern, mechanischem Defekt oder Fahrfehlern passiert - die Konsequenz ist immer schlimmer, wenn ein Auto schneller unterwegs ist. Ein Auto, das 200 PS mehr leistet, erlaubt einen steiler eingestellten Flügel in den Kurven, ist auf den Geraden aber immer noch schnell. Die Gefahr in der Formel 1 ist direkt an die Leistung gebunden. Die Reifenfrage ist eine Ablenkung der Motorenhersteller."

Der Konflikt wird noch einige Zeit für Zündstoff sorgen. Sicher ist dagegen, dass der V8-Motor zumindest formell für 2006 vorgeschrieben werden wird. Ob sich dann im Laufe der Saison 2005 noch ein Umdenken einstellt, dafür kann in der Formel 1 niemand garantieren. So oder so ist dies nicht nur ein Konflikt um die Motorenregeln sondern um die Macht in der Formel 1.