• 06.10.2004 14:43

Das große Japan-Interview mit Takuma Sato

Der neue japanische Nationalheld Takuma Sato blickt voraus auf seinen Heim-Grand-Prix am Wochenende in Suzuka

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Takuma, deine besten rennsportlichen Erinnerungen an Japan liegen auf der Hand, nicht wahr?"
Takuma Sato: "Ja, der fünfte Platz 2002 und der sechste Platz im letztjährigen Grand Prix waren ganz besondere Momente für mich. Es war großartig, diese Resultate vor so einem Publikum einzufahren, aber schon die Stimmung der Fans während dem Rennen fand ich unglaublich. Sie haben mir jede einzelne Runde zugejubelt! Das waren zwei sehr spezielle Tage für mich."

Titel-Bild zur News: Takuma Sato

Takuma Sato ist vor dem Rennen in Suzuka ein gefragter Mann

Frage: "Träumst du davon, dieses Jahr in Suzuka zu gewinnen?"
Sato: "Gewinnen wird dieses Jahr sehr schwierig, auch wenn es natürlich das ist, wofür wir so hart arbeiten. Ich glaube aber, dass ein Podestplatz drin ist. Das ist das Ziel."#w1#

BAR bestreitet in Suzuka den 100. Grand Prix

Frage: "Für BAR ist Japan der 100. Grand Prix. Macht es das für dich noch außergewöhnlicher?"
Sato: "Natürlich. Wenn wir auch noch ein gutes Resultat schaffen, wäre das für das Team und für Honda das Tüpfelchen auf dem I."

Frage: "Suzuka ist natürlich deine Lieblingsstrecke, oder?"
Sato: "Ja, aus mehreren Gründen. Zunächst einmal habe ich in Suzuka zum ersten Mal überhaupt ein Autorennen gesehen. 1987 habe ich als Zehnjähriger den Japan-Grand-Prix gesehen und das fand ich erstaunlich. Ich habe es geliebt, das Rennen zu sehen. Die Erfahrung hat mich so umgehauen, dass ich von dem Zeitpunkt an wusste, ich muss Formel-1-Fahrer werden. Dafür muss ich mich bei Suzuka wohl bedanken. Dann, als ich schon Rennfahrer werden wollte, besuchte ich die Rennfahrerschule in Suzuka, um meine Fahrkenntnisse auszubauen, und obendrein habe ich ein Förderstipendium gewonnen. Dadurch wird der Ort immer etwas Besonderes für mich bleiben. Jetzt ist Suzuka eine fahrerische Herausforderung. Die Strecke ist aufregend zu fahren und sehr schwierig. Die Kurven fügen sich in die Landschaft ein, es ist also ein sehr natürlicher Kurs. Dahingehend ist Suzuka ein bisschen wie Spa, denn es wurde nicht jedes Element von irgendwem geplant, sondern man hat sich an der Landschaft orientiert. Eine Lieblingskurve in dem Sinn habe ich nicht, es ist die Strecke als Gesamtes - die Kombination aus sehr schnellen und sehr langsamen, dafür aber technisch anspruchsvollen Kurven. Dann gibt es noch die S-Kurven, in denen drei Kurven zu einer Kombination verschmelzen. Das ist eine Extra-Herausforderung. Suzuka ist sehr technisch und eng und man kann nur schwer überholen, aber es gibt schnelle und fließende Kurven und Geschwindigkeiten und Richtungswechsel sorgen für Abwechslung. Vom Auto wird ein komplettes Setup verlangt und vom Fahrer absolute Konzentration."

Frage: "Ist es eine emotionelle und aufregende Erfahrung, einen Grand Prix in der Heimat zu bestreiten?"
Sato: "Ja, das kann man sagen. Für mich ist es das beste Gefühl, dass du als Fahrer haben kannst. Jeder Fahrer wird dir sagen, dass es ein besonderes Gefühl ist, vor deinen eigenen Fans anzutreten."

PR-Arbeit lenkt Sato nur unwesentlich vom Sportlichen ab

Frage: "Beeinträchtigt ein Heimrennen mit dem großen Medieninteresse und den vielen Terminen nicht die Vorbereitung?"
Sato: "Vielleicht ein bisschen. Ich muss vor dem Rennwochenende natürlich jede Menge PR-Termine und Interviews absolvieren und manchmal ist es schwierig, das mit meinem Trainingsplan abzustimmen, aber das Team wägt das sehr gut ab, sodass mir trotzdem ausreichend Zeit bleibt für meine Vorbereitung. Ich mache mir deswegen keine Sorgen, es ist einfach nur ziemlich anstrengend."

Frage: "Lenken dich diese zusätzlichen Verpflichtungen nicht vom Wesentlichen ab?"
Sato: "Nicht wirklich. Klarerweise ist da ein wenig Extra-Druck, aber ich schöpfe ja auch Extra-Energie daraus. Man spürt wirklich die positive Atmosphäre - nicht nur für mich, sondern auch für das Team."

Frage: "Ist der Druck in der Heimat größer als sonst?"
Sato: "Druck ist immer da und schlussendlich ist er in Suzuka ein bisschen größer als woanders. Ich sehe das aber nicht negativ, sondern eher positiv. Ich werde von den Fans großartig unterstützt und die Atmosphäre ist fantastisch. Ich freue mich darauf."

Frage: "Im Training in China hattest du einen Motorschaden. Musst du deinen Fahrstil umstellen, damit so etwas nicht wieder passieren kann?"
Sato: "Nein, denn das war ein fundamentales mechanisches Problem. Der Honda-Motor ist viel besser geworden. Die Zuverlässigkeitsprobleme sind aussortiert und wir können uns jetzt voll und ganz auf die Leistung konzentrieren."

BAR-Honda-Paket müsste in Suzuka eigentlich gut liegen

Frage: "Glaubst du, dass Suzuka eurem Auto entgegenkommen wird?"
Sato: "Wir müssen hart arbeiten, denn nichts ist perfekt, aber insgesamt glaube ich schon, dass die Strecke unserem Auto liegen müsste. Die Balance in den High-Speed-Passagen und die gute Stabilität halten sich in etwa die Waage. Dadurch sollten wir im Rennen konstant sein."

Frage: "Was muss BAR tun, um Ferrari schlagen zu können?"
Sato: "Bevor wir Ferrari schlagen können, müssen wir sie erst einmal einholen. Wir müssen den Abstand verkürzen, der nach wie vor ziemlich groß ist. Wir alle arbeiten hart daran, das zu schaffen. Im Moment sind wir Zweiter bei den Konstrukteuren, also machen wir wohl schon eine Menge richtig, aber nächstes Jahr wollen wir noch näher herankommen."

Frage: "Hast du Zeit, auch einmal ein paar Tage bei deiner Familie zu sein, wenn du schon in Japan bist?"
Sato: "Leider nicht, denn mein Flugticket sagt mir, dass ich schon am Montagmorgen zurück nach Europa muss. Da bleibt natürlich null Zeit dafür, einmal daheim vorbeizuschauen. Ich hoffe jedoch, dass ich meine Familie vor dem Rennen sehen werde und auch, dass sie nach Suzuka kommen."

Frage: "Wie ist die Saison 2004 bisher für dich gelaufen?"
Sato: "Fantastisch! Nicht nur aus persönlicher Sicht, sondern auch für das Team ist es großartig. Wie sehr sich BAR verbessert hat, zeigt, was für ein toller Job da gemacht wurde, und ich bin stolz darauf, Teil davon zu sein. Wir sind aber trotz alledem sehr ehrgeizige Menschen und obwohl wir schon so viel erreicht haben, gibt es noch viel, was sich verbessern lässt. Das bedeutet, dass es nächstes Jahr noch aufregender werden müsste."