BMW nimmt Heidfeld in Schutz

Obwohl Nick Heidfeld in Fuji bereits im ersten Qualifying gescheitert ist, musste er sich seitens seines Teams keine allzu harte Kritik anhören

(Motorsport-Total.com/Premiere) - 95 Tausendstelsekunden fehlten Nick Heidfeld heute auf den Einzug ins zweite Qualifying, was für ihn den 16. Startplatz für das morgige Rennen in Fuji bedeutet. Teamkollege Robert Kubica zog indes wieder in die letzte Phase ein und wurde Sechster. Dennoch hielt sich die Kritik des BMW Sauber F1 Teams an Heidfeld in Grenzen.

Titel-Bild zur News: Nick Heidfeld

Nick Heidfeld war im Qualifying in Fuji mit den zu harten Reifen ohne Chance

BMW Motorsport Direktor Mario Theissen sprach von einer "Fehleinschätzung" der Reifensituation: "Wir haben nicht erwartet, dass die Strecke so viel schneller wird und vor allem dass die weichen Reifen so viel schneller sind als die harten. Das hat sich bisher nicht abgezeichnet. Wir haben beide Fahrer zweimal mit harten Reifen rausgeschickt, während unser Umfeld schon im ersten Qualifying auf die weichen Reifen gewechselt ist", so der Deutsche.#w1#

Weiche Reifen sollten aufgespart werden

"Man versucht natürlich, die weichen Reifen so lange wie möglich aufzuheben." Mario Theissen

Diese Fehlentscheidung habe letztendlich zu den Positionen 14 und 16 nach den ersten 20 Minuten des Qualifyings geführt. Da stellt sich natürlich die Frage: Warum wurden nicht einfach die weichen Bridgestone-Pneus aufgezogen, um auf Nummer sicher zu gehen? "Man versucht natürlich, die weichen Reifen so lange wie möglich aufzuheben", so Theissen. McLaren-Mercedes und Ferrari konnten sich dies heute leisten, Heidfeld nicht.

"Mit den harten Reifen ist Robert gerade noch weitergekommen und Nick gerade nicht mehr", analysierte Theissen. Dies sei "sehr schade für Nick", sagte der 56-Jährige über seinen Landsmann, denn: "Der Zeitunterschied zwischen den beiden Fahrern war gar nicht groß, aber da lag genau die Grenze dazwischen." Kubicas Performance in den beiden folgenden Sessions sei laut Theissen "in Ordnung" gewesen.

Die Schuld für das Reifendilemma wollte der BMW Motorsport Direktor nicht alleine auf Heidfeld abwälzen: "Es war eine gemeinsame Entscheidung", gestand Theissen. "Wir sind davon ausgegangen, dass sich Nick auch mit den harten Reifen deutlich verbessern kann, was ihm auch gelungen ist. Er wurde um eine halbe Sekunde schneller. Im Nachhinein wissen wir aber, dass die weichen Reifen für sich alleine um acht Zehntel schneller waren. Das kam unerwartet."

Kliens Theorie: Zu lange Boxengasse?

"Wir sind sicher ein bisschen im Nachteil, denn wir stehen ganz am Anfang der Boxengasse." Christian Klien

Testfahrer Christian Klien vermutet, dass Heidfeld locker weitergekommen wäre, wenn er die harten Reifen ordentlich auf Temperatur gebracht hätte - gerade beim Deutschen wäre das nicht zum ersten Mal in dieser Saison das Thema. Gut möglich, dass dazu heute die lange Boxengasse in Fuji beigetragen hat, denn auf dem Weg hinaus auf die Strecke sackte die Reifentemperatur jeweils um ein paar Grad ab.

"Am Anfang war die Strecke zum Teil leicht feucht und dadurch war es sehr schwierig, die Reifen auf Temperatur zu bringen. Wir sind sicher ein bisschen im Nachteil, denn wir stehen ganz am Anfang der Boxengasse - und hier ist die Boxengasse extrem lang, sodass die Reifen auf dem Weg raus richtig abkühlen. Warum wir aber genau so weit hinten stehen, müssen wir genau analysieren", so Klien, der zugab, dass Ferrari noch mehr von diesem Problem betroffen war.

Nun konzentriert man sich im BMW Sauber F1 Team auf den bevorstehenden Grand Prix von Japan: "Wir gehen davon aus, dass es trocken bleibt", teilte Theissen in Bezug auf das wechselhafte Wetter mit. "Wir müssen sehen, wann die einzelnen Autos zum Tanken reinkommen. Bei Nick haben wir jetzt die Möglichkeit, die Strategie frei zu wählen. Er kann so viel Benzin nachtanken, wie er will. Damit werden wir uns heute Nachmittag beschäftigen."


Fotos: BMW Sauber F1 Team, Großer Preis von Japan, Samstag