• 30.05.2008 13:26

  • von Stefan Ziegler

BMW hat viel vor in Montréal

Mit gemischten Gefühlen kehrt das BMW Sauber F1 Team an den Ort zurück, wo Robert Kubica 2007 böse crashte

(Motorsport-Total.com) - 52 WM-Punkte hat das BMW Sauber F1 Team nach nur sechs gefahrenen Rennen auf dem Konstrukteurskonto und damit deutlich mehr, als noch vor Jahresfrist. Die Erinnerungen an den Großen Preis von Kanada 2007 könnten aber unterschiedlicher nicht sein: Während Nick Heidfeld im Chaos-Rennen einen klaren Kopf behielt und aufs Podium fuhr, hatte Robert Kubica einen schweren Unfall und kam glücklicherweise unverletzt davon.

Titel-Bild zur News: Robert Kubica

Nicht mehr viel übrig: Aus diesem Wrack entstieg Robert Kubica 2007 unverletzt

"Der Große Preis von Kanada war im vergangenen Jahr ein ganz besonderes Rennen für mich", saget Heidfeld. "Wir waren dort 2007 extrem stark. Ich war im Qualifying Dritter und bin im Rennen aus eigener Kraft Zweiter geworden. Dieses Ergebnis wurde natürlich erstmal überschattet von Roberts Unfall. Erst, als wir wussten, dass er in Ordnung ist, konnten wir uns so richtig freuen."#w1#

Wenig Abtrieb, hohe Beanspruchung für die Bremsen

"Ich hoffe natürlich sehr, dass ich dieses Mal im Qualifying gut abschneide", meinte der 31-Jährige, der in dieser Saison im Qualifying regelmäßig von Teamkollege Kubica gebügelt wird. "Zusammen mit den Ingenieuren arbeite ich daran, die Reifen wieder schnell genug in das Temperaturfenster zu bekommen, in dem sie richtig Grip aufbauen."

"Auf jeden Fall gehört das Rennen in Montréal zu meinen Favoriten", gab Heidfeld abschließend zu Protokoll. "Ich mag die Stadt, die Stimmung und die Rennstrecke. Der Kurs ist sehr schnell, er besteht hauptsächlich aus Schikanen und Geraden. Wir fahren dort mit relativ wenig Abtrieb, die Bremsen werden extrem hart beansprucht."

Trotz Unfall viel Spaß in Montréal

"Ich freue mich auf das nächste Rennen in Montréal", schloss sich Kubica an. "Es ist ein besonderer Grand Prix, die Stadt ist sehr schön, und die Fans sind wirklich enthusiastisch dort. Die ganze Stadt lebt die Formel 1 an diesem Wochenende. Die Rennstrecke in Montréal hat einen komplett anderen Charakter als der Kurs in Monaco, wo wir gerade waren. In Kanada fährt man mit relativ wenig Abtrieb."

"Mir gefällt der Kurs, weil man häufig hart bremsen und beschleunigen muss." Robert Kubica

"Mir gefällt der Kurs, weil man häufig hart bremsen und beschleunigen muss, das ist wie Stop-and-Go-Verkehr. Um aus den langsamen Kurven perfekt herauszukommen, ist eine gute Traktion sehr wichtig. Zu Beginn des Rennwochenendes muss man allgemein vorsichtig sein, weil der Belag dann noch sehr wenig Haftung bietet, der Kurs ist ja keine permanente Rennstrecke."

"Obwohl ich in Montréal 2007 einen sehr heftigen Unfall hatte, ist das einer meiner Lieblingskurse", erläuterte der Pole, der sein Auto bei einem der schwersten Unfälle der letzten Jahre nahezu komplett zerstört hatte. Wie durch ein Wunder war der 23-Jährige bei diesem Horrorcrash unverletzt geblieben, musste nach dem Aufprall und den anschließenden Überschlägen doch das Schlimmste befürchtet werden.

"Gefühlter" Doppelsieg im Vorjahr

"An den Großen Preis von Kanada 2007 haben wir ganz spezielle Erinnerungen", bestätigte auch Teamchef Dr. Mario Theissen. "Robert hat dort einen fürchterlichen Unfall nahezu unbeschadet überstanden, Nick hat als Zweiter das bis dahin beste Ergebnis für unser Team eingefahren. Damals habe ich von einem gefühlten Doppelsieg gesprochen. Wir kommen gern nach Montréal: Der Kurs ist fahrerisch und technisch anspruchsvoll."

"Die langen Geraden verlangen den Motoren alles ab. Keine andere Strecke belastet die Bremsen so stark wie diese. Auch atmosphärisch ist dieses Rennen ein Höhepunkt. Der Circuit Gilles Villeneuve besticht durch seine Insel-Lage im Sankt-Lorenz-Strom. Die Menschen begeistern sich für die Formel 1, das Leben in der Innenstadt pulsiert während des Rennwochenendes regelrecht."

"Auch der Anteil an BMW Fans ist traditionell hoch", stellte Theissen heraus. "Kanada ist für die BMW Group ein wichtiger Markt. Ohne den Großen Preis der USA gibt es leider in diesem Jahr kein Doppelpack in Nordamerika. Wir wollen in Montreal an unsere gute Vorstellung in Monaco anknüpfen."

Kein Raum für Fahrfehler

"Die Kombination von langen Geraden und Schikanen macht den Kurs von Montréal zu einer sogenannten 'Medium Downforce'-Strecke, für die wir ein spezielles Aero-Paket entwickelt haben", erklärte Willy Rampf. "Neben einem modifizierten Frontflügel umfasst dieses auch einen völlig neuen Heckflügel. Um den Luftwiderstand zu reduzieren, werden wir hier zudem auf einige Zusatzflügel verzichten, auch auf jenen auf der Fahrzeugnase."

"Keine andere Strecke belastet die Bremsen so hoch wie die in Montréal." Willy Rampf

"Vor allem auf der langen Geraden vor der letzten Schikane kann man gut überholen, wenn die Höchstgeschwindigkeit stimmt. Keine andere Strecke belastet die Bremsen so hoch wie die in Montréal. Dementsprechend verwendet man die größten Bremsbelüftungen sowie Bremsscheiben mit besonders hoher Standfestigkeit."

"Genau wie in Monaco kommen auch in Kanada die weichsten Reifenmischungen zum Einsatz, um beim Herausbeschleunigen aus den langsamen Kurven gute Traktion zu haben", blickte der technische Direktor abschließend voraus. "Die Strecke verlangt von den Piloten höchste Konzentration, denn sie bestraft die kleinsten Fahrfehler: An vielen Stellen gibt es Mauern, und neben der Ideallinie ist die Strecke immer extrem verschmutzt."