Bleibt Davidson am Ende wieder auf der Strecke?

Anthony Davidson spekuliert insgeheim auf eine Beförderung zum Stammpiloten bei BAR-Honda - Gerüchte um einen Wechsel zu Midland

(Motorsport-Total.com) - Im Vergleich zu den vergangenen Jahren kam diesen Sommer relativ spät Schwung ins traditionelle Transferkarussell, dafür dreht es sich nun umso schneller. In den munteren Cockpitpoker ist dieser Tage auch BAR-Honda-Testfahrer Anthony Davidson eingestiegen, der vom Reservistendasein endgültig die Nase voll hat und 2006 Rennen fahren will.

Titel-Bild zur News: Anthony Davidson

Würde den Massagetisch gerne gegen ein Cockpit eintauschen: Anthony Davidson

"Ich möchte bei BAR bleiben. Das ist das Team, das ich liebe. Aber unabhängig davon, was passiert, möchte ich Rennfahrer sein. Ich habe beim Testen so viel wie möglich gelernt und muss endlich wieder Rennen bestreiten", erklärte der 26-Jährige gegenüber 'Autosport-Atlas'. Bisher startete er lediglich in drei Grands Prix, zweimal 2002 für Minardi-Cosworth und einmal zu Beginn der laufenden Saison für BAR-Honda. Eine Zielflagge bekam er dabei nie zu Gesicht.#w1#

Davidson einer der fleißigsten Testfahrer der Formel 1

Die Testfahrerrolle nimmt Davidson nun schon seit fast fünf Jahren ein, wobei er 2004 im Rahmen der Rennwochenenden zumindest in den Freitagstrainings zum Zug kam. Durch den zweiten WM-Rang verlor BAR-Honda jedoch das Anrecht auf ein drittes Auto - und der Jungpilot verschwand für die Öffentlichkeit wieder von der Bildfläche. Dennoch hat er seit 1. Januar nicht weniger als 11.500 Testkilometer zurückgelegt, was fast 40 kompletten Renndistanzen entspricht.


Die Experten sind sich daher einig, dass er nun endlich den Schritt in ein Stammcockpit machen muss, weil er ansonsten als dritte Geige versauern könnte. Doch wo soll der Brite andocken? BAR-Honda hat Rubens Barrichello bereits unter Vertrag genommen, möchte gleichzeitig Jenson Button halten und soll Nick Heidfeld angeblich ein Angebot gemacht haben. Obwohl Takuma Sato wahrscheinlich durch den Rost fallen wird, stehen die Chancen für Davidson also schlecht.

'Autosport-Atlas' wittert nun aber eine Chance beim neuen Midland-Team, welches 2006 aus Jordan hervorgehen wird. Bei der Truppe aus Silverstone ist seit Anfang Juni Adrian Burgess Sportlicher Direktor - also jener Mann, der Davidson 2001 als Renningenieur in der Britischen Formel 3 zum Vizetitel hinter Sato führte. Weil Midland nächstes Jahr voll angreifen möchte und möglicherweise nur noch einen Bezahlfahrer engagieren wird, könnte sich durchaus eine Tür auftun.

Midland: "Wir sind definitiv an Anthony interessiert"

"Wir sind definitiv an Anthony interessiert. Er ist ein gutes Talent", sagte Burgess. "Wenn wir einen Fahrer mit seiner Erfahrung und seinen Qualitäten hätten, könnte uns dieser viel über das Auto erzählen und die Weiterentwicklung vorantreiben." Man habe aber auch andere Personaloptionen: "Wir sprechen mit mehreren Fahrern, unsere aktuellen eingeschlossen, denn es ist nicht gesagt, dass wir zwei Bezahlfahrer haben werden", betonte er.

Allerdings hat sich Davidson bisher immer dagegen gesperrt, zu einem Nachzüglerteam zu wechseln, weil er stets dachte, dies könne seiner Karriere mehr schaden als gut tun. Inzwischen droht er jedoch auf dem Abstellgleis einzurosten, weshalb ihm seine Berater nahe legen könnten, eine Risikokarte zu ziehen und sich mit Topleistungen für höhere Aufgaben zu empfehlen. Dass er über das notwendige Talent verfügt, steht in Szenekreisen ja außer Frage.

Minimale Chance auf einen Vertrag bei Frank Williams

Theoretisch könnte der 26-Jährige noch im Team von Frank Williams und Patrick Head unterkommen, falls BAR-Honda den beiden Davidson plus einen bestimmten Geldbetrag im Tausch gegen Button, der bei WilliamsF1 einen gültigen Vertrag für 2006 hat, anbieten sollte. Schon diese Saison galt Davidson ja als Wunschkandidat der Herren aus Grove, weil er von BAR-Honda keine Freigabe bekam, war am Ende jedoch Nick Heidfeld der lachende Dritte.

Sollte es 2006 wieder nicht mit einem Rennvertrag klappen, würde sich bei Davidson wohl langsam Frust breit machen, schließlich wurde er von BAR-Honda jahrelang unter dem Versprechen aufgebaut, dass er eines Tages die Nachfolge Buttons antreten würde. Sportchef Gil de Ferran hat nun jedoch Barrichello als Zugpferd geholt - und so könnte das britische Talent ein weiteres Jahr lang nur eine undankbare Statistenrolle spielen.