• 10.10.2016 23:52

  • von Daniel Halder

Blaue-Flaggen-Zoff: Esteban Ocon will kein Prügelknabe sein

Der Manor-Pilot ist der Meinung, dass beim Überrunden immer ein Kompromiss nötig sei - "Werden sie nicht vorbeilassen, wenn wir noch drei Sekunden vorne liegen"

(Motorsport-Total.com) - Es war fast schon der Running Gag am Boxenfunk während des Großen Preises von Suzuka: "Blue flag! Come on, blue flag", beschwerten sich die Top-Piloten beim Überrunden immer wieder über Nachzügler, die ihnen ihrer Meinung nach zu lange im Weg standen. Besonders die Ferrari-Fahrer Sebastian Vettel und Kimi Räikkönen machten ihrem Ärger lauthals Luft. "Lächerlich", schimpfte der Deutsche via Teamradio, "verrückt" nannte der Finne sogar noch nach dem Rennen einige der Hinterbänkler.

Titel-Bild zur News: Esteban Ocon

Manor-Rookie Esteban Ocon setzt sich gegen die Überrundungs-Kritik zur Wehr Zoom

Obwohl sich Vettel nach dem Grand Prix versöhnlich zeigte, wurmen ihn die Probleme beim Überrunden. Bis zu vier Sekunden habe er im Kampf gegen Lewis Hamilton aufgrund von langsameren Fahrzeugen vor ihm verloren, so seine Schätzung. "Ich hatte das Pech, dass ich immer in den Kurven auf sie aufgelaufen bin, wo es für sie schwierig ist, aus dem Weg zu gehen", sagt er und meint vor allem sein Scharmützel mit Landsmann Pascal Wehrlein.

Auch dessen Manor-Teamkollege Esteban Ocon zog sich in Japan den Ärger einiger Topfahrer zu. Die Mercedes-, Ferrari- und Red-Bull-Stars liefen auch immer wieder auf den jungen Franzosen auf und hatten Schwierigkeiten beim Überrunden - kein Wunder, wie Ocon meint: "Die Strecke in Suzuka ist so eng und es gibt so viele schnelle Kurven hier, dass man den Hintermann automatisch behindert, wenn man eine Sekunde voneinander getrennt ist."

Ocon: "Es ist nicht einfach"

Ocon (zum Fahrer-Porträt) zeigt dabei durchaus Verständnis für die Führenden und weiß: "Die Aerodynamik lässt nach, wenn du aufläufst und du verlierst Geschwindigkeit." Gleichzeitig setzt er sich aber zur Wehr und hat keine Lust, als Prügelknabe für Top-Piloten zu dienen: "Es ist nicht einfach. Wir werden sie nicht vorbeiwinken, wenn wir noch drei Sekunden vor ihnen liegen."

Der Newcomer erklärt: "Wir versuchen jede Runde ein Zehntel herauszuquetschen und wenn wir dann jemanden vorbeilassen, der noch drei Sekunden zurückliegt, verlieren wir eben wieder ganze drei Sekunden. Also muss man Kompromisse machen", gibt Ocon Einblicke ins komplizierte Leben im Formel-1-Hinterfeld.


Großer Preis von Japan

Auch auf dem engen Suzuka Circuit liegt abseits der Ideallinie viel Gummiabrieb. Wer die Innenbahn freigibt, um jemanden durchzuwinken, muss besonders stark vom Gas gehen, weil es auf der Außenseite so wenig Grip gibt. "Wir kämpfen mit unseren Mitteln, sie kämpfen - schlussendlich fahren wir alle unser eigenes Rennen und versuchen unser Bestes, aber manchmal passiert so etwas dann halt", sieht der Manor-Pilot wenig Chancen, es zukünftig allen recht machen zu können. Will er auch gar nicht, wie er durchaus forsch zugibt: "Wahrscheinlich beschweren sie sich dann auch über mich. Aber das kümmert mich nicht!", so Ocon abschließend.