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  • 29.04.2015 15:51

  • von Dominik Sharaf

Bitte recht freundlich! Neuer Umgangston bei McLaren

Wieso Rennleiter Eric Boullier seine Mitarbeiter nun "bittet" und ihnen nicht mehr "sagt", was sie zu tun haben - Upgrade-Ausschuss von 50 auf zehn Prozent gesenkt

(Motorsport-Total.com) - McLaren war nie als warmherziges Unternehmen bekannt, sondern genoss den Ruf des unnahbaren Technokraten der Formel 1. Seit Jahren macht im Paddock die Geschichte die Runde, es sei den Angestellten in Woking verboten, Frühstücksbrote im Büro zu essen, weil sie krümeln könnten - ob Mythos oder Wahrheit, mit strenger Hierarchie haben die Verantwortlichen gebrochen. "Die Leute im Unternehmen fühlen, dass sie näher dran sind am Auto - vielleicht näher als jemals zuvor", sagt Matt Morris.

Titel-Bild zur News: McLaren-Mechaniker an den Reifen

Buckeln gibt es bei McLaren nur noch beim Beschriften der Reifen Zoom

Der Ingenieursdirektor sieht darin den Schlüssel zu sportlichen Fortschritten: "Vor dem Umbruch hatten einige den Eindruck, einfach das zu tun, was ihnen gesagt wurde, als wirklich Teil des Prozesses zu sein", erklärt Morris und erkennt neue Produktivität unter den Angestellten: "Die Menschen fühlen sich bestärkt, das Auto ist ein Stück von ihnen selbst und darauf sind sie stolz." Daran beteiligt ist der neue Rennleiter Eric Boullier, der schon Lotus mit kreativer Philosophie auf Vordermann brachte.

Der Franzose beschreibt den Mix aus gesundem Leistungsdruck und flacher Hierarchie, der nach der Honda-Rückkehr dabei helfen soll, dass Blatt zu wenden. "Es gibt auf jeder Ebene eine klare Führung. Die Moral, Leuten etwas zu 'sagen', ist jetzt eine, die Leute um etwas zu 'bitten'. Sie sind motivierter!", meint Boullier, der Aufgabenbereiche neu definierte und sich darum bemühte, wieder eine klare Trennung zwischen dem Formel-1- und kommerziell schwachen Sportwagensegment herbeizuführen.

Der von Red Bull gekommene Chefaerodynamiker Peter Prodromou hat auch inhaltlich kräftig am Programm geschraubt. "Über die vergangenen Jahre hinweg ist das Team Stück für Stück von seinem Weg abgekommen - aerodynamisch gesehen. Klar ist: Hätten wir mit dem bestehenden Konzept weitergemacht, hätte es nicht viel zu ernten gegeben", erklärt er den Umbruch am Zeichenbrett. Boullier stellt erfreut fest, dass alle Maßnahmen wirken: "Die Hälfte der Upgrades im vergangenen Jahr hat nicht funktioniert. Das haben wir auf zehn Prozent gesenkt."