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Bis 2030: Alpine will eine Frau in die Formel 1 bringen

Vom Kartsport in die Formel 1: Warum Alpine ein spezielles Nachwuchsprogramm für Frauen auflegt und was dieses Projekt bis 2030 erreichen soll

(Motorsport-Total.com) - Alpine hat ein neues Projekt gestartet: "Rac(H)er". Bis 2030 will die französische Marke nicht nur für mehr Diversität unter seinen Angestellten sorgen, sondern auch eine Frau in die Formel 1 bringen.

Titel-Bild zur News: Fernando Alonso im Alpine A522 in der Formel-1-Saison 2022

Fernando Alonso im Alpine A522 in der Formel-1-Saison 2022 Zoom

Laurent Rossi als Geschäftsführer von Alpine zeigt sich hier zuversichtlich: "Es gibt keinen Grund, warum Frauen das nicht schaffen sollten, aber der Weg ist lang. [Wir reden] von einem über acht Jahre laufenden Projekt, und es beginnt jetzt", so sagt er bei der 'BBC'.

Schon "in den kommenden Wochen" würden vier bis fünf Mädchen neu in den Kartsport einsteigen. Unter der Förderung von Alpine sollen sie in den nächsten Jahren erst in den Formelsport wechseln und dann sämtliche Nachwuchsklassen durchlaufen. Die Krönung des Programms wäre dann der Einstieg als Stammfahrerin in die Formel 1.

Vom Kartsport in die Formel 1 mit Alpine-Förderung

"Die Idee ist: Lasst uns ganz vorne anfangen und sicherstellen, dass wir einen Weg aufbauen. Genau so, wie wir es für Männer getan haben. Ich bin überzeugt davon: Wenn wir das machen, kriegen wir eine viel größere Erfolgschance für Frauen", meint Rossi.

"Es geht nur darum, die richtigen Rahmenbedingungen zu schaffen, und darum, Perspektiven zu ändern und Vorurteile abzubauen. Ich schätze, derzeit glauben 99 Prozent der Frauen, es ist nicht machbar. Wir sprechen derzeit aber auch nur einen sehr kleinen Anteil der Frauen an."

"Wenn wir es aber öffnen, dann wer weiß? Dann kriegen wir rein statistisch betrachtet mehr Frauen, die es probieren wollen. Und wir werden sie trainieren. Hoffentlich gibt es dann mehr Frauen, die dazu in der Lage sind, es [in die Formel 1] zu schaffen."

Alpine-Chef: Frauen kriegen das hin!

Die bislang letzte Frau, die an einem Formel-1-Rennwochenende im Rennwagen saß, ist Susie Wolff. Die Ehefrau von Mercedes-Teamchef Toto Wolff bestritt 2014 das Freitagstraining zum Großbritannien-Grand-Prix in Silverstone für Williams - 22 Jahre nach dem bislang letzten Auftritt einer Frau bei einer Grand-Prix-Veranstaltung: 1992 meldete Giovanna Amati für drei Rennen mit Brabham, verfehlte aber jeweils die Qualifikation.

Rossi selbst sehe keinen Grund, weshalb Frauen in der "Königsklasse" des Motorsports nicht erfolgreich sein könnten: "Frauen fliegen Kampfjets und werden Astronautinnen. Sie könnten auch ein Formel-1-Auto fahren. Da bin ich mir sicher."


Fotostrecke: Susie Wolff: Die Karriere einer Frauenhoffnung

Rossi will mit seinem Projekt auch die These widerlegen, Frauen könnten im Motorsport körperlich nicht mit Männern mithalten. Dazu sagt er: "Wenn Fernando Alonso mit 40 ein Formel-1-Auto bewegen kann, dann sehe ich nicht, weshalb das eine super-fitte Frau mit 30 nicht schaffen könnte."

"Ich selbst bin 40 und weiß, was das bedeutet. Ich bin mir daher ziemlich sicher: Eine super-fitte Frau mit 30 würde Fernando in den meisten körperlichen Aktivitäten besiegen. Wenn er also jetzt ein Formel-1-Auto ziemlich gut fahren kann, dann ist das ein gutes Beispiel dafür, dass nicht körperliche Kraft [alleine] der Schlüssel zum Erfolg ist."

Finanzielle Grundlagen schaffen für das Rac(H)er-Projekt

Doch ein Schritt nach dem anderen: Erst einmal gelte es für Alpine, die Grundlagen für das neue Projekt zu legen. Die Sportabteilung von Renault will unter anderem für "das richtige finanzielle Paket" sorgen und aktiv auf Sponsorensuche gehen mit dem Ziel, einen Fonds für weibliche Motorsport-Talente anzulegen.

Parallel dazu verschreibt sich Alpine internen und externen Schulungsprogrammen und will junge Frauen vor allem dazu ermuntern, wissenschaftliche und technische Ausbildungen anzustreben. Ein Mentoring-Programm soll anschließend dabei helfen, mehr Frauen für Arbeitsplätze bei Alpine zu begeistern und sie bei ihrer Laufbahn im Unternehmen unterstützen.

50 Prozent der neuen Mitarbeiter sind Frauen

In der dazugehörigen Pressemitteilung heißt es: "Wir wollen die Diversität Schritt für Schritt erhöhen. Das Ziel lautet, dass [die Belegschaft] in fünf Jahren zu 30 Prozent aus Frauen besteht." Zum Vergleich: Für 2022 gibt Alpine einen Wert von zwölf Prozent an. Eine erste Maßnahme: Künftig sollen 50 Prozent der neuen Mitarbeiter Frauen sein.

"Wir wollen hier nicht nur Statistiken verschieben", sagt Claire Mesnier als Personalchefin von Alpine. "Wir haben ein einmaliges, langfristiges Projekt angeschoben, das auf den Einsatz aller Angestellten baut. Die Herausforderung ist einerseits, Reflexion innerhalb der Teams anzustoßen, aber andererseits auch konkrete Pläne zu entwickeln, wie wir als Unternehmen vorankommen."

Die Chefetage des französischen Unternehmens gehe hier mit gutem Beispiel voran: "50 Prozent des Managements sind Frauen. Nicht, weil wir damit eine Quote zu erfüllen hätten, sondern weil sie die Besten sind in ihrer jeweiligen Disziplin, um ihrer Rolle und ihrer Verantwortung gerecht zu werden."