Bianchi und der F1-Traum: Einfach lächeln und genießen

Marussia-Pilot Jules Bianchi fühlt sich als Stammfahrer in der Königsklasse wohl, sieht keinen großen Unterschied zwischen den Teams und freut sich auf Monaco

(Motorsport-Total.com) - Er ist die Überraschung des Hinterfeldes: Jules Bianchi kam zwar erst spät als Vertretung für Luiz Razia zum Marussia-Team, doch seit seiner Bestätigung liefert der junge Franzose einen tadellosen Job ab und schlägt seine Konkurrenten am Ende des Feldes bisher deutlich - obwohl er nicht einmal annähernd so viele Testtage hatte wie sein Teamkollege Max Chilton. Doch das scheint Bianchi nicht weiter zu beeinflussen.

Titel-Bild zur News: Jules Bianchi

Jules Bianchis Traum, ein Formel-1-Fahrer zu werden, ist endlich Realität Zoom

"Ich habe den Platz bei Marussia ziemlich spät bekommen. Zwar hatte ich nicht viele Wintertesttage, aber immerhin bekam ich die Chance, eineinhalb Tage zu testen - was sehr gut war", so Bianchi gegenüber 'formula1.com'. "Ich fühlte mich in Melbourne gut vorbereitet, das hat mir geholfen, ein richtig gutes Rennen dort zu fahren. Ich habe mich in Malaysia dann erneut verbessert, also ist das ermutigend für den Rest der Saison."

Für Bianchi sprangen bisher die Ränge 13 und 15 heraus. Zwar erntete der 23-Jährige damit keine Punkte - aber jede Menge Anerkennung im Fahrerlager. "Ich bin glücklich, so wie die Dinge bisher gelaufen sind", nickt der Marussia-Pilot zufrieden. "Wir haben die ersten beiden Rennen mit guten Resultaten beendet, aber wir müssen weiter arbeiten, weil wir einfach mehr wollen. Wir müssen nun einen Schritt vorwärts machen und schauen, was wir tun können."

In seinem neuen Team fühle sich der ehemalige GP2-Pilot aber rundum wohl. Zwar kenne er noch nicht alle Personen bei Marussia, "trotzdem habe ich mit Sicherheit eine gute Beziehung zu ihnen. Es ist ein sehr freundliches Team, wie eine kleine Familie - und kleiner als die anderen Teams, bei denen ich gewesen bin. Das macht es einfacher für mich, alle Namen zu lernen", grinst Bianchi.

Kaum Unterschiede: Ferrari, Force India und Marussia

Dennoch würde sich Marussia gar nicht so sehr von den anderen Teams unterscheiden: "Marussia arbeitet ähnlich wie Force India oder Ferrari", sagt Bianchi. Eine Pauschalaussage ohne Wissenshintergrund kann man dem Rennfahrer allerdings nicht unterstellen, schließlich war er sowohl für Force India als auch für Ferrari als Testfahrer tätig - zudem wird der 23-Jährige sowieso von Ferrari unterstützt.

Aber jetzt liegt die Aufmerksamkeit Bianchis erst einmal bei seinem aktuellen Team Marussia: "Wir wissen, dass wir uns verbessern müssen, aber wir arbeiten auf die gleiche Art. Es gibt keinen großen Unterschied zwischen Marussia, Ferrari und Force India." Dass letztere sich am Ende gegen Bianchi (und für Adrian Sutil) entschieden haben, war für den Franzosen ein Schock, den er aber mittlerweile überwunden hat.


Fotos: Jules Bianchi, Großer Preis von Malaysia, Sonntag


"Es war ziemlich hart für mich, dass Force India einen anderen Fahrer wollte", gibt Bianchi zu. "Aber danach hatte ich die Chance, bei Marussia zu sein, und ich bin sehr glücklich hier. Ich denke, wir haben ein gutes Team und wir verbessern uns stetig, was sehr positiv ist. Ich glaube, dass wir bald ein sehr gutes Team sein können." Und diese Verbesserungen lassen sich auch auf dem Zeitenmonitor feststellen. In der Qualifikation von Malaysia fehlten Bianchi gerade einmal etwas mehr als zwei Zehntel auf Valtteri Bottas (Williams) und Jean-Eric Vergne (Toro Rosso).

Das Q1 gewonnen hatte übrigens Adrian Sutil im Force India. Hätte sich das Team für Jules Bianchi entschieden, würde der Franzose wohl nicht am Ende des Feldes herumfahren müssen. Doch das ist für ihn kein Thema mehr. Auch Groll oder Motivation, es dem Team zu zeigen, hegt er nicht: "Der Fakt, dass Force India mich nicht wollte, ändert überhaupt nichts. Ich war schon immer motiviert, ich habe kein Extraverlangen, mich beweisen zu müssen. Ich möchte nur zeigen, dass ich gut genug für die Formel 1 bin und dass ich das Cockpit verdiene. Ich versuche einfach mein Bestes."

Fahren statt Rumsitzen

Als einer von fünf Neulingen ist der Marussia-Pilot in diesem Jahr in die Saison gestartet - und alle zeigen sich beeindruckt von der neuen Welt, die sie in der Königsklasse erwartet. "Im letzten Jahr war ich Ersatzfahrer bei Force India, aber als Rennfahrer ist es total anders", beschreibt Bianchi. "Als Ersatzfahrer sitzt du nur da und weißt nicht wirklich, was du tun sollst, weil du nur Rennen fahren kannst, wenn jemand krank wird oder so. Ein offizieller Fahrer zu sein ist etwas sehr Schönes - es macht schon einen Unterschied."

Jules Bianchi, Giedo van der Garde

Die Rivalen von Caterham hält der Franzose bisher deutlich in Schach Zoom

"Das Leben außerhalb der Strecke hat sich aber nicht verändert", erklärt er. "Ich trainiere viel, aber das war auch im vergangenen Jahr und im Jahr davor so. Das Leben ist also relativ gleich geblieben, obwohl ich nun ein bisschen beschäftigter bin, weil ich ein paar andere Dinge tun muss. Aber ich freue mich auf jedes einzelne Rennen, denn in der Formel 1 möchte man immer die ganze Zeit fahren."

"Natürlich war es ein wenig seltsam, als ich die erste Fahrerparade zusammen mit Leuten wie Sebastian Vettel und Lewis Hamilton gemacht habe, weil ich es immer am TV verfolgt habe, anstatt dabei zu sein. Es ist echt anders, aber am Ende des Tages sind wir hier, um gegeneinander Rennen zu fahren, also sind wir auf dem gleichen Level - auch wenn ich derzeit hier bin, um zu lernen. Es ist ein wenig seltsam, aber gleichzeitig auch schön."

Monaco als Quasi-Heimspiel

Ein erstes Saisonziel hat sich der 23-Jährige auch schon gesteckt. Als Marussia-Pilot könnte man auf die Idee kommen, dass man den ersten Punkt für das russische Team einfahren möchte, doch daran denkt Bianchi nicht: "Ich möchte in jedem Rennen ins Ziel kommen", sagt er selbstbewusst. "Ich werde versuchen, keine Fehler zu machen, obwohl ich denke, dass es schwierig sein wird, eine ganze Saison lang keinen einzigen Fehler zu machen."

Jules Bianchi

In der GP2 durfte Bianchi bereits sein Heimspiel in Monaco auskosten Zoom

Besonders bei einem Grand Prix sei das besonders wichtig, denn auf den freut sich der Rookie schon riesig: "Mit Sicherheit werde ich sehr glücklich sein, in Monaco zu fahren, denn es ist wie mein Heimrennen". Bianchi wurde 1989 im 20 Kilometer entfernten Nizza geboren. "Ich werde mich freuen dorthin zu kommen", ist er schon aufgeregt. Bereits 2010 und 2011 durfte Bianchi jeweils zwei GP2-Rennen im Fürstentum bestreiten - inklusive einem dritten Platz.

Doch die Formel 1 sei noch einmal eine andere Kategorie: "Ich habe mein ganzes Leben lang entgegengesehen, ein Formel-1-Fahrer zu sein. Es ist etwas Besonderes und ich genieße es stark - und ich hoffe, dass es während der gesamten Saison so bleibt. Es gibt nur 22 Formel-1-Fahrer auf der ganzen Welt, also muss man lächeln und genießen, was man tut", so Bianchi abschließend.

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