• 09.04.2013 16:48

  • von Christian Schrader

Chilton: "In der Formel 1 ist alles ein Level höher"

Für Neuling Max Chilton ist der Sprung in die Königsklasse ein großer und teilweise "surrealer" - Unterstützung erhält er von seinen Freunden und seiner Familie

(Motorsport-Total.com) - Zwei Rennen sind in der noch jungen Formel 1-Saison 2013 absolviert, es kann eine erste Bilanz gezogen werden. So auch von Max Chilton, dem Nachfolger von Timo Glock beim Marussia-Team. Belegte der 22-Jährige 2011 in der Endabrechnung der GP2-Serie noch Platz 20, erreichte er im vorigen Jahr bereits Platz vier. Nun also der Sprung in die Formel 1. Was genau ist der Unterschied zwischen der Nachwuchsserie und der Königsklasse?

Titel-Bild zur News: Max Chilton

Max Chilton ist einer von fünf Rookies im diesjährigen Starterfeld Zoom

"Du hast definitiv mehr zu tun, wenn du Formel-1-Fahrer bist", wird Chilton von 'Formula1.com' zitiert, "denn es gibt nicht nur mehr Rennen, sondern man muss auch immer auf der Höhe sein." Waren es in der GP2 noch zwölf Renn-Meetings, sind es dieses Jahr deren 19. "Es verändert deine Lebensgewohnheiten, man muss sich die Dinge einteilen und mehr als vorher trainieren", so Chilton über die ungewohnten Anforderungen in der Königsklasse des Motorsports. "Du verbringst jeden Augenblick mit Training, im Simulator oder mit der Vorbereitung auf das nächste Rennen - es ist alles ein Level höher."

Physisch seien laut dem Neuling in manchen Fällen sogar Formel-1-Rennen leichter als die in der GP2, "vor allem hinsichtlich der Kraft im Oberkörper, wegen der Servolenkung". Formel-1-Rennen seinen zwar länger, durch die höhere Anzahl an Boxenstopps, die das Rennen unterbrechen, gehe es nach Chilton aber gefühlt ein bisschen schneller. Die Reisestrapazen und die Pressetermine haben im Vergleich zur GP2 aber deutlich zugenommen. Als Formel-1-Fahrer ist Chilton ein gefragter Mann: "Man hat mehr Dinge zwischen den Rennen zu erledigen, PR- oder TV-Termine, Training oder was auch immer - man hat nicht mehr wirklich viele freie Tage."

Auch als Formel-1-Pilot auf dem Boden geblieben

Trotz der aktuell knapp bemessenen Freizeit ist ihm nach zwölf Jahren Motorsport der Kontakt zu seinem Umfeld wichtig: "Ich habe eine tolle Familie und tolle Freunde. Ich bin mit dem gleichen Freundeskreis aufgewachsen, den ich auch heute noch habe", sagt der in Reigate geborene Brite. Die Stadt in Surrey im Süden Englands hat knapp unter 22.000 Einwohner. Hier ist Chilton einer von ihnen und fühlt sich bei seinen alten Kumpels gut aufgehoben. "Es ist schön, bei meinen Freunden ein paar Minuten weg vom Motorsport und einfach normal zu sein." Im Mittelpunkt steht Chilton, wie er betont, dann jedoch nicht: "Sie sagen oft: 'Gut gemacht, ich habe dein letztes Rennen gesehen.' Aber das ist alles und wir sind wieder ganz normale Freunde, die über normale, langweilige Dinge reden."

Die Heimat erdet, in der Manege des Formel-1-Zirkus' findet es Chilton im Gegensatz dazu "immer noch surreal, bei der Fahrerparade neben einem Sebastian Vettel und Fernando Alonso zu stehen". Aber viele Fahrer, so der Neuling, "sind nett, haben sich um mich gekümmert und ich habe mich nicht fehl am Platz gefühlt. Ich bin sicher, in ein paar Rennen fühlt sich das ganz normal an."

Seine ersten beiden Rennen hat der junge Brite hinter sich; in Australien kam er auf Platz 17, in Malaysia auf Platz 16 ins Ziel - immer jeweils zwei Runden hinter dem Sieger. "Aus fahrerischer Sicht gibt es definitiv Bereiche, an denen ich arbeiten möchte", gibt sich Chilton selbstkritisch, "aber mein Hauptziel für die ersten Rennen war, das Auto nach Hause zu bringen und die Caterhams zu schlagen." Das hat er - zumindest in Australien - auch teilweise geschafft, als er mit Giedo van der Garde immerhin einen Caterham-Piloten hinter sich ließ. In Australien und Malaysia habe er Probleme gehabt, aber, so ist sich Chilton sicher, "man lernt an einem perfekten Wochenende nicht so viel wie an einem, wo es nicht gut läuft".


Fotos: Max Chilton, Großer Preis von Malaysia


Jeden Moment genießen

Die Möglichkeit, sich in der Formel 1 beweisen zu dürfen, macht den Marussia-Piloten glücklich: "Nicht viele Menschen bekommen die Chance, Formel-1-Fahrer zu werden, ich genieße also jeden Moment davon." Maßgeblichen Anteil an dieser Chance hat sein Vater Grahame Chilton. Der Vorsitzende von Aon Benfield und stellvertretende Vorsitzende der Aon-Gruppe in Personalunion unterstützt den Sohnemann mit dem einen oder anderen Pfund tatkräftig bei der Verwirklichung seines Traums.

Den nötigen Biss will Chilton jun. dabei aber nicht vermissen lassen: "Man muss hart arbeiten und auf jedem Gebiet fokussiert sein." Da er nach eigenen Aussagen der Formel 1 noch lange erhalten bleiben möchte, lebe er mit den Konsequenzen des Berufs und genieße ihn zur selben Zeit, denn "es macht keinen Sinn, einen Job zu haben, den man nicht mag. Im Moment genieße ich es und möchte ihn weitermachen."