"Bernie hat einen großen Vorteil in diesem Spiel"

Max Mosley und Ron Walker stellen sich auf Ecclestones Seite - Stoddart liebäugelt mit einem Formel-1-Posten innerhalb der FIA

(Motorsport-Total.com) - FIA-Präsident Max Mosley ist zuversichtlich, dass die Formel 1 auch nach 2008 in ihrer derzeitigen Form existieren wird. Dies erklärte er heute bei einem Treffen mit Journalisten, bei dem er unter anderem über das neue Concorde Agreement sprach, das Ferrari als bisher einziges Team unterschrieben hat.

Titel-Bild zur News: Bernie Ecclestone und Max Mosley

Bernie Ecclestone und Max Mosley stehen derzeit recht häufig im Rampenlicht

Neuesten Informationen zufolge soll sich Formel-1-Promoter Bernie Ecclestone gestern mit jenen neun Teamchefs getroffen haben, die zuletzt alle Bemühungen der FIA bezüglich der Zukunft des Sports boykottiert haben. Dabei hat der 74-Jährige nicht nur die Bedingungen des neuen Concorde Agreements präsentiert, sondern vor allem auch Bonuszahlungen für all jene in den Raum gestellt, die sich ihm schon vor Ablauf des derzeitigen Concorde Agreements anschließen.#w1#

Wer unterschreibt, kassiert nach neuem Concorde Agreement

Über die Höhe dieser Bonuszahlungen kann derzeit nur spekuliert werden, fest steht aber, dass jedes Team, welches das neue Concorde Agreement schon jetzt unterschreibt, in höherem Maße an den Einnahmen des Sports beteiligt wird - eben nach den neuen Bedingungen. Das heißt in anderen Worten, dass Ferrari schon jetzt in den Genuss günstigerer Konditionen kommt, während für die restlichen Teams die schlechteren Bedingungen des alten Concorde Agreements gelten.

Auf diese Weise will Ecclestone speziell jene Teams, die finanziell unter einem gewissen Druck stehen, dazu bringen, sich ihm möglichst bald anzuschließen. Umgekehrt hat aber die Herstellervereinigung 'GPWC' für die nächsten Tage ein weiteres Meeting angekündigt, bei dem sie ihr finanzielles Paket präsentieren will. Erst nach Sammeln der Argumente beider Seiten kann man von Entscheidungen bei den neun noch unschlüssigen Rennställen rechnen.

FIA-Präsident Mosley ist jedenfalls zuversichtlich, dass sich Ecclestone am Ende durchsetzen wird: "Der Unterschied zwischen Bernie und der 'GPWC' ist, dass Bernie Verträge mit den Veranstaltern hat, die weit ins neue Concorde Agreement hineinreichen. Außerdem besitzt er die Marke 'Formel 1'. Bernie hat einen großen Vorteil in diesem Spiel", so der Brite, der der Meinung ist, dass es die Automobilhersteller fast eine Milliarde Euro kosten würde, eine eigene Rennserie aufzusetzen.

Ecclestone-Freund Walker appelliert an seine Kollegen

Rückendeckung erhält Ecclestone auch von Ron Walker, dem Veranstalter des traditionellen Saisonauftakts im Melbourner Albert Park. Walker gilt als enger Vertrauter des Formel-1-Promoters und hat sämtliche Streckenbetreiber per Fax kontaktiert und sie darum gebeten, etwaigen Angeboten der 'GPWC' eine klare Absage zu erteilen. Sein Motto: "Warum ein Rad reparieren, wenn es doch gar nicht gebrochen ist?"

"Manche von Ihnen sind relativ neu in diesem Sport", schrieb er laut unseren britischen Kollegen von 'Autosport', "während andere eine lange und ehrenhafte Geschichte in der Formel 1 haben, aber ich glaube fest daran, dass wir alle zusammenhalten und eine einheitliche Front zur Unterstützung von Bernie bilden müssen, um das Überleben und den langfristigen Erfolg unseres Sports zu gewährleisten."

In einem zweiten Fax wandte sich Walker an jene seiner Kollegen, die derzeit einen Sitz in der Formel-1-Kommission haben - und Gerüchten zufolge soll die Resonanz auf seinen Appell recht positiv ausgefallen sein. Sollte sich dies bewahrheiten, stünde die 'GPWC' vor einer mittleren Katastrophe, denn ohne erstklassige Rennstrecken werden sich selbst die reichsten Automobilkonzerne der Welt dabei schwer tun, eine erstklassige Rennserie auf die Beine zu stellen.

Stoddart als Nachfolger von Mosley in der FIA?

Indes hat Minardi-Teamchef Paul Stoddart wieder einmal seine Sicht der Dinge zu den Diskussionen um die kommerzielle Zukunft der Formel 1 zum Besten gegeben: "Dadurch, dass Max (Mosley; Anm. d. Red.) seine Agenda ohne 90 Prozent der Teams und ohne den Halter der kommerziellen Rechte durchzieht, handelt er nicht im besten Interesse des Sports. Wir wollen den Sport im Interesse aller voranbringen, aber Max will den Status quo mit nur einem Team beibehalten."

Folglich drängt sich die Frage auf, ob er den Job des FIA-Präsidenten nicht besser ausüben könnte. Interesse, Paul? "Die FIA-Präsidentschaft ist eine zu weitreichende Rolle für mich, aber wenn man den Job aufteilen würde und es eine Vizepräsidentschaft gäbe, die sich nur um die Formel 1 kümmern würde, könnte ich mir das durchaus vorstellen. Ja, das würde mich interessieren", entgegnete Stoddart, der immer mehr zu einem Repräsentanten der Nicht-Ferrari-Teams heranwächst.

Was auf den ersten Blick nach einem verfrühten Aprilscherz klingt - Stoddart als FIA-Präsident kann sich in Wahrheit kaum jemand vorstellen -, hat durchaus einen ernsten Hintergrund, denn laut Informationen unserer Kollegen vom britischen 'F1-Racing'-Magazin sind die Teamchefs mit Mosleys Arbeit so unzufrieden, dass sie vorhaben, den gelernten Juristen zu stürzen, obwohl sie ihn erst 2004 nach seinem angekündigten Rücktritt zum Weitermachen überredet haben...