Berger sieht Montoya im psychologischen Vorteil
Der BMW-Motorsportdirektor über den Grand Prix in Silverstone, die Reifen und den Stand im teaminternen Zweikampf
(Motorsport-Total.com) - Nach dem Großen Preis von Großbritannien war die Stimmung im BMW-Williams-Team recht verhalten. Obwohl man beim Heimspiel in Silverstone auf das Podium hatte klettern können, so wollte nicht so recht Freude bei Blau-Weiß aufkommen. Die Gründe dafür liegen im Detail. Während man einerseits zufrieden feststellen konnte dass sich die jüngsten Verbesserungen an der Aerodynamik des FW24 und die vielen Reifentests positiv auf die Performance ausgewirkt haben, so musste man andererseits auch erkennen, dass die Scuderia Ferrari wohl auch weiterhin in allen Belangen den Maßstab setzen wird an dem man sich messen muss.

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Berger: "Ferrari hat gezeigt, wo die Trauben hängen!"
"Ferrari hat gezeigt, wo die Trauben hängen! Die sind uns im Regen auf und davon gefahren", erkannte BMW-Motorsportdirektor die Leistung der "Roten" nach dem Rennen im Interview mit 'Premiere' neidlos an. Der Österreicher war mit der eigenen Teamleistung aber auch zufrieden, denn im Gegensatz zu anderen Teams hatte man bei den häufigen Reifenwechseln stets den Überblick behalten und die Probleme beim Boxenstopp von Ralf Schumacher waren auf die Tankanlage zurückzuführen. "Die Ferrari zu besiegen ist im Moment einfach unmöglich", stellte Berger im 'Autosport'-Interview fest. "Was wir erreichen konnten war, dass wir hinter den Ferrari ins Ziel kommen. Insgesamt hatten wir ein gutes Rennen", erklärte Berger, der BMW-Williams in Sachen Rennstrategie sogar im Vorteil gegenüber der roten Konkurrenz sah: "Wir sind mit zwei Stopps durchgefahren und hatten eine ideale Strategie bei Juan gehabt. Wir haben gegenüber Ferrari Zeit gut gemacht, indem wir nur zwei Mal gestoppt haben und richtig lange draußen geblieben sind."
Michelin muss auf dem Reifensektor weiter zulegen
Im Regen konnte sich Montoya nach kurzer Gegenwehr zwar nicht lange vor den Ferrari-Piloten halten und der Vorteil der Bridgestone-Pneus war offensichtlich, doch Berger glaubt, dass es letzten Endes die Mischbedingungen waren die den großen Unterschied ausmachten und nicht die Reifen. "Wir hatten schon am Freitag feststellen können, dass die Regenreifen jetzt recht gut und viel besser als vorher sind. Deshalb hoffte ich, dass es im Rennen entweder gar nicht regnet oder wenn dann ordentlich. Zumindest haben uns die Bedingungen im Rennen aber gezeigt wo wir stark sind und wo nicht." Soll heißen, dass man durch die vielen Reifentests zwar Verbesserungen gemacht hat, gegenüber der Bridgestone-bereiften Konkurrenz aber immer noch ein wenig im Hintertreffen ist.
Nachdem Berger die Leistung des Teams gewürdigt hatte, brachte der BMW-Motorsportdirektor auch seine Anerkennung für die Leistung von Montoya, der im Rennen keinen Fehler machte und als Dritter die schwarz-weiß-karierte Flagge gesehen hatte, zum Ausdruck. Nachdem Montoya zuletzt vier Pole Positions hintereinander geholt hat, sieht Gerhard Berger den Kolumbianer teamintern im Vorteil. Allerdings liegt Erfolg und Misserfolg im Rennsport eng beieinander, wie der Österreicher am Beispiel verdeutlicht: "In der Qualifikation auf dem Nürburgring hatte Ralf zu viel Übersteuern und er war auch auf den härteren Reifen unterwegs, während Juan die weicheren Pneus gewählt hatte. Am Ende war ihre Rundenzeit beinahe gleich gewesen, doch der eine stand auf Pole Position und der andere auf Startplatz zwei. Gesprochen wird aber nur über denjenigen der die Pole Position herausgefahren hat. Für mich war am Ende des Tages Ralf derjenige der von der Performance her auf der Pole stand."
Ralf hat "ähnliches Potenzial" wie sein Teamkollege
In Silverstone sah Berger aber eindeutig Montoya im Vorteil, der durch seine starken Qualifyingleistungen an Selbstvertrauen gewonnen und sich auch durch die technisch bedingten Ausfälle in Monaco und Kanada und auch nicht durch die Ferrari-Dominanz entmutigen lassen hat. Im teaminternen Qualifyingduell steht es momentan sechs zu vier für Montoya. In der Fahrerwertung belegt der 26-Jährige jedoch nur mit einem Punkt mehr als Ralf Schumacher den dritten Platz. Dennoch findet Berger, dass man "Schumi II" ein wenig pushen muss: "Es passiert manchmal, dass der eine Fahrer an Vertrauen gewinnt und der andere dieses ein wenig verliert. Für uns als Team ist es wichtig, dass wir ihn wieder auf dieses Level bringen, damit er vorne mitmischt, denn er hat ähnliches Potenzial", so Berger, Ralf Schumacher den Rücken stärkend, sinngemäß.

