• 19.01.2011 16:52

  • von Stefan Ziegler

Berger: "Senna hat uns allen die Augen geöffnet"

Wer war der erste "perfekte" Formel-1-Fahrer? Willi Weber und Gerhard Berger über die Arbeitsweisen von Michael Schumacher und Ayrton Senna

(Motorsport-Total.com) - Mit dem Fahren an sich ist es in der Formel 1 schon seit geraumer Zeit nicht mehr getan. Wer heute eines der begehrten Renncockpits in der "Königsklasse" inne hat, der muss sich auch abseits der Strecke kräftig schinden, um der Konkurrenz beim nächsten Einsatz nicht hinterher zu rasen. Aber wer hat diese bedingungslose Hingabe an den Motorsport eigentlich in die Formel 1 gebracht - und wann?

Titel-Bild zur News: Ayrton Senna und Michael Schumacher

Ayrton Senna (li.) und Michael Schumacher auf einer Pressekonferenz der FIA

Darüber sind sich auch die Experten uneins, denn zwei Namen kommen dabei in die engere Auswahl: Michael Schumacher und Ayrton Senna. Der langjährige Formel-1-Manager Willi Weber, der in der Vergangenheit unter anderem für "Schumi" tätig war, sieht im Rekordchampion den großen Pionier: "Michael hat der Formel 1 gezeigt, wie man es richtig machen muss", gibt Weber zu Protokoll.

Im Gespräch mit 'Auto Motor und Sport' erläutert der Manager, dass Schumacher "mit hartem Training und mit seinem unwahrscheinlichen Ehrgeiz" eine Trendwende eingeläutet habe. "Er war der Erste, der am Morgen ins Fahrerlager kam, und der Letzte, der ging. Er war nie zufrieden mit sich selbst, er hat sich bis an die Grenzen gequält. Und er hat alles hinterfragt. Das alles hat Spuren hinterlassen."

Mittlerweile hätte die gesamte Boxengasse eine ähnliche Professionalität angenommen, weshalb es schwierig sei für Schumacher, sich von der Masse abzusetzen. "Heute schlägt das zurück", meint Weber. "Viele Fahrer legen nun die gleiche Arbeitsweise an den Tag und sind in der Gesamtheit genauso gut. Talent hat sowieso jeder, der in der Formel 1 fährt. Die Abrundung davon ist die Kunst."

"Talent hat sowieso jeder, der in der Formel 1 fährt. Die Abrundung davon ist die Kunst." Willi Weber

Und eben dies habe Schumacher in der Formel 1 etabliert, erklärt der Manager. Gerhard Berger sieht das anders: "Ayrton Senna hat dieses System und die Härte reingebracht", sagt der Österreicher und merkt an: "Er hat uns allen die Augen geöffnet. Im Vergleich zu ihm waren wir alle Lehrbuben. Wer hat denn zur damaligen Zeit im Training eine Boxeneinfahrt trainiert? Niemand - außer Senna."

"Wer hat sich im Winter bei 40 Grad Hitze auf die neue Saison vorbereitet? Nur der Senna. Er ist bei der Hitze jeden Tag 30 Kilometer gejoggt. Wir haben im Winter ein bisschen rumgeturnt und als wir zum Saisonauftakt nach Brasilien gekommen sind, bekamen wir keine Luft mehr, weil es uns zu heiß war", berichtet Berger - woraufhin Weber einlenkt und seine Äußerungen ein bisschen revidiert.

"Ayrton Senna hat dieses System und die Härte reingebracht." Gerhard Berger

"Stimmt. Senna war vom Typ her der Erfinder. Deshalb waren sich er und Michael auch so spinnefeind. Die habe sich gesehen und sofort ineinander verliebt", witzelt der frühere Manager von "Schumi". Berger erläutert abschließend, wie es dazu kam: "Senna hat nach zwei, drei Rennen genau gemerkt: Da kommt einer, der macht es genau so wie ich", sagt der ehemalige Formel-1-Pilot.