• 10.12.2001 15:33

  • von Fabian Hust

Berger: "Ferrari riskiert einiges"

BMW-Motorsportdirektor Berger erklärt, warum Ferrari bei der Technik und McLaren und Williams bei den Fahrern Risiko eingehen

(Motorsport-Total.com) - Oft genug hat BMW-Motorsportdirektor Gerhard Berger in der Winterpause Ferrari zum Favoriten auf den WM-Titel 2002 erklärt. Der Österreicher sagt das nicht nur, um den Druck auf die Roten zu erhöhen und gleichzeitig seiner Mannschaft mehr Zeit für den Erfolg zu geben, sondern er hat auch nachvollziehbare Gründe für seine Mutmaßungen: "Gleiche Mannschaft, gleicher Fahrer, gleiche Voraussetzungen. Die haben 2001 schon sehr früh den Titel gewonnen, hatten deshalb sehr viel Zeit, sich auf 2002 vorzubereiten", so Berger gegenüber der 'Welt am Sonntag'.

Titel-Bild zur News: Gerhard Berger

Gerhard Berger gewährt seinen Fahrern 2002 mit Einschränkungen freie Fahrt

Der 42-Jährige Ex-Formel-1-Pilot weiß, dass Ferrari in der kommenden Saison technisch gesehen viel Risiko eingeht, was im schlimmsten Fall bedeuten könnte, dass die Roten ein noch dominierendes Auto haben könnten: "Sie riskieren im Moment einiges, nach dem Motto: Man muss im Team einige Dinge ändern, obwohl man erfolgreich ist. Ferrari macht das, indem man 2002 Motor und Getriebe in einem kompakten Bausystem einsetzen will."

Ganz insgeheim kann es sich der BMW-Motorsportdirektor natürlich nicht verkneifen zu hoffen, dass sich Ferrari in Sachen Technik übernimmt: "Solche Strategien können auch ganz schön danebengehen. Dann schwächelt man, weil man unter Druck gerät und macht Fehler. So wird ein perfektes System dann angreifbar. Insgeheim hoffe ich darauf, obwohl ich weiß, dass die Ferrari-Struktur perfekt ist."

Neben Ferrari ist McLaren-Mercedes der zweite Hauptgegner von BMW-Williams und auch hier sieht Gerhard Berger ein gewisses Risikopotenzial: "Ein Fragezeichen steht hinter Räikkönen. Seine Verpflichtung ist ein aggressiver Schritt. Wir kennen das. Räikkönen kann, wie Montoya und Button bei uns, eine Riesenüberraschung werden, birgt aber auch viel Risikopotenzial. Fest steht: Er wird eine gewisse Eingewöhnungszeit brauchen, wird mit Sicherheit den einen oder anderen Fehler machen."

Dass BMW-Williams mit Ralf Schumacher und Juan-Pablo Montoya die "beste Fahrerpaarung" in der Formel 1 hat, steht für Berger fest. Daraus ergibt sich dann auch, dass "Ralf Schumacher und Juan-Pablo Montoya fahrerisch eine stärkere Konkurrenz für Michael Schumacher als Coulthard sind". Wer von den beiden Fahrern ? Ralf Schumacher oder Juan-Pablo Montoya ? der Besser ist, steht laut Berger "noch nicht fest".

Auch BMW-Williams wird in der kommenden Saison ein gewisses Risiko auf sich nehmen, in dem man auf eine Stallorder zunächst verzichten wird. Doch ab einem bestimmten Punkt könnte dem Team das Risiko zu hoch werden und ein Eingreifen erfordern: "Ralf und Juan-Pablo haben eine schwere Saison vor sich. Beide werden sich nichts schenken. Wir lassen dieses spannende Duell zu, solange die Grenzen gewahrt bleiben. Wenn nicht, greifen wir ein. Die psychische Belastung ist groß. Wer sie am besten bewältigt, wird sich erst noch zeigen."