• 16.05.2002 15:24

  • von Reinhart Linke

Berger: "Der Sport muss im Mittelpunkt stehen"

BMW-Motorsportdirektor Gerhard Berger fordert nach der Ferrari-Stallorder von Spielberg Konsequenzen von der FIA

(Motorsport-Total.com) - BMW-Motorsportdirektor Gerhard Berger ist auch einige Tage nach dem Grand Prix von Österreich über die Stallorder von Ferrari verärgert. Der italienische Rennstall hatte am Sonntag in Spielberg den führenden Rubens Barrichello aufgefordert, Michael Schumacher den Sieg zu überlassen, woraufhin Michael Schumacher in seinem 166. Formel-1-Grand-Prix den 58. Sieg feierte. Reifenhersteller Bridgestone feierte derweil den 60. Triumph.

Titel-Bild zur News: Gerhard Berger

Berger fordert nach der Stallorder von Ferrari von der FIA konsequenzen

Direkt an der Strecke reagierten zahlreiche Fans mit Pfiffen auf die Entscheidung von Ferrari-Rennleiter Jean Todt und Technikdirektor Ross Brawn, die inzwischen angekündigt haben, in Zukunft genauso zu handeln. Sie argumentieren, dass sich Ferrari die besten WM-Chancen offen halten will, so dass Michael Schumacher nach sechs Rennen nun 27 Punkte vor Juan-Pablo Montoya liegt. Teamkollege Rubens Barrichello fehlen derweil 42 Punkte zum Leader.

Der Motorsportweltverband FIA hat Ferrari, Michael Schumacher und Rubens Barrichello auf Grund der Vorfälle im Österreich-Grand-Prix und im Anschluss auf dem Podium und der Pressekonferenz, wo Rubens Barrichello jeweils in der Mitte stand bzw. saß, zur nächsten FIA-Weltratssitzung am 26. Juni in Paris bestellt, wo die Fahrer und die verantwortlichen Teammitglieder zu den Vorfällen offiziell Stellung beziehen sollen. Möglich wäre eine Bestrafung Ferraris, da in Artikel 151 c des Sportreglements (International Sporting Code) zu lesen ist, dass "jegliches betrügerische dirigieren" verboten ist. Außerdem dürfen keine Manöver durchgeführt werden, die "in irgendeiner Form dem Wettbewerbsinteresse im Motorsport schaden".

Daher fordert auch Gerhard Berger eine Bestrafung Ferraris und fordert die FIA auf, eine Stallorder direkt zu verbieten. "Das Reglement müsste die Grundlage bilden, um derartiges zu verhindern", sagte der Österreicher in einem Interview mit dem 'kicker'. "Dort brauchen wir einen klaren Passus, der das unterbindet." Denn schließlich sollte trotz der hohen Kosten und Sponsorenverpflichtungen noch immer der Sport im Mittelpunkt stehen. "Er ist das Wichtigste für mich, er muss im Vordergrund stehen", stellte der 42-Jährige klar.

Der 210-fache Grand-Prix-Teilnehmer gibt zwar zu, dass es in "gewissen Situationen zu einem Interessenkonflikt kommen" kann, wenn um die Weltmeisterschaft gekämpft wird, fügte aber hinzu, dass es für Ferrari am Sonntag um die Konstrukteursweltmeisterschaft ging. "Die 16 Punkte hätten sie so oder so gehabt, wobei derjenige, der Michael in der WM noch am ehesten einholen könnte, ohnehin sein eigener Teamkollege ist", glaubt der Familienvater. Es dürfte allerdings schwierig werden, die Stallorder zu verbieten, da die Teams einen Fahrer auch in der Box länger halten lassen können oder technische Probleme für einen Platzwechsel verantwortlich machen können.

Während die Fans bereits mit zahlreichen Beschwerdeschreiben ihren Unmut über die Entscheidung von Ferrari zum Ausdruck gebracht haben, ist nach Meinung von Gerhard Berger nun die FIA gefragt: "Die FIA muss dafür sorgen, dass der Sport nicht in Mitleidenschaft gezogen wird."