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Berger: BMW ist zu früh ausgestiegen

Gerhard Berger findet, dass BMW die für die Formel 1 notwendige Ausdauer gefehlt hat - und schließt ein Comeback als Teambesitzer derzeit aus

(Motorsport-Total.com) - Gerhard Berger findet, dass sein früherer Arbeitgeber BMW zu früh aus der Formel 1 ausgestiegen ist. Die Münchner warfen Ende 2009 nach nur einer erfolglosen Saison das Handtuch und argumentierten diese Entscheidung offiziell mit der Weltwirtschaftskrise und einer Neuausrichtung des gesamten Konzerns. Ob BMW auch bei sportlichem Erfolg ausgestiegen wäre, wird jedoch von vielen Experten bezweifelt.

Titel-Bild zur News: Gerhard Berger

Ex-Teamchef Gerhard Berger findet, dass die Formel 1 zu teuer geworden ist

Selbst Berger, zwischen 1998 und 2003 BMW Motorsport Direktor, vertritt die Ansicht, dass BMW "ein bisschen mehr Ausdauer" hätte zeigen sollen: "Das Interessante an der Formel 1 ist ja, dass man sich den Titel nicht im Vorbeigehen holt. Es ist eben Knochenarbeit, bis man zum Erfolg kommt - und da braucht man einen langen Atem", argumentiert der Österreicher im Interview mit der Fachpublikation 'auto motor und sport'.

Red Bull als Vorbild

"Die Voraussetzungen, das zu erreichen, was jetzt Red Bull erreicht hat, hatten alle Hersteller in der Formel 1. Der Grund, warum sie es nicht geschafft haben, war immer, dass ihnen die Geduld gefehlt hat", glaubt Berger. "Didi Mateschitz von Red Bull hat sie gehabt. Er hatte auch schwere Jahre, hat sich aber durchgebissen - und jetzt wurde er belohnt. Jetzt bekommt er einen Return of Investment, wie er auf kaum einer anderen Bühne zu bekommen ist."

"Die Voraussetzungen, das zu erreichen, was jetzt Red Bull erreicht hat, hatten alle Hersteller in der Formel 1." Gerhard Berger

"BMW hatte ja noch gar nicht richtig angefangen, da waren sie schon wieder weg", kritisiert er. Ende 2005 trennte sich der deutsche Automobilhersteller von Chassispartner Williams, um eine Mehrheit am Sauber-Team zu übernehmen und ein eigenes Werksprojekt zu stemmen. 2008 feierte die Truppe unter Teamchef Mario Theissen den ersten Doppelsieg, doch 2009 ging es eher rück- statt vorwärts - und prompt zog der Vorstand den Stecker.

Kritik an den Herstellern

Aber diejenigen, die glauben, dass man in der Formel 1 immer gewinnen muss, "sind die, die diesen Sport nicht begriffen haben. Die Konkurrenz ist so stark, dass Gewinnen auf Dauer nicht möglich ist", erklärt Berger, ohne sich mit seiner Aussage konkret auf BMW zu beziehen. Diese gilt nämlich auch für die japanischen Werke Honda und Toyota, die sich zurückgezogen haben, weil trotz extrem hoher Investitionen der Erfolg ausgeblieben ist.

"Das sind die, die diesen Sport nicht begriffen haben. Die Konkurrenz ist so stark, dass Gewinnen auf Dauer nicht möglich ist." Gerhard Berger

Apropos extrem hohe Investitionen: Genau deswegen kann sich Berger ein Comeback als Teambesitzer "unter den Voraussetzungen, wie sie die Formel 1 heute bietet", nicht vorstellen: "Das kann ich mir nicht leisten. Der Sport ist zu teuer geworden. Du findest auf dem freien Markt nicht das Geld, das du brauchst, um einen guten Job zu machen." Und wenn ein Hersteller käme, Gerhard? "Nichts lieber als das", entgegnet er.