• 06.08.2001 14:33

  • von Fabian Hust

Benettons Technischer Direktor im Interview

Mike Gascoyne spricht über das überraschende Ergebnis von Hockenheim und die Zukunftsaussichten des Teams

(Motorsport-Total.com/Haymarket) - Selbst Mike Gascoyne, Technischer Direktor des Benetton-Renault-Teams hatte nicht damit gerechnet, dass Giancarlo Fisichella und Jenson Button in Hockenheim gleich fünf WM-Zähler auf einen Schlag holen würden - denn der Brite hatte mit einem Teammitglied sogar dagegen gewettet! Während vorne reihenweise Autos ausfielen und die Himmelblauen davon natürlich profitierten, so überstand Renaults radikal neuer Zehnzylinder das Martyrium von Hockenheim ohne Probleme.

Titel-Bild zur News: Mike Gascoyne

Mike Gascoyne lobt die Verbesserungen an Motor und Auto

Und auch das Auto machte einen stärkeren Eindruck als in den Rennen zuvor, die für das Team meistens einer Katastrophe gleich kamen. Außerdem setzte man die Launch-control und die Servolenkung ein, was ebenfalls half. Auch wenn Hockenheim wegen der Streckencharakteristik und der hohen Ausfallquote ein außergewöhnliches Rennen war, so war das Ergebnis für Mike Gascoyne dennoch eine große Erleichterung.

Frage: "Ihr habt die Punkte dank der Zuverlässigkeit geholt, aber ihr ward auch dicht an den BARs dran?"
Gascoyne: "Um ehrlich zu sein denke ich, dass wir abgesehen von den drei Topteams gegen alle hätten fahren können. Aber nicht von Platz 17 und 18 von der Startaufstellung! Die Autos waren am Freitag schnell und wir hofften, dass wir uns um den 11. Platz herum würden qualifizieren können, aber wir hatten einen beschissenen Samstag. Es gab seit Magny-Cours am Auto Verbesserungen, auch wenn wir sie vielleicht nicht zur Show stellen konnten. Die Autos waren sehr gut und die Reifen ganz klar auch. Wir hatten einen schrecklichen Samstag und konnten am Morgen nicht viele Runden fahren, wir haben uns das Leben also selbst schwer gemacht. Wir hatten ein normales Warm Up und sind wieder keine Runden gefahren, weil wir die Kilometerzahl auf den Motoren niedrig halten wollten. Wir taten dies der Zuverlässigkeit zu Liebe und es hat sich ausgezahlt."

Frage: "Ist Hockenheim eine Strecke, auf der sich eine schlechte Aerodynamik nicht sträflich bemerkbar macht, da man mit so wenig Abtrieb fährt und wird euch das in Monza helfen?"
Gascoyne: "Das Auto ist ohne Zweifel mit wenig Abtrieb besser, wir hatten also erwartet, dass wir ein wenig besser sein würden. In Hockenheim hat man nur Schikanen, die langsam durchfahren werden, das Stadion ist ebenfalls langsam und die Geraden. In Monza gibt es auch schnelle Kurven, was für uns tendenziell nicht so gut ist. Aber wir haben dort zum ersten Mal mit zwei Autos getestet und mehr Kilometer abgespult, als wir das jemals dieses Jahr zuvor gemacht haben. In Monza haben wir große Fortschritte gemacht. Hockenheim war vielleicht das erste Rennen, auf das wir gut vorbereitet waren und wir hatten ein gutes Wochenende. Vielleicht war es Zufall und vielleicht hatten wir Glück, vielleicht aber auch nicht."

Frage: "Um in Hockenheim schnell zu sein, darf man nicht zu wenig PS haben?"
Gascoyne: "Die Motoren sind seit Magny-Cours besser und wir konnten genügend Flügel wegnehmen. Das Auto war mechanisch gesehen schon gut, wie man das in Monaco gesehen hat. Wir konnten so möglicherweise mehr Flügel wegnehmen als die anderen und trotzdem das Stadion überstehen, weil der mechanische Grip gut war. Das Auto ist mechanisch sehr, sehr gut und es war schon immer auf der Bremse gut, also setzt man den Flügellevel so an, dass man in Sachen Top-Speed konkurrenzfähig ist."

Frage: "Wie viele Motoren habt ihr am Freitag und Samstag verloren?"
Gascoyne: "Ich denke, ich habe nicht mehr mitgezählt! Nein, wir haben beide Qualifying-Motoren am Samstagmorgen verloren, was schwierig war. Aber sie haben die Rennmotoren mit ihren besten Teilen ausgestattet. Sie haben Probleme bei der Herstellung gehabt, sie hatten nicht viele neue Teile dabei und sie haben diese für das Rennen vorgesehen. Unsere besten Motoren werden also immer im Rennen eingesetzt. Die Motoren, die wir am Samstag haben, sind immer ein wenig schlechter - nicht von der Power her, sondern von der Zuverlässigkeit."

Frage: "Das sieht aber für einen großen Konzern wie Renault nicht gut aus, wenn man so arbeiten muss?"
Gascoyne: "Ich denke, dass dies nicht zwangsläufig etwas mit Renault zu tun hat sondern mit ihren Zulieferern. Es gibt eine Menge Gründe. Man kann sie beschuldigen und die Leute haben dies schon getan, aber sie haben zwei Autos ins Ziel gebracht. Eine Menge Leute, die diese Probleme nicht haben, bekommen die Motoren nicht ins Ziel. Also ist das auch von denen keine besonders gute Vorstellung."

Frage: "Seid ihr in das Rennen mit neuen Reifen gegangen?"
Gascoyne: "Ja. Wir starteten beim ersten und beim zweiten Start mit neuen Reifen und beide Starts waren fantastisch. Wir haben die Launch-control erst beim letzten Rennen eingeführt, als wir dachten, dass sie fertig und gut ist und ich denke, dass unsere Starts so gut wie bei den anderen waren."

Frage: "Wie gut seid ihr nun?"
Gascoyne: "Genug, um Vierter und Fünfter zu werden! Ich denke, dass Renault weiß, wie viel Arbeit sie zu erledigen haben, so wie wir wissen, wie viel Arbeit wir an der Aerodynamik zu erledigen haben. Alles harte Arbeit. Wir liegen zurück, aus diesem Grund haben wir auch zu Beginn der Saison gesagt, dass wir Rückstand haben, erwartet nicht zu viel."

Frage: "Werdet ihr in Ungarn stark sein?"
Gascoyne: "Wir dachten, dass unsere beste Chance, in der zweiten Saisonhälfte Punkte zu bekommen, Ungarn sein würde. Wir werden eine Menge neue aerodynamischer Teile haben, die die Probleme angehen werden, die wir in schnellen Kurven hatten. Wir hatten gesagt, dass es in der zweiten Saisonhälfte besser gehen wird und hoffentlich wird es so kommen. Michelin ist stark und das hilft uns natürlich."