• 05.08.2001 18:10

  • von Fabian Hust

Niki Lauda im Interview

Lauda erklärt, warum Arrows im kommenden Jahr mit dem gleichen Motor und derselben Elektronik wie Jaguar fahren wird

(Motorsport-Total.com/Haymarket) - Der Fall Frentzen überschattete in Hockenheim eine weitere Bekanntgabe. Niki Lauda, Geschäftsführer der Premier Performance Division von Ford gab zusammen mit Arrows-Teamchef Tom Walkinshaw bekannt, dass Arrows ab der kommenden Saison die gleichen Motoren erhalten wird wie das Jaguar-Team. Dabei wird Arrows nicht etwa den Cosworth-Motor des Vorjahres erhalten, sondern das gleiche Modell, das im kommenden Jahr im Jaguar stecken wird und man wird auch mit aktuellen Weiterentwicklungen des Motors versorgt werden und das komplette elektronische Management der Tochterfirma Pi einsetzen, das in diesem Jahr bereits im Jaguar R2 hervorragend funktioniert hat.

Titel-Bild zur News: Niki Lauda

Niki Lauda wird mit Arrows 2002 eine Messlatte für Jaguar haben

Eingefädelt hat diesen Deal Niki Lauda höchstpersönlich, der damit nicht nur mehr Geld in die Kassen von Cosworth und Pi spülen möchte, sondern somit die Möglichkeit haben wird, das sich im Aufbau befindende Team zu bewerten, denn Jaguar sollte im Vergleich zu Arrows dank dem höheren Budget über ein deutlich besseres Auto verfügen. Wird der Arrows dem Jaguar zu dicht auf die Pelle rücken, weiß Lauda, dass noch viel Arbeit vor ihm liegt...

Frage: "Was denken sie über den Vertragsabschluss?"
Lauda: "Zunächst einmal sind in der Unternehmensgruppe Cosworth und Pi profitbringende Unternehmen. So organisieren wir die Gruppe. Wenn man eine Philosophie des Profits hat, dann muss man eigene Geschäftsbereiche aufbauen. Wenn man die Manpower und die benötigten Anlagen hat, dann sollte man die Entscheidung besser treffen. Es ist nichts mehr zu tun, als ein paar Leute umzuziehen, um Arrows einen vollen Motorendeal anbieten zu können. Aus diesem Grund habe ich das auch getan. Zunächst einmal denke ich, dass dich nur der Wettbewerb in Schwung hält. Wenn wir die Entwicklung des Motors nicht behindern, in dem wir zu viele davon herstellen, was mit Sicherheit garantiert ist, dann ist dies das Richtige, was wir tun."

Frage: "War Ferraris Möglichkeit, drei Teams auszustatten, ein Vorbild?"
Lauda: "Nein. Ich habe mir lediglich Cosworth angeschaut und sie bestimmte Fragen betreffend der Entwicklung und all dieser Dinge gefragt. Es gibt diesbezüglich überhaupt keine Probleme und aus diesem Grund muss man da gar keinen fragen. Es war eine logische Entscheidung."

Frage: "Warum wird Arrows die gleiche Motorenspezifikation wie das Werksteam erhalten?"
Lauda: "Für mich macht es keinen Sinn, zwei Motortypen zu haben. Ich möchte meinen Motor entwickeln, in dem ich ihn zur gleichen Zeit in einem anderen Auto fahre. Wenn ich also ein Team mit einem und das andere mit einem anderen Motor fahre, macht das für mich keinen Sinn. Ich möchte Cosworth selbst konkurrenzfähig machen und mit diesem System ist das einfach, weil man vier Autos hat, die mit dem gleichen Motor fahren, so dass die Zuverlässigkeit, die PS und alle diese Dinge man in der Hälfte der Zeit überprüfen kann. Um diese Dinge drehte es sich bei der Entscheidung hauptsächlich. Meiner Meinung nach sollten sie deshalb wirklich immer den gleichen Motor bekommen, den auch wir haben, aus den Gründen, die ich gerade erläutert habe."

Frage: "Was ist mit den Entwicklungen während der Saison?"
Lauda: "Das große Problem ist jenes, dass wenn man etwas Neues hat, man ausreichend Teile für alle Motoren herstellen muss. Zunächst einmal ist die Entwicklung, die Schritt und Schritt erfolgt, so klein, dass dies kein Problem darstellt. Sobald die Teile in der benötigten Menge vorhanden sind, werden sie sofort eingebaut."

Frage: "Aber wird es nicht Rennen geben, bei denen es nicht genügend Teile gibt und Jaguar dann Priorität genießt?"
Lauda: "Korrekt, aber der PS-Unterschied ist sehr gering. Wenn man die ganze Entwicklung während eines Jahres sieht, dann sprechen wir vielleicht von 15 PS. Aber wenn man sieht, wie klein die Schritte sind, dann reden wir vielleicht von jeweils 3 PS. Also in Wirklichkeit sprechen wir hier nicht von einem PS-Mangel."

Frage: "Und sie können bei diesem Programm keine Schattenseiten erkennen?"
Lauda: "Wenn, und das wird die nächste Frage sein, der Arrows schneller ist als wir es sind, dann ist das unser Fehler. Denn dann ist das Auto besser. Ich werde vom Wettbewerb angetrieben, so einfach ist das. Einem anderen einen Motor zu geben, der schlechter ist, heißt nicht, dass wir schneller sind - so sehe ich das. Ich könnte zur Not ziemlich schnell auf den Punkt kommen."

Frage: "Wenn sie schneller sind, würde es dann nicht ein paar politische Probleme geben?"
Lauda: "Manche Leute könnten sagen 'Hey, wie ist das möglich?'. Das ist normal. Ich weiß nicht, ob jeder unser Business versteht. Es ist nicht wie bei den Olympischen Spielen, wo dabei sein alles ist. Hier geht es um Siege. Und so wie ich das sehe kommen wir schneller voran und motivieren uns mehr, wenn jemand den gleichen Motor wie wir hat. Das ist der perfekte Weg, um in die richtige Richtung zu gehen."

Frage: "Warum gerade Arrows?"
Lauda: "Sie haben danach gefragt und sie bekommen ihn. Es gab eine Menge Teams, die angefragt haben aber am Ende kam Tom mit der besten Kombination von allem. Er wollte von Asiatech wegkommen und das ist passiert."

Frage: "Und er zahlt den Preis, über den sie glücklich sind?"
Lauda: "Der Preis steht nicht zur Debatte, das ist unwichtig. Aber der Deal macht Sinn für ihn und Sinn für Cosworth."

Frage: "Und Pi ist Teil dieses Paketes?"
Lauda: "Sie müssen involviert sein, denn sie machen sowieso den halben Motor aus."

Frage: "Dinge wie die Traktionskontrolle?"
Lauda: "Alles, was den Motor beeinflusst, ja. Man kann Pi vom Motor nicht mehr trennen, denn ohne Pi könnte man ihn nicht einmal starten. Aus diesem Grund kann man ihnen nicht die Dinge geben, um ihn zum Laufen zu bringen und die Traktionskontrolle zurückhalten - das wäre lächerlich."