• 16.12.2001 12:07

  • von Fabian Hust

Benetton: "Wir haben in der Formel 1 keinen Platz mehr"

Gilberto Benetton erklärt, warum für den Benetton-Konzern die Zeit gekommen war, sich aus der Formel 1 zurückzuziehen

(Motorsport-Total.com) - Nicht nur Mika Häkkinen und Jean Alesi werden die Formel-1-Fans im nächsten Jahr nicht mehr in der Formel 1 sehen, sondern auch das Benetton-Team. Die Himmelblauen werden sich im kommenden Jahr unter dem Namen Renault an den Start begeben, nachdem der Rennstall an den französischen Automobilkonzern verkauft worden ist. Damit tritt ein weiterer großer Name der Formel-1-Geschichte von der Bühne ab.

Titel-Bild zur News: Jenson Button

Das Benetton-Team gehört jetzt der Vergangenheit an

Für den Modekonzern war die Zeit gekommen, den Rennstall an Renault zu verkaufen und sich zurück zu ziehen: "Die Formel 1 war eine phantastische Erfahrung für uns", so Gilberto Benetton gegenüber der 'Welt am Sonntag'. "Dank des Motorsports wurden wir weltweit rasend schnell bekannt. Aber im Rennsport muss man ausgesprochen stark an Technologie interessiert sein, damit sich der Einsatz lohnt. Das können nur die Autokonstrukteure."

Jetzt, in der modernen Formel 1, in der sich mehr und mehr Teams mit Werksteam verbinden, ist für einen Rennstall wie Benetton kein Platz mehr in der Formel 1, das glaubt zumindest Gilberto Benetton: "Als wir mit der Formel 1 begannen, war das ja noch eine romantische Veranstaltung. Jetzt herrschen dort Profis wie Mercedes, BMW, Ferrari, Honda, Ford, Toyota. Für die ist die Formel 1 eine Frage des Überlebens. Wir haben dort keinen Platz mehr. Wenn unser Team ein revolutionäres Getriebe entwickelte, waren wir sehr zufrieden, weil wir eventuell ein paar Rennen gewinnen konnten. Aber ansonsten konnten wir den Vorteil für unser Unternehmen nicht nutzen."

Als "großes Abenteuer" beschreibt Benetton-Teammanager Flavio Briatore rückblickend den Einstieg des Modekonzerns in die Formel 1. "Weder ich noch Luciano Benetton waren in den Motorsport involviert gewesen", erinnert sich der Italiener. "Wir waren einfach ein Haufen Leute, die T-Shirts herstellten. Das war unsere einzige Aufgabe. Wir wussten gar nicht, was wir brauchten, um erfolgreich zu sein. Wir taten es nur wegen des Sponsorings."

Als man 1985 das Toleman-Team aufkaufte, zunächst nur als Sponsor auftrat und ein Jahr später das Team im eigenen Namen an den Start schickte, da begann das Abenteuer Formel 1 für den für seine umstrittenen Werbekampagnen bekannten Modekonzern erst recht. "Wir wussten damals gar nicht, welchen Ärger wir uns mit unserer Entscheidung aufgehalst hatten", erinnert sich Briatore.

Das erste Highlight feierte man gleich in der ersten Saison, als Theo Fabi das Auto auf dem Nürburgring auf die Pole Position stellte. Gerhard Berger holte ein Jahr später in Mexiko 1986 den ersten Sieg und der Österreicher war es, der 1997 in Hockenheim den letzten Formel-1-Sieg für das Team holte. Danach blieb man bis zu dieser Saison klar im Schatten der Zeit mit Michael Schumacher, als man 1994 und 1995 viele Siege und WM-Titel einfuhr.

Für Michael Schumacher, der 19 seiner 53 Formel-1-Siege im Benetton einfuhr, ist es nicht tragisch, dass der Name Benetton aus den Starterlisten der Formel 1 verschwindet: "Für mich ändert sich da nicht viel, was mich betrifft so sind die Leute entscheidend, die dort arbeiten und das werden die gleichen bleiben. Welcher Name auf dem Auto draufsteht ist für mich nicht so wichtig."

Nach vielen erfolglosen Jahren war es der Deutsche, den Flavio Briatore nach dessen sensationellen Debüt 1991 in Spa im Jordan schon für das nächste Rennen zu sich lotste, der dem Team den Erfolg brachte. Zusammen mit dem Technikerstab aus Ross Brawn und Rory Byrne, die jetzt wieder bei Ferrari vereint sind, machte er 1994 den ersten Titel perfekt und dominierte die Saison 1995 mit dem zweiten Titelgewinn.

Benetton hat erreicht, was man wollte. Der Name ist in der Formel 1 bekannt geworden, jeder, der sich mit der Königsklasse des Motorsports beschäftigt, kennt die Marke Benetton. Der Rückzug war logisch und so verkauften die Italiener das Team letztes Jahr an Renault, an jenen Hersteller also, mit dem man 1995 gemeinsam den Titel gewann. In diesem Jahr war man nur noch Sponsor, ab der kommenden Saison wird man in der Formel 1 nicht mehr vertreten sein.

Benetton wird der Formel 1 aber immer erhalten bleiben. Nicht nur in den Geschichtsbüchern sondern auch in Form der Teammitglieder, denn ein Großteil der Mannschaft wird bestehen bleiben: "Wir tauschen nur unsere Teamkleidung aus", so Briatore, der traurig ist, dass der Name Benetton in der Startliste 2002 nicht mehr stehen wird. Als Fahrer für das Comeback als Werksteam hat Renault Jenson Button und Jarno Trulli verpflichtet.

Natürlich muss sich nach diesem Jahr, das man in diesem Jahr mit zehn WM-Punkten als Siebter beendet hat, viel verändern: "Dieses Jahr war für uns sehr schlecht, exakt, wie wir das erwartet haben: Ein schwieriger Saisonstart und ein Ergebnis zum Saisonende. Ich möchte keine weiteren zehn Jahre in der Formel 1 bleiben aber ich möchte den Titel gewinnen. Und es ist möglich, dass uns dies wieder gelingt", glaubt Briatore.

Was bleibt ist ein Blick in die Statistik. Benetton nahm in 16 Jahren Formel 1 an 260 Grand Prix teil, man holte 27 Siege, was immerhin Platz 6 in der ewigen Bestenliste bedeutet. Hinzu kommen 15 Pole Positions, was momentan Rang 7 in der Bestenliste ist und man drehte 36 schnellste Rennrunden, nur fünf Teams haben mehr schnellste Rennrunden auf ihrem Konto. Insgesamt sammelte man 851.5 WM-Punkte, was ebenfalls Platz 6 bedeutet. Arrivederci Benetton!