• 15.12.2001 18:42

  • von Fabian Hust

Toyota-Motorsportpräsident Ove Andersson im Interview

Wenige Stunden vor der Vorstellung des Formel-1-Boliden steigt auch bei Toyota Motorsport-Präsident Ove Andersson der Pulsschlag

(Motorsport-Total.com/Haymarket) - Nur noch wenige Stunden sind es, bis Toyota am Montag in Köln jenes Auto vorstellen wird, mit dem man im März in Melbourne das Formel-1-Debüt geben wird. Mit einem Versuchsauto hatten die Japaner auf verschiedenen Rennstrecken in der ganzen Welt getestet während Gustav Brunner zu Hause in der Fabrik das neue Auto entwarf. Verantwortlich für das Formel-1-Projekt ist der Präsident der Toyota Motorsport GmbH (TMG), Ove Andersson.

Titel-Bild zur News: Ove Andersson

Ove Andersson blickt optimistisch in die Zukunft von Toyota in der Formel 1

Frage: "Was war die größte Schwierigkeit der letzten Monate, mit der sie umgehen mussten?"
Ove Andersson: "Ich denke, dass es das Schwierigste war, das Team aufzubauen und zum reibungslosen Funktionieren zu bringen. Das ist für mich die größte Herausforderung."

Frage: "Entwickelt sich das Team gut?"
Andersson: "Nun, wir testen, wir lernen, wir machen Fortschritte und hoffentlich wird alles in nicht all zu ferner Zukunft auf die gewünschten Bahnen gelenkt."

Frage: "Wie viel lernen sie beim Testen in Bezug auf die Organisation des Teams?"
Andersson: "Wir lernen natürlich viel über das Auto, aber im Moment ist das nicht die wichtigste Sache. Das Wichtigste ist, dass wir die Jungs zur Zusammenarbeit bewegen können, sie dazu bringen, selbstständig zu arbeiten, dass der Informationsfluss gegeben ist und alles wie gewünscht funktioniert."

Frage: "Aber sie machen auch auf der technischen Seite Fortschritte?"
Andersson: "Klar, machen wir das. Wir arbeiten an elektronischen Systemen, der Traktionskontrolle und all diesen Dingen. Wir waren nun im Lauf der Zeit auf verschiedenen Strecken, auf denen Rennen abgehalten werden, wir haben also eine Menge gelernt."

Frage: "Natürlich wurde das erste Auto nur für Testzwecke gebaut, aber sind sie in Bezug auf die Performance zufrieden?"
Andersson: "Ja, ich denke, dass wir keinen Grund haben, enttäuscht zu sein."

Frage: "Warum haben sie den Technischen Direktor ausgetauscht?"
Andersson: "Allgemein gesagt waren sich Herr de Cortanze und ich uneinig darüber, wie wir mit dem Projekt umgehen und es leiten sollen. Dass er das Team verlassen hat, hat nichts mit seinen technischen Fähigkeiten zu tun, es hatte mehr mit der Management-Seite zu tun."

Frage: "Hat sein Weggang ein wenig Unruhe in die Fortschritte des Teams gebracht?"
Andersson: "Ja und nein. Ich denke, dass die Ankunft von Gustav Brunner in das Team eine sehr positive Sache ist, die uns passiert ist und so gesehen denke ich schon, dass es wirklich ein Schritt in die richtige Richtung war."

Frage: "Wie sind sie darauf gekommen, Gustav auszuwählen?"
Andersson: "Gustav verfügt über eine Menge Erfahrung und ich denke, dass seine Fähigkeiten sehr hoch angesehen sind. Und auch menschlich gesehen ist er jemand, mit dem man sehr gerne zusammenarbeitet und ich denke, dass das Team mit ihm aus diesem Grund sehr zufrieden ist. Und natürlich ist auch die Tatsache, dass er sehr kurzfristig zu uns kommen konnte, ein Grund dafür."

Frage: "Haben sie das Gefühl, dass er dem Projekt mehr Glaubwürdigkeit gibt, da er mehr Erfahrung aus der Formel 1 mit einbringt?"
Andersson: "Es besteht kein Zweifel daran, dass seine gesammelten Formel-1-Erfahrungen ein Plus für uns darstellen."

Frage: "Was ist mit den Fahrern. Sind sie bei den Testfahrten ihren Erwartungen gerecht geworden?"
Andersson: "Bisher ja. Ich denke, dass es momentan eher anders herum ist, dass wir ihren Erwartungen nicht gerecht werden! Aber ich hoffe, dass wir bald ganz oben sein werden."

Frage: "Wir haben gehört, dass sie enttäuscht über die Kooperation mit manchen Teams waren, sobald sie versucht haben, in die Formel 1 zu kommen. Ist das korrekt?"
Andersson: "Nein, überhaupt nicht. Ich habe im Moment mit allen anderen Teams nur sehr wenig Kontakt. Ich weiß, dass es ein paar Gerüchte gibt, wonach wir uns nicht willkommen fühlen und so weiter, aber das ist eine Missinterpretation eines Interviews, das ich gegeben habe. Ich sagte, dass Herr Ecclestone und Herr Mosley uns das Gefühl gegeben haben, dass wir willkommen sind und dass sie uns wirklich geholfen haben. Und dann sagte ich, dass ich nicht über die Teams sprechen kann, da ich so wenig Kontakt zu ihnen habe. Meine Meinung ist, dass jeder glücklich darüber sein soll, dass Toyota in die Formel 1 kommt, da es ein neuer Automobilhersteller ist und dazu ein großer. Ich denke, dass dies für den Sport sehr zuträglich ist."

Frage: "Sie haben Toyota im Rallye-Sport ganz nach oben gebracht. Wie viel schwieriger ist es, dies in der Formel 1 zu schaffen?"
Andersson: "Nun, es in die Rallye ganz nach oben zu schaffen war ein langer, langer Prozess, weil wir mit drei Jungs 1975 angefangen hatten. Heute haben wir die Unterstützung und den Hintergrund der Fabrik für das ganze Projekt. Hoffentlich werden wir also somit in der Lage sein, es deutlich schneller zu schaffen als es im Rallye-Sport gedauert hat."

Frage: "Arbeiten sie persönlich härter als jemals zuvor?"
Andersson: "Nein, ich denke, die harten Zeiten waren jene, als ich begann, die ganze Organisation von Null an aufzubauen. Im Moment gibt es eine Menge Arbeit, es gibt eine Menge Probleme, viele Schwierigkeiten und so weiter. Aber es ist eine neue Herausforderung, die sehr aufregend ist. Mir macht es nichts aus, wenn es viel Arbeit gibt."