• 05.11.2004 12:10

Bell: "Wissen, dass unser nächstjähriges Auto gut wird"

Der Technische Direktor des Renault-Teams spricht über die abgelaufene Saison und blickt schon voraus auf nächstes Jahr

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Bob, erinnerst du dich noch an deine ersten Eindrücke vom R24, als er im Januar seine ersten Testkilometer absolvierte?"
Bob Bell: "Wie immer haben wir geplant, dass das neue Auto ein Fortschritt gegenüber des Vorgängermodells sein sollte. Das Ziel ist immer, ein steiferes und leichteres Auto mit einer besseren Gewichtsverteilung zu bauen. All das wurde uns auf der Strecke bestätigt. Es war ein signifikanter Schritt nach vorne und unsere Fahrer haben das sofort gespürt. Die Stärken des R24 waren seine Aerodynamik, die Traktion und die Art und Weise, wie er mit den Reifen umgegangen ist. Auch der Motor war beeindruckend, wenn man bedenkt, dass wir mit einer neuen Architektur gearbeitet haben. Außerdem waren wir wahrscheinlich das stärkste Team, wenn es darum ging, die Möglichkeiten der Elektronik auszuschöpfen."

Titel-Bild zur News: Bob Bell

Bob Bell lässt die Saison 2004 aus Renault-Sicht Revue passieren

Frage: "Gab es mit diesem Auto keine negativen Überraschungen?"
Bell: "Ich muss zugeben, dass wir nicht damit gerechnet hätten, dass das Auto schwieriger zu fahren sein wird, denn wir haben beim Design keine Entscheidungen getroffen, die so etwas begünstigen hätten können. Die Fahrer sagen aber, dass das Auto am Limit schwerer einzuschätzen und in den schnellen Kurven viel nervöser war als der R23. Also haben wir uns dieses Problems sofort angenommen, es zuerst zu isolieren versucht, dann zu verstehen und schließlich zu lösen."#w1#

Renault entschied sich gegen zu gravierende Umbauten

Frage: "Hattet ihr Erfolg?"
Bell: "Bis zu einem gewissen Grad schon, ja. Wir haben daran hart gearbeitet und signifikante Fortschritte gemacht. Um diese Auswirkungen aber völlig ausmerzen zu können, hätten wir fundamentale Änderungen durchführen müssen, etwa des Monocoques, und wir haben uns entschieden, das lieber bleiben zu lassen."

Frage: "Warum?"
Bell: "Zunächst einmal bedeuteten die Regeländerungen für 2005, dass wir früh unsere materiellen und humanen Ressourcen mobilisieren mussten, um die Auswirkungen des neuen Reglements zu evaluieren. Und man sollte nicht vergessen, dass der R24 auch ohne diese Modifikationen schnell genug war, um an der Spitze des Feldes mitzukämpfen."

Frage: "War es aufgrund der signifikanten Regeländerungen schwierig, zwischen der Weiterentwicklung des R24 und der Arbeit am neuen Auto abzuwägen?"
Bell: "Genau genommen haben wir sogar an drei Fronten gearbeitet. Wir haben ein normales Entwicklungsprogramm mit dem R24 durchgeführt und an seiner High-Speed-Instabilität gearbeitet. Mit dem 2005er-Auto haben wir im Juli angefangen. In der Formel 1 gibt es keine Wunder. Alles ist eine Frage von Strenge, Organisation, Management der Ressourcen und guter Planung. In dieser Hinsicht glaube ich nicht, dass Enstone unter diesem dreigleisigen Programm gelitten hat."

"Hätten vielleicht noch mehr erreichen können"

Frage: "Habt ihr die Performance des R24 bestmöglich ausgeschöpft?"
Bell: "Wir hätten vielleicht noch mehr erreichen könnten, wenn wir uns am Saisonende nicht schon auf 2005 konzentriert hätten, aber das wäre die falsche Entscheidung gewesen."

Frage: "Bist du in Sachen Zuverlässigkeit mit dem Auto zufrieden?"
Bell: "Ja. Wir sind dreimal mit chassisseitigen Problemen ausgeschieden - beide Autos in Kanada und eines in Silverstone. Davon abgesehen war das Auto vom ersten Tag an standfest."

Frage: "Kannst du schon über nächstes Jahr sprechen?"
Bell: "Die aerodynamischen Verluste durch das neue Reglement sind signifikant und wir arbeiten daher hart im Windkanal. Wir wissen jetzt schon, dass unser nächstjähriges Auto gut wird. Es wird eine neue Elektronik haben und einen stark modifizierten Motor. Auf mechanischer Seite konzentrieren sich Chefdesigner Tim Densham und sein Team darauf, dass das Auto zuverlässig und einfach in der Arbeit damit wird."

Bell begrüßt die Regeländerungen für nächstes Jahr

Frage: "Sind die leistungssenkenden Maßnahmen nach deinem Geschmack?"
Bell: "Ja. Ich denke, die Situation hätte problematisch werden können, wenn darauf nicht reagiert worden wäre. Die Autos waren dieses Jahr unglaublich schnell und es musste etwas unternommen werden. Sonst wäre die Formel 1 inakzeptabel gefährlich geworden."

Frage: "Stimmst du zu, dass die Formel 1 heutzutage in erster Linie eine Sache von Designbüros, virtuellen Simulationen und Analysen von Reifen und Daten geworden ist?"
Bell: "Nein, und darum liebe ich meinen Job. Das Auto ist wie ein Werkzeug - man muss genau wissen, wie es eingesetzt werden muss. Auf so hohem Niveau ist es der menschliche Faktor, der den Unterschied macht. Beim Gewinnen von Rennen geht es nicht nur um optimale Rundenzeiten, sondern um Teamwork. Die richtige Strategie muss ausgewählt werden, die Boxenstopps müssen klappen, das Wochenende muss gut organisiert werden und die Leistung der Fahrer muss stimmen. Sicher ist die Formel 1 vollgestopft mit High-Tech, aber am Ende läuft alles auf ein Grüppchen Menschen hinaus, die ihre Leidenschaft für den Rennsport teilen und für das Resultat verantwortlich sind. Ich persönlich finde das wahnsinnig aufregend."

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