Bell: "In jedem Bereich sehr aggressiv"
Renaults Technischer Direktor über die Herausforderungen und Ziele in Nordamerika und die schwere Aufgabe für die Konkurrenzteams
(Motorsport-Total.com) - Frage: "In den vergangenen zwei Jahren war Kanada für Renault eher ein ernüchterndes Rennen, 2004 und 2005 fielen beide Autos aus. Ihr hofft sicher, dass sich das 2006 ändern wird."
Bob Bell: "Ja, wir wollen auch dieses Rennen abhaken und das Ergebnis einfahren, dass wir schon in den zwei vergangenen Jahren hätten einfahren sollen. Von der Leistung her sind wir schon seit einigen Jahren in Montréal schnell. Wir hätten die beiden vergangenen Rennen dort gewinnen können, 2005 sogar mit einem Doppelsieg. Das Team hat wirklich das Gefühl, dass es hier noch etwas schuldig ist."

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Bob Bell hofft, dass Renault den Vorsprung noch weiter ausbauen kann
Frage: "Drei der vier Ausfälle der beiden Vorjahre hatten mit der Zuverlässigkeit zu tun. Seid ihr zuversichtlich, dass ihr diese Probleme nun im Griff habt?"
Bell: "Sicher, denn unser Paket ist zuverlässiger als im Vorjahr. Bei 16 Starts hatten wir gerade einmal einen Ausfall - das ist schon ein starker Lauf. Kanada aber ist mechanisch ein hartes Rennen, denn der Kurs besitzt einen Stop-and-Go-Charakter. Ich bin aber zuversichtlich, dass auf der Zuverlässigkeitsseite alles in Ordnung sein wird."#w1#
Frage: "Werden die Anforderungen des Kurses dem R26 entgegenkommen?"
Bell: "Ich denke schon, ja. In Kanada muss man gut bremsen und beschleunigen können. Unser Auto hat eine exzellente aerodynamische Effizienz, einen starken Motor, eine gute Traktion und ist beim Bremsen stabil. Hinzu kommt, dass es einfach zu fahren ist, was es beiden Fahrern ermöglichen wird, im Rennen zu attackieren. Ich denke, dass die Charakteristiken des Kurses in Montréal den Stärken unseres Pakets entgegenkommen."
Frage: "Derzeit tobt ein enger Kampf zwischen Michelin und Bridgestone. Wen erwartest du in Kanada vorn?"
Bell: "Ich denke nicht, dass wir uns reifenseitig Sorgen machen müssten. Wir sind zuversichtlich, dass die Produkte von Michelin in den kommenden Rennen sehr konkurrenzfähig sein werden. Michelin war in diesem Jahr fantastisch, sie haben dazugelernt, ihre Entwicklungen vorangetrieben und zeigen das an den Sonntagnachmittagen. Sie wollen in dieser Saison zwei weitere Titel einfahren."
Frage: "Was die Vorbreitung des Chassis' angeht, so benötigt man in Kanada ein spezielles Paket mit wenig Luftwiderstand."
Bell: "Genau. Wir haben für diesen Kurs ein spezielles Flügelpaket entwickelt, das weniger Luftwiderstand generiert und garantiert, dass wir auf den Geraden konkurrenzfähige Geschwindigkeiten erreichen. Für diese Rennen haben wir auch andere wichtige Entwicklungen. Das wird bei beiden Rennen in Nordamerika wohl Früchte tragen, denn keiner unserer Gegner kann zwischen den Rennen testen und auf unsere Entwicklungen antworten. Unsere Entwicklung ist in jedem Bereich sehr aggressiv."
Frage: "Was sind die Ziele für das kommende Wochenende?"
Bell: "Wir wollen mit einer guten Punkteausbeute wieder abreisen. Es gibt keinen Grund, warum wir nicht um den Sieg fahren sollten und wir hoffen, dass wir den Abstand in der Meisterschaft auf Ferrari halten können. Wir wollen bei den beiden kommenden Rennen die Führung sogar leicht ausbauen. Wenn wir die Saisonhalbzeit mit diesem Vorteil erreichen, dann heißt das, dass unsere Gegner in der zweiten Saisonhälfte nicht einfach nur unsere Leistungen der ersten Hälfte nachmachen müssen, sie müssen dann noch mehr leisten. Und das wird nicht einfach."
Frage: "Sind damit also die kommenden zwei Rennen strategisch besonders wichtig?"
Bell: "Ja, das sind sie. In der momentanen Zeit des Jahres trifft man die großen Entscheidungen, wie stark die Entwicklungsprozesse bis zum Jahresende vorangetrieben werden. Wenn wir die Führung halten können, dann könnte das ihre Entscheidung beeinflussen. Ein starker Auftritt in Nordamerika brächte auch einen psychologischen Schub, wir könnten dann in Magny-Cours in die Offensive gehen."

