Ferrari setzt auf aerodynamische Effizienz
Ferraris Chefaerodynamiker John Iley über die Vorbereitungen auf die beiden besondern Rennen in Kanada und Indianapolis
(Motorsport-Total.com) - In der Aerodynamikabteilung von Ferrari herrschte vor den Rennen in Kanada und den USA Hochbetrieb. Für die Pisten in Nordamerika ist eine besondere aerodynamische Konfiguration nötig, denn die Boliden dürfen nur wenig Luftwiderstand generieren, um auf den Geraden schnell zu sein. Bei vielen Teams entstand hierzu ein neues Flügelwerk.

© Ferrari
Der Aerodynamik kommt in Kanada und Indianapolis eine große Bedeutung zu
"Wir haben einen völlig neuen Heckflügel und einige große Veränderungen am Frontflügel, hinzu kommen noch Verbesserungen an den Kühleinlässen der Bremsen, gerade für Kanada, ein Kurs, auf dem die Bremsen die stärkste Belastung in der Saison erfahren", so Ferraris Chefaerodynamiker John Iley.#w1#
Die Anforderungen an Aerodynamik und Bremsen sind auch mit den neuen V8-Motoren, die weniger Leistung produzieren, nicht gesunken. "Beim V8 ist interessant, dass durch die Entwicklungen auf dem Reifensektor in diesem Jahr der Grip gestiegen ist", erklärte er. "Man hätte erwarten können, dass mit weniger Kraft auch weniger schnell gefahren wird. Das hätte auch die Bremsen weniger belastet, weil man von einer niedrigeren Geschwindigkeit aus verzögern muss. Doch das ist nicht der Fall."
Der Abtrieb sei durch die Motoren noch einmal gesunken, was den Bremsvorgang auch aerodynamisch schwieriger werden lässt. "Wenn man dann noch den erhöhten Grip der Reifen hinzurechnet, dann ist der Bremsweg und die Belastungen für das Bremssystem gegenüber dem Vorjahr sogar noch härter", so Iley.
"Für Kanada und Indy verändert man viele Gebiete, man benötigt also ein neues Bodywork", fuhr er fort. "Das war schon vor der Saison so geplant, denn ich schätze, dass 90 Prozent des neuen Pakets kursspezifisch ist, nur zehn Prozent kommen aus unserer ständigen Weiterentwicklung." Die spezielle Vorbereitung ist für die genannten Rennen aber auch nötig.
"Der Grund für den geringeren Luftwiderstand ist, dass es auf beiden Kursen keine schnellen Kurven gibt", erklärte er. "In Kanada gibt es viele Schikanen, vor denen das Bremsen sehr wichtig ist und die Richtungswechsel. Indianapolis wiederum hat nur eine schnelle Kurve, die aerodynamisch aber nicht herausfordernd ist und leicht voll zu fahren ist. Das Infield wiederum ist eng, legt aber keinen Schwerpunkt auf die Aerodynamik. In diesem Fall achten wir darauf, den Luftwiderstand zu reduzieren, das Auto zu stabilisieren und ein gutes Bremssystem zu haben."
Von der Aerodynamikabteilung wird vorgegeben, in welchen Rahmen das Einsatzteam an der Strecke die Einstellungen vornehmen kann, ob man lieber mit mehr oder weniger Abtrieb fahren möchte. "In diesem Jahr haben wir viel bei der Effizienz des Autos erreicht, das zeigt sich in den Geschwindigkeitsmessungen und demonstriert die gute Arbeit unserer Abteilung", freute such Iley. "Das hilft, denn der Kompromiss ist dann leichter zu erreichen. Man kann mit viel Abtrieb durch das Infield fahren, ist aber auf der Geraden immer noch sehr schnell."

