• 23.05.2007 10:26

Bell: "Hoffen, dass sich der Trend fortsetzt"

Der Technische Direktor des Renault-Teams verrät, mit welcher Motivation das amtierende Weltmeisterteam gen Monaco reist

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Bob, in Barcelona schien das Renault-Team in puncto Leistungsfähigkeit einen Schritt nach vorn gemacht zu haben, wurde im Rennen aber durch verschiedene Probleme eingebremst. Trifft diese Einschätzung zu?"
Bob Bell: "Ja, ich glaube, das kann man so sagen. Während des Wochenendes in Barcelona ließen sich eindeutig Verbesserungen feststellen. Unsere neue Aufhängung und die Entwicklungen im Aerodynamikbereich funktionierten sehr gut. Die Fahrer fühlten sich im Renault R27 wohler als bei den vorangegangenen Grands Prix. Sie wurden leider von den Problemen mit unserer Tankanlage aufgehalten. Abgesehen davon dürfen wir sagen, dass wir etwas mehr von unserem Potenzial freisetzen konnten. Wir hoffen, dass sich dieser Trend am kommenden Wochenende in Monaco fortsetzt."

Titel-Bild zur News: Bob Bell

Bob Bell möchte bei der Problemsuche nichts übers Knie brechen

Frage: "Die Ergebnisse der ersten Saisonläufe entsprechen sicher nicht den Erwartungen. Trotzdem ist innerhalb des Renault-Teams keinerlei Unruhe zu bemerken. Woran liegt das?"
Bell: "Ich denke, die Gründe dafür sind Ehrlichkeit und Disziplin. Wir haben detaillierte und zielgerichtete Analysen durchgeführt, um die Ursachen unserer Probleme zu verstehen. Das war ein umfangreiches Programm, das gut geplant werden musste. Aber wir machen gute Fortschritte. In schwierigen Zeiten musst du die Aufgaben logisch angehen und sehr diszipliniert agieren. Wenn du von der Performance deines Wagens enttäuscht bist, besteht das Risiko, dass du kopflos in viele verschiedene Richtungen rennst, um Lösungen zu finden. Bei Renault haben wir uns Zeit gelassen und der Versuchung widerstanden, Dinge übers Knie zu brechen. Diese Taktik zahlt sich langsam aus."#w1#

Frage: "Es muss dich stolz machen, einem solchen Team vorstehen zu dürfen."
Bell: "Auf jeden Fall. Bei Renault schlägt das Herz für den Rennsport. Auch wenn wir derzeit nicht um Siege fahren, so beeinflusst das nicht unser Wettbewerbsstreben und unseren Erfolgshunger. In den vergangenen beiden Jahren befanden wir uns an der Spitze, haben dabei aber niemals nachgelassen oder Dinge auf die leichte Schulter genommen. Jetzt sind diese Tugenden umso mehr gefordert. Wir arbeiten hart daran, die Ursachen für unsere Schwierigkeiten zu verstehen und das vorhandene Potenzial des Renault R27 auszuschöpfen. Die Umstände mögen sich verändert haben, aber wir werden von unserem unverändert großen Ehrgeiz angetrieben."

Frage: "Verfügt das Team über die notwendigen Ressourcen, um die Probleme lösen zu können und gleichzeitig die Entwicklung des Renault R27 voranzutreiben?
Bell: "Absolut. Es ist kein Geheimnis, dass wir unsere Folge mit überschaubaren Budgets eingefahren haben. Darauf sind wir bei Renault zu Recht stolz. Das heißt nicht, dass uns jetzt die Mittel fehlen, um zurückschlagen zu können. Die Weiterentwicklung läuft nach Plan, unsere Problemanalyse schreitet gut voran und wir beginnen - wie zu diesem Zeitpunkt der Saison üblich - gleichzeitig mit den Vorbereitungen auf 2008. Bedeutet das, dass wir die Weltmeisterschaft 2007 bereits abgeschrieben haben? Mit Sicherheit nicht. Es zeigt vielmehr, dass wir weiter diszipliniert arbeiten und fest entschlossen sind, unsere derzeitige Situation nicht die Entwicklung unseres Rennwagens für die kommende Saison beeinflussen zu lassen."

Frage: "Was glaubst du, wie gut der Renault R27 in Monaco funktionieren wird?"
Bell: "Es wird immer wieder davon gesprochen, dass der Grand Prix von Monaco einer Lotterie ähneln würde. Es ist sicher richtig, dass der Kurs mit keinem anderem im Kalender zu vergleichen ist. Aber dass heißt nicht, dass wir unterschätzen dürfen, welch wichtige Rolle der Rennwagen spielt. Es gibt in Monaco keine Zauberei, ein schlechter Rennwagen wird nicht plötzlich zu einem guten. Du benötigst viel Abtrieb. Viel wichtiger ist aber noch, dass die Fahrer Vertrauen in den Wagen fassen. Momentan ist der R27 nicht das beste Auto, wenn es darum geht, ihn komfortabel am Limit zu bewegen. Das macht die Aufgabe für Giancarlo Fisichella und Heikki Kovalainen sicher nicht einfacher. Wie gewohnt werden wir das kommende Grand-Prix-Wochenende mit erhobenem Haupt angehen, fest entschlossen, das maximal Mögliche zu erreichen."