• 31.07.2001 16:54

  • von Fabian Hust

Bei Ferrari läuft alles nach Plan

Ferrari kann positiv nach vorne schauen und sich bereits einem neuen Ziel widmen: Dem Vizetitel für Rubens Barrichello

(Motorsport-Total.com) - Nach dem Ausfall von Michael Schumacher aber den dennoch gestiegenen WM-Chancen und sechs weiteren wichtigen WM-Zählern durch Rubens Barrichello begann für das Ferrari-Team am Montag um 10:30 Uhr mit dem Debriefing wieder der Alltag. Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo und Rennleiter Jean Todt sowie die Ingenieure gingen noch einmal das ganze Wochenende auf dem Hockenheimring durch.

Titel-Bild zur News: Rubens Barrichello und Michael Schumacher

Das Ferrari-Team kann optimistisch nach vorne blicken

Alles in allem bezeichnet das Team das Rennen als "positiv". Der F2001 sei auf der Strecke mit "unüblichem Charakter" konkurrenzfähig gewesen und das schnellste Auto auf Bridgestone-Reifen gewesen. Die technische Analyse bestätigte die ersten Vermutungen, wonach Michael Schumacher beim ersten Start keine Gänge mehr einlegen konnte und gleich nach seinem Boxenstopp es ein Problem mit der Benzinpumpe gab, so dass er wegen mangelndem Benzindrucks stehen blieb. Schon in Interlagos und auf dem Nürburgring gab es mit dieser Komponente Probleme - das gibt das Team zu. Jetzt wird man versuchen, den Fehler endgültig aus der Welt zu schaffen.

Beim zweiten Boxenstopp von Rubens Barrichello gab es ein Problem beim Betanken. Das Team hebt positiv hervor, dass die Mannschaft schnell reagierte und den Ersatzschlauch verwendete. Außerdem sei der Vorsprung groß genug gewesen, um sich solch ein Problem zu erlauben, für das Team aber nichts konnte - schließlich werden die Tankanlagen von der FIA bereitgestellt.

Da man nun für drei Wochen nicht testen darf, sondern nur den 50 Kilometer langen Shakedown unternehmen kann, wird sich das Team nun darauf konzentrieren, in der Fabrik an kleineren Verbesserungen zu arbeiten, bei denen man sich vor allem im Hinblick auf die Zuverlässigkeit konzentrieren wird.

Ein Blick auf die Statistik zeigt, dass Ferrari mit dem bisherigen Saisonverlauf zufrieden sein kann. Hockenheim war das 31. Rennen in Folge, bei dem es zumindest ein Ferrari-Pilot auf das Podium geschafft hat. In beiden WM-Wertungen liegt man komfortabel in Führung, man holte im vergleichbaren Zeitraum zu 2000 sechs Siege, steigerte die Anzahl der Ankünfte in den WM-Punkten von 17 auf 19, die Punkte von 111 auf 124, die Pole Positions von 5 auf 8 und die Zielankünfte auf dem Podium von 14 auf 18. Nur in Sachen schnellste Rennrunde (2 im Gegensatz zu 4) und den Ausfällen (6 zu 5) ging es bergab - wobei letzterer Punkt natürlich positiv zu bewerten ist.

Ferrari-Rennleiter Jean Todt glaubt, dass die Zuverlässigkeit für den Rest der Saison eine wichtige Rolle spielen wird: "Es sind noch ein paar Rennen bis zum Ende der Saison. Wir sind die Favoriten, aber man hat hier wieder einmal gesehen, dass alles passieren kann. Michael hatte zwei Probleme, zunächst mit dem Getriebe und dann mit der Benzinpumpe. Wir wussten, dass hier die Zuverlässigkeit wichtig ist, zum Schluss sahen wir dann ja auch eine völlig ungewöhnliche Klassifizierung. Ich kann aber nicht sagen, dass ich enttäuscht bin, denn in der WM-Wertung sieht es für uns nun besser aus."

Zur Analyse der Gegner sagt Todt: "Wir waren schneller als McLaren im Rennen wohingegen wir gegen Williams nichts machen konnten. Wir konnten sie nicht einholen. Auf manchen Strecken ist ihr Paket aus Chassis, Motor und Reifen sehr stark, aber wir wissen auch, dass die Zuverlässigkeit für sie ganz wichtig ist. Das haben wir heute gesehen. Es ist nicht normal, dass McLaren Zuverlässigkeitsprobleme hat, aber in diesem Jahr kommt das häufiger vor als im letzten Jahr. Auch wenn wir vielleicht ganz oben sind, so müssen wir auf dem Boden bleiben und uns weiterhin konzentrieren."

Die Richtung für die kommenden Rennen ist vorgegeben: "Unsere Priorität liegt im Moment auf dem Gewinn der Fahrer- und Konstrukteursmeisterschaft. Es ist wahr, dass wir im Moment einen Vorteil haben, der es uns erlaubt, nicht jedes Rennen gewinnen zu. Im Qualifying gibt man natürlich immer sein bestes, um eine gute Startposition zu haben, aber im Rennen kann man die Strategie anpassen."

Jetzt gilt es für das Team, andere Ziele ernsthafter ins Visier zu nehmen: "Der zweite Platz ist in der Fahrer-WM noch offen. Der Abstand zwischen Ralf, David und Rubens ist nicht sehr groß, der zweite Platz ist für uns also auch noch möglich. Dazu muss man BMW-Williams schlagen, was auf der Hochgeschwindigkeitsstrecke von Hockenheim nicht gelang: "Es gibt andere Autos, die auf schnellen Strecken schneller sind, aber aus diesem Grund haben wir für solche Pisten ja auch ein Entwicklungsprogramm. Man kann kein Auto haben, das zu allen Strecken passt. Das ist nicht wirklich ein Problem, aber es ist wahr, dass auf diesen Strecken unser Auto nicht wirklich schnell ist."

In knapp drei Wochen geht es auf den Hungaroring, eine völlig andere Strecke, die neben Monaco die langsamste Piste im Rennkalender ist: "Wir werden hier erneut die zwei Top-Teams vorne sehen", rechnet der Franzose damit, dass BMW-Williams nicht besonders stark sein wird, wie das schon in Monaco der Fall gewesen war. "Im nächsten Rennen werden wir andere Reifen haben, die zur Strecke passen sollten."