Barrichello: "Wir wissen, was wir zu tun haben"
Rubens Barrichello über sein Rennen in Bahrain, die Testwoche in Barcelona und die Aufholjagd auf Renault und Toyota
(Motorsport-Total.com) - Für Rubens Barrichello war der Große Preis von Bahrain "ein Wochenende zum Vergessen". Schon am Freitag gab das Getriebe seinen Geist auf, was bedeutete, dass der Brasilianer das zweite, dritte und vierte Freie Training als Zuschauer verfolgen musste. Im Rennen selbst ging er mit dem Setup von Michael Schumacher an den Start - das sorgte in Kombination mit der Aufholjagd vom letzten Startplatz aus für ruinierte Reifen und eine Zielankunft außerhalb der Punkte.

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Rubens Barrichello im Gespräch mit Ferrari-Rennleiter Jean Todt
"Es ist interessant zu sehen, welchen Unterschied ein paar Monate ausmachen können", so Rubens Barrichello am Rande der Testfahrten in Barcelona: "Im vergangenen Jahr wollten eine Menge Leute sehen, dass Ferrari geschlagen wird, denn sie waren der Meinung, dass wir die Formel 1 langweilig gestalten. Aber nun ändern sie ihre Meinung und wollen, dass wir uns verbessern, um die Dominanz von Renault zu stoppen!"#w1#
"Das Auto war sehr schwierig zu fahren"
Das letzte Rennen, so "Rubinho", hätte er besser in Erinnerung, wäre er nicht in den letzten Runden noch aus den Punkterängen gefallen: "Bahrain war für mich sehr schwierig, ich war am Freitag und Samstag praktisch nicht gefahren. Davor hatte ich nur sieben Stunden Erfahrung im F2005 sammeln können. Ich musste aus diesem Grund für das Rennen Michaels Setup kopieren."
Diese Herausforderung meisterte der 32-Jährige jedoch zunächst mit Bravour: "Ich konnte im Rennen bis auf den sechsten Rang fahren. Ich war gut unterwegs, aber ich wusste, dass die Reifen am Limit sein würden und in der letzten Runde war ich zehn Sekunden von den Rundenzeiten der Spitze entfernt und das Auto war sehr schwierig zu fahren. Es ist schade, dass es für den neunten Rang keinen Punkt gibt."
Ferrari und Panik? Ausgeschlossen!
Trotz der Nullnummer von Manama - Teamkollege Michael Schumacher war nach einem Dutzend Runden mit Hydraulikprobleme ausgeschieden - ist die Stimmung bei Ferrari von Panikmache weit entfernt, wie Rubens Barrichello erläutert: "Wir waren in den vergangenen zwei Rennen nicht gut aufgrund der Tatsache, dass wir kein gutes Gesamtpaket hatten und wir ein paar Probleme mit den Reifen hatten. Nun arbeiten wir hart daran, um das Problem anzugehen und besser abzuschneiden."
Nach dem letzten Test ist der Paulista dann auch optimistisch gestimmt: "Ich hatte in Barcelona einen guten Test und konnte viele Runden fahren und das Auto dabei deutlich besser verstehen. Ich habe das Gefühl, dass wir von nun an dabei sein werden. Ich fuhr an einem Tag rund 550 Kilometer und ich denke, dass dies ein Rekord sein könnte, die größte Distanz, die ich an einem Testtag je gefahren bin."
Barrichello sieht Renault und Toyota vorn
Doch Barrichello weiß, dass die Konkurrenz hart ist: "Renault und Toyota sind im Moment sehr gut unterwegs aber ich denke, dass wir mit unserem neuen Auto und der üblichen Unterstützung durch Bridgestone gut abschneiden können. Nun kommt alles zusammen. In Barcelona haben wir eine Menge Dinge getestet und machten in Bezug auf die Leistung gute Fortschritte, die große Kilometerleistung war ein guter Test aus Sicht der Zuverlässigkeit."
"Nun haben wir noch mehr Zeit, bevor wir zum Rennen nach Imola gehen, und alle im Team strengen sich nun noch mehr als gewöhnlich an, um vorbereitet zu sein. Wir wissen, was wir zu tun haben und wir wollen gut sein", fährt Michael Schumachers Teamkollege fort. "Nichts hat sich im Vergleich zu all den Jahren, in denen wir die Meisterschaft gewonnen haben, verändert. Der einzige Unterschied ist der, dass sich die anderen Teams verbessert haben. Nun liegt es an uns, die Sache auf die Reihe zu bekommen und wir wissen, wie das zu schaffen ist."
Positive Erkenntnisse
Wenn Rubens Barrichello seine und jene Ansprüche des Teams ausblendet, kann er der bisherigen Saison sogar etwas Positives abgewinnen: "Zumindest bekommen die Rennfans ein paar interessante Rennen zu sehen. Abgesehen vom Qualifying-Format scheinen die neuen Regeln gut zu funktionieren. Ich selbst bin nicht heiß auf das neue Qualifying-Format. Die neue Zwei-Rennen-Motorenregel bedeutet, dass wir freitags und samstags sehr wenig fahren. Was den Rest angeht, scheint alles in Ordnung zu sein."
Ferrari glaubt im kühlen Europa besser zu sein
Kann Ferrari mit dem Beginn der "Europa-Saison" nun in den Titelkampf eingreifen? "Zu sagen, dass wir in Imola besser aussehen werden, weil es viel kühler sein wird als in den ersten drei Rennen ist ein sehr einfacher Weg, um sich die Situation anzuschauen, aber in dieser Einschätzung ist ein Element der Wahrheit. Wir kämpften ein wenig mit der Hitze, die die Tendenz mit sich bringt, dass alle Probleme, die man hat, überbetont werden."
Die Wetterbedingungen in Europa sollten den "Roten" laut Barrichello entgegen kommen: "Ich denke, dass wir unter kühleren Bedingungen eine bessere Leistung zeigen können, aber das heißt nicht, dass wir nicht auch unter heißen Bedingungen gut sein können. Wir müssen nur am gesamten Paket arbeiten, inklusive Reifen, um es besser zu machen. Aber ja, im Moment könnten uns kühlere Bedingungen mehr liegen."
Ausgerechnet Italien...
Für Ferrari geht es nach der Saisonauftakt-Pleite ausgerechnet nun zum Heimrennen nach Italien: "Natürlich wollen wir zuhause in Italien gut abschneiden und wir verlassen uns nicht nur auf kühle Temperaturen und das Glück", erklärt Rubens Barrichello und wird deshalb auch in der kommenden Woche für Testfahrten im F2005 sitzen: "In der kommenden Woche werden wir ein extrem ausgiebiges Testprogramm in Mugello und Fiorano haben. Ich werde an insgesamt vier Tagen fahren, auf beiden Strecken arbeiten und wir müssen hoffen, dass wir einen Schritt vorwärts machen."

