• 23.05.2004 20:23

Barrichello: "War eigentlich nur noch Passagier"

Der Dritte des Monaco-Grand-Prix über Handling-Probleme im Rennen, das Manöver durch Montoya in Sainte Devote und mehr

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Rubens, ein dritter Platz mit großem Rückstand, aber immerhin ein dritter Platz. Was war der Gedanke dahinter, während der Safety-Car-Phase nicht zum Boxenstopp zu kommen?"
Rubens Barrichello: "Wir hatten zu dem Zeitpunkt eine Menge Benzin an Bord. Ich muss ehrlich zugeben, heute hatte ich Glück, überhaupt ins Ziel gekommen zu sein, denn es gab eine Phase im Rennen, da blockierten ständig die Räder und ich spürte, dass mit der Hinterradaufhängung etwas nicht in Ordnung war. Als das Safety-Car auf der Strecke war, konnte ich bei Start und Ziel an die Boxenmauer fahren und meine Crew schaute dabei nach, ob etwas kaputt sein könnte, denn ich schlug wirklich hart auf die Bodenwellen auf und ich blockierte immer wieder, denn das Fahrverhalten beim Richtungswechsel war nicht okay. Es war daher nur eine Frage, Runde um Runde zu absolvieren und das Rennen zu beenden. Es hätte keinen Sinn gemacht, irgendetwas zu riskieren, denn es muss etwas gebrochen sein."

Titel-Bild zur News: Rubens Barrichello

Rubens Barrichello bei der Siegerehrung in der Fürstenloge von Monaco

Frage: "Was hast du von Michaels Zwischenfall im Tunnel mitbekommen?"
Barrichello: "Ich war weiter hinten, konnte gar nichts sehen. Auf einmal sah ich ein paar Teile herumfliegen und dann war plötzlich Michael mit einer gebrochenen Aufhängung da. Ich habe nichts gesehen."#w1#

Sato hätte "schon früher" Flagge gezeigt bekommen sollen

Frage: "Und wie hast du die Situation erlebt, als Sato ausfiel und eine riesige Rauchwolke verursachte?"
Barrichello: "Um ganz ehrlich zu sein, ich finde, sie hätten ihm schon früher eine Flagge zeigen müssen, denn er hat schon ein paar Runden lang immer wieder Rauch aus dem Motor oder dem Getriebe gespuckt. Dass etwas passieren würde, war offensichtlich. Es gab ein riesiges Drama. Ich konnte mein Auto gerade noch seitlich zur Begrenzung lenken. Ich stand fast, aber konnte nichts unternehmen, denn sonst hätte ich mein Auto beschädigt."

Frage: "Sicher hast du dir zu deinem Geburtstag mehr erwartet als den dritten Platz, aber alles in allem musst du zufrieden sein, oder?"
Barrichello: "Wie gleich nach dem Rennen gesagt, ich bin heute so froh, überhaupt ins Ziel gekommen zu sein. Das muss das Geschenk Gottes an mich gewesen sein, denn das Auto hat sich überhaupt nicht so verhalten, wie wir gedacht hatten. Einmal, am Casino, schlug das Auto hart auf und plötzlich blockierte das Rad außen - genauso, als wäre es ein Reifenschaden. Ich habe das Team angefunkt und gesagt, ich muss Reifen wechseln, aber dann ging das Auto die Runde lang, auch wenn die Räder immer wieder blockierten. Da muss etwas gebrochen sein, aber ich hatte meinen Vorsprung auf Montoya und das Team sagte, solange ich unter 1:20 fahren kann, ist es okay. Notfalls hätten wir einen anderen Reifensatz probiert. Selbst nach dem letzten Stopp fühlte sich das Auto zwar besser, aber noch eigenartig an, denn es schlug ständig am Boden auf und ich war eigentlich nur noch Passagier. Ich hatte viel Glück. Ich schwitze nicht einmal, denn ich musste das Auto nur auf der Strecke halten."

Barrichello neutral zu Schumacher/Montoya-Kollision

Frage: "Du wurdest zu Beginn von Montoya überholt. Was ist da passiert?"
Barrichello: "Wegen der Safety-Car-Phase war die Pace wirklich langsam und ich hatte kalte Reifen. Er hat alles riskiert und ich dachte ehrlich gesagt, er würde geradeaus an mir vorbeischießen. Daher sah ich keinen Sinn darin, die Tür zuzumachen und vielleicht meine Nase zu riskieren. Am Anfang hat es so ausgesehen, als würde es ein Rennen mit vielen packenden Momenten werden. Als Satos Motor explodiert ist, war das eine sehr gefährliche Situation und die Überrundeten waren auch eine Katastrophe. Man musste einfach durchhalten. Mit meinen Problemen war es schwierig, das Auto auf der Strecke zu halten. Um die anderen Fahrer habe ich mich nicht gekümmert."

Frage: "Hattest du dein Problem vom Start weg und hat es irgendwann eine Berührung gegeben?"
Barrichello: "Nein, nein. Mein Start war gar nicht so schlecht, aber Takuma war schon über alle Berge. Wir müssen ihn fragen, was er anders macht, denn als er an uns vorbeizischte, standen wir noch fast still. Das war sehr komisch. Mein Fahrverhalten war sowieso nicht gut und nach 20 Runden passierte dann die angesprochene Situation und von da weg hat es keinen Sinn mehr gemacht, anzugreifen."

Frage: "Wie wichtig ist es für die Formel 1, einen neuen Sieger zu haben?"
Barrichello: "Ein anderer Sieger mit demselben roten Auto hätte mir besser gefallen! Unterm Strich finde ich aber, wie viele schon gesagt haben, dass es ein ereignisreiches Rennen war, es gab viele Zwischenfälle und den TV-Leuten muss das sicher gefallen haben."

"Monaco ist anders als andere Rennstrecken"

Frage: "Glaubst du, dass man Zwischenfälle wie heute mit deinem Teamkollegen und Montoya durch ein schnelleres Safety-Car verhindern könnte?"
Barrichello: "Ich glaube ehrlich gesagt, Monaco ist einfach anders als andere Rennstrecken. Es wäre auch für ein Auto eines anderen Typs schwer gewesen, eine hohe Pace auf diesem Kurs zu halten, also würde es kaum einen Unterschied machen. Ich kann es aber nicht beurteilen, denn ich habe den Unfall nicht gesehen. Das Safety-Car war langsam, aber es ist Monaco - sowieso langsam mit den vielen Kurven."

Frage: "Du hast gesagt, dass dein äußeres Vorderrad blockiert hat. Weißt du, ob Michael dasselbe Problem hatte, denn auch bei ihm hat bei der Situation im Tunnel das äußere Vorderrad blockiert?"
Barrichello: "Nein, ich glaube nicht, denn ich habe das Team gefragt, ob es ein Problem gibt, von dem ich wissen sollte. Wir mussten an diesem Wochenende aber die Bremsen ziemlich aggressiv aufwärmen, um sie für die erste Runde auf Temperatur zu bringen, also schätze ich, dass Michael das versucht hat. Ich hatte hinter dem Safety-Car auch Probleme, die Bremsen warm zu halten, und denke, ihm ist es nicht anders ergangen."