• 23.05.2004 20:18

Button: "Jarno konnten wir nicht schlagen"

Jenson Button über sein Rennen in Monaco, seine Jagd auf den Sieger Jenson Button und die Zwischenfälle auf der Strecke

(Motorsport-Total.com) - Frage: "In diesem Rennen gab es viele Zwischenfälle. Einer der Bedeutendsten war sicher, als Michael Schumacher in die Leitplanken fuhr. Hast du davon etwas mitbekommen?"
Jenson Button: "Nein, da hatte ich bereits meinen Boxenstopp absolviert, also war ich sieben oder acht Autos weiter hinten, aber seltsam war es schon. Im Tunnel ist es ohnehin sehr rutschig. Wir fahren da mit 250 km/h durch, man ist also so schnell, dass man so viel Abtrieb hat, dass der schlüpfrige Asphalt kein Problem mehr ist. Wenn man aber langsam fährt, dann ist es sehr wohl ein Problem."

Titel-Bild zur News: Jenson Button

Jenson Button konnte sich auch über den zweiten Platz freuen

Frage: "Du bist mit einer Zwei-Stopp-Strategie gefahren. Hatten die Safety-Car-Phasen eine Auswirkung auf deine Strategie?"
Button: "Als Alonso in die Streckenbegrenzung im Tunnel krachte, haben wir natürlich sofort unseren Boxenstopp gemacht, das war auch richtig so. Wenn Michael draußen geblieben wäre, dann hätten wir wohl vor ihm gelegen, wenn er seinen Stopp absolviert hätte. Das Team hatte eine fantastische Strategie, aber Jarno konnten wir nicht schlagen."#w1#

Frage: "Man hat gesehen, dass du alles versucht hast, gerade in den Schlussrunden. In der letzten Runde hattest du auch einige haarige Momente."
Button: "Ja, hatte ich, und auch einen Nachzügler. Geholfen hat das nicht. Aber man muss so hart angreifen, wie man nur kann, und ich habe 100 Prozent gegeben. Jede Runde war wie im Qualifying, weil ich versuchen wollte, Jarno einzuholen. Vielleicht hätte ich ihn unter Druck setzen können. Es hat nicht gepasst, weil er einfach sehr gut gefahren ist. Er hat etwas langsamer gemacht, aber man muss es probieren."

Frage: "War es sehr frustrierend, als Michael Schumacher dich im Zuge der Boxenstopps überholt hat?"
Button: "Das war sehr frustrierend, da ich im Verkehr festhing. Ich lag dreieinhalb Runden hinter da Matta - sowas habe ich noch nie erlebt. Eine Runde haben sie gebraucht, bis sie die blauen Flaggen rausgeholt haben, aber dann ist er dennoch weitere zweieinhalb Runden vor mir gewesen. Ich werde mit ihm noch ein Wörtchen reden. Das war jedenfalls erbärmlich."

Frage: "Er wurde später dafür ohnehin bestraft ..."
Button: "Wurde er? Gut."

Button hatte keine Angst um sein Honda-Triebwerk

Frage: "Takuma hatte ja dieses offensichtliche Motorproblem. Musstest du danach vorsichtig fahren?"
Button: "Nein, ich habe im ganzen Rennen nicht nachgelassen, alles lief reibungslos. Das Team hat mir auch gar nicht erzählt, was genau passiert ist. Es gab also keinen Grund, vorsichtig zu sein, außer natürlich an der Stelle, an der er ausfiel."

Frage: "Wie war dein Start?"
Button: "Furchtbar. Ich dachte, dass ich einen guten Start gemacht hätte, aber dann flog Alonso an mir vorbei und Taku war direkt hinter mir. In der ersten Kurve wurde es also ziemlich hektisch, aber ich kam da als Dritter wieder raus, was gar nicht schlecht war. Dann ging es darum, an den beiden Renaults dranzubleiben. Das habe ich ganz gut geschafft, bis ich in Runde 19 an die Box fuhr, sie aber konnten noch vier Runden weiterfahren."

Frage: "Du warst einst der Teamkollege von Jarno. Kannst du uns etwas über ihn erzählen?"
Button: "Ich gebe sonst eigentlich keine Kommentare zu Fahrern ab, aber Jarno war ein guter Teamkollege. Und er war auch hier sehr schnell. Ich kann mich erinnern, dass ich vor zwei Jahren alles versucht habe, um nur ein paar Zehntelsekunden hinter ihm zu liegen. Das war wirklich schwierig, ich habe nicht gewusst, wo er diese Zeit holte. Er ist auch sehr engagiert. Er trainiert viel - jedenfalls habe ich das gelesen. Und er hat nun bewiesen, dass er ein Rennsieger ist."

Frage: "Wie wichtig ist es für die Formel 1, nicht nur verschiedene Sieger, sondern auch solche aufregenden Rennen zu haben?"
Button: "Für den Sport ist das natürlich gut. Dieses Rennen werden viele Leute gesehen haben und es hilft dem Sport wirklich, dass es verschiedene Sieger gibt. Ich wusste bisher nicht, dass das Rennen aufregend war, denn ich habe sonst nicht sehr viele Fahrer in der gleichen Runde wie mich selbst gesehen. Aber wenn es aufregend war, dann ist das gut. Wenn auf einer Strecke, auf der man kaum überholen kann, schon ein aufregendes Rennen stattfinden kann, dann sollten wir uns auf den Nürburgring freuen."

BAR-Honda im ungebremsten Aufwärtstrend

Frage: "Wie schätzt du deine Leistungen, die in diesem Jahr sehr konstant sind, im Vergleich zum letzten Jahr ein?"
Button: "Das war ein langer Weg. Nicht so sehr, was das Fahren angeht, sondern die Zeit, die ich mit dem Team verbrachte. Wir sind eng zusammengewachsen, das hat sich inn den letzten eineinhalb Jahren verbessert. Wir sind ein Team auf dem Weg nach oben und noch jung, wir lernen noch, aber wir schlagen uns im Moment sehr gut. Unsere Strategien scheinen zu funktionieren. Wir brauchen einfach mehr Zeit, um uns zu verbessern und den Ferraris näher zu kommen. Auf dem Nürburgring werden sie wieder sehr stark sein."

Frage: "Wie nah warst du dem Sieg? Konntest du ihn bereits riechen?"
Button: "Ich war nah dran. Ich konnte Trullis Getriebe riechen. Aber ich bin glücklich, Zweiter zu sein. Es war nur einer schneller als ich. Ich wollte gewinnen, aber ich kann auch mit dem zweiten Platz leben. Es ist großartig, zwei zweite und dritte Plätze erreicht zu haben. Auch in der Meisterschaft bin ich gut klassiert."

Frage: "Wie schwierig ist es, wenn das Safety-Car auf der Strecke ist, abzuschätzen, wann der Vordermann bremst, um sein Material aufzuwärmen?"
Button: "Das Problem ist, gerade auf diesem Kurs, dass man die Bremsen stärker einsetzt als bisher. Die Reifen werden immer weicher und man hat mehr Abtrieb. Daher müssen wir härtere Materialien fahren, und dann ist das Aufwärmen der Bremsen wirklich schwierig. Damit hatte ich das Wochenende auch Probleme."

BAR-Honda wird auf Renault achten müssen

Frage: "Glaubst du, dass du auf dem Nürburgring eine Chance auf den Sieg haben wirst?"
Button: "Ich denke, dass unsere Autos überall gut funktionieren, wir sollten daher eine Chance haben. Aber die Renaults werden auch stärker. Aber wir müssen noch herausfinden, warum ich einen schlechten Start hatte. Vielleicht lag es ja an meiner Reaktion, aber ich denke es nicht. Wenn ich auf Pole stehe, dann würde ich mit solchen Starts nicht das Rennen anführen. Aber dieses Problem können wir lösen."

Frage: "Was heute zwischen Schumacher und Montoya passiert ist, erinnerte ein wenig an den Vorfall im Jahr 2000 in Monza, als du in einer Safety-Car-Phase hinter ihm fuhrst. Ist er in solchen Situationen unberechenbar?"
Button: "Hinter dem Safety Car ist es immer schwierig. Hier ist es noch schlimmer, speziell im Tunnel. Dort fahren wir mit 250 km/h, haben aber auch viel Abtrieb, aber wenn man langsam fährt, dann hat man dort keinen Grip. Das in Monza war eher ein unglücklicher Vorfall."

Frage: "Ist es normal, dass man hinter dem Safety Car ständig bremst und wieder Gas gibt?"
Button: "Man kann natürlich nicht urplötzlich bremsen und dann wieder Gas geben. Ich glaube auch nicht, dass Michael das getan hat. Aber man muss seine Bremsen anwärmen."