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  • 27.04.2002 19:47

  • von Fabian Hust

Barrichello rückt Schumacher auf die Pelle

Rubens Barrichello schöpft nach zwei starken Qualifyings in Folge Mut für die verbleibende Saison

(Motorsport-Total.com) - Nach vielen Ausfällen zu Saisonbeginn und der ersten Zielankunft lediglich im vierten Rennen (San Marino, Platz 2), liegt Rubens Barrichello schon 28 WM-Punkte hinter dem WM-Führenden zurück. In den ersten Rennen war alles beim Alten, Michael Schumacher war seinem Teamkollegen immer einen Schritt voraus ? sieht man einmal von der Regenlotterie in Australien ab. Zusammen mit den ausbleibenden Punkten im Rennen wurden schon wieder schnell die Rufe laut, Barrichello für die kommende Saison durch einen jungen Fahrer wie Felipe Massa zu ersetzen.

Titel-Bild zur News: Rubens Barrichello, Michael Schumacher

Muss Michael Schumacher bald einmal Rubens Barrichello gratulieren?

Barrichello mausert sich zum ernst zu nehmenden Gegner für Schumacher

Reagierte der Brasilianer im letzten Jahr noch auf diese Gerüchte mit einem überaggressiven Fahrstil, so steckte er die Negativpresse in dieser Saison bisher besser weg. Mehr noch, er antwortete mit starken Leistungen. Sowohl in Imola, als ihm der neue F2002 zum ersten Mal zur Verfügung stand, als auch in Barcelona war er für Michael Schumacher im Qualifying ein ernst zu nehmender Gegner. In beiden Abschlusstrainings musste der vierfache Formel-1-Weltmeister sein ganzes Können aufbringen, um Barrichello in letzter Minuten vom ersten Startplatz zu verdrängen.

Barrichello stimmt den F2002 besser ab

Obwohl Schumacher mit dem F2002 mehr getestet hat und über mehr Erfahrung verfügt als Barrichello, war sowohl in Imola als auch in Barcelona das Setup des Brasilianers besser und Schumi kupferte ab: "Man kann vergleichen, wo der Teamkollege schneller ist, wo man selbst schneller ist. Manchmal kommt man dann noch näher an dass Limit ran. Es ist oft so, dass man glaubt, am Limit zu sein, aber der Teamkollege fährt die Kurve noch schneller, also muss noch etwas gehen. Das habe ich heute gemacht und deswegen arbeiten wir als Team zusammen."

Barrichellos Leistungen untermauern die Überlegenheit des F2002

Die starke Vorstellung von Rubens Barrichello zeigt, dass der F2002 ein extrem gut zu fahrendes Auto sein muss, nur so ist zu erklären, warum der 29-Jährige Schumacher plötzlich so nahe ist. Aber letztendlich musste er sich dennoch geschlagen geben: "Natürlich würde ich lieber einen Platz weiter vorne stehen, aber es war ein fairer Zweikampf und es macht Spaß, sich gegenseitig so anzustacheln. Das Auto wurde in Sachen Setup gegen Ende hin besser. Michael hat seine Schlussattacke eben einfach besser hinbekommen."

"Michael hat es dieses Jahr nicht mehr so leicht"

Kurz nach dem Qualifying war der Paulista wenig verwunderlich etwas angesäuert, hatte er doch wie schon vor zwei Wochen im letzten Moment erneut den Kürzeren gezogen. Doch wenige Minuten später konnte er schon wieder Lachen und grinsend sich selbst Mut zusprechen: "Michael hat es dieses Jahr nicht mehr so leicht. Das gefällt mir. Ich denke, dass ihm das ebenfalls etwas bringt, weil er sich jetzt mehr anstrengen muss. Das Auto funktioniert perfekt. Ich werde morgen jedenfalls alles geben." Die ungewohnte Freude von Schumacher über seine Pole hat gezeigt, wie wichtig es ihm war, gegen Barrichello nicht den Kürzeren zu ziehen...

"Rubens war bis zum Schluss schneller als ich"

Darauf kann sich Michael Schumacher wohl einstellen, denn schon in Imola wäre Barrichello wohl ein echter Gegner gewesen, hätte er am Start nicht an Positionen eingebüßt: "Heute war Rubens bis zum letzten Versuch schneller als ich und ich musste mir Gedanken darüber machen, wie ich mich verbessern kann", lobt Schumacher seinen Teamkollegen. "Ich genieße die Herausforderung. Wenn er in einem Sektor oder in einer Kurve schneller ist, muss ich auch so schnell sein wie er. Manchmal denkt man, man hat das Limit erreicht, aber dann bekommt man gezeigt, dass es noch schneller geht."

Verliert Barrichello schon wieder am Start?

Wie wichtig es sein kann, ganz vorne zu stehen, hat Imola gezeigt, als Schumacher von der Pole seine Führung verteidigen konnte, Barrichello von Platz zwei auf der schmutzigeren Seite der Strecke gestartet von Ralf Schumacher überholt wurde. Das könnte morgen erneut passieren, doch Barrichello hofft auf Schützenhilfe: "Ich hoffe nicht, dass ich wieder sagen muss, die andere Fahrbahnseite wäre besser gewesen, wie es in Imola leider der Fall war. Hoffentlich bekomme ich den Start auf die Reihe, obwohl es auf meiner Seite wirklich staubig ist. Heute fährt ja noch die Formel 3000. Vielleicht putzen die auch ein wenig vom Dreck weg."

"Michael ist verdammt schnell"

Wie auch immer der Start verlaufen mag, Rubens Barrichello blickt optimistisch auf das Rennen: "Ich bin ich eigentlich immer optimistisch. Das Auto ist genau so, wie ich es haben will. Michael ist aber verdammt schnell. Trotzdem kann ich versprechen, dass ich diese Saison sicher noch eine Pole Position holen werde!" Und wer weiß ? vielleicht hat Michael Schumacher ja seinen ersten Ausfall in dieser Saison. Dann wäre wohl Rubens Barrichello der lachende Gewinner und damit endlich ein zweifacher Grand-Prix-Sieger.