• 09.09.2002 15:44

  • von Fabian Hust

Barrichello: Mein Sohn hat mich schneller gemacht

Ferrari-Pilot Rubens Barrichello ist fest davon überzeugt, dass ihn sein Sohn Eduardo in der Formel 1 schneller gemacht hat

(Motorsport-Total.com) - In den Anfängen der Formel 1 hätten wohl die meisten Teamchefs gerne in den Fahrerverträgen verankert, dass die Familie bitteschön um kein Kind erweitert wird, denn es war die weitläufige Meinung verbreitet , dass ein Vater als Rennfahrer langsamer wird. Doch der Glauben, dass ein Kind im Hintergrund einen Rennfahrer langsamer macht, gilt heute als überholt. Vor allem wohl deshalb, weil die heutigen Rennfahrzeuge wesentlich sicherer sind als noch vor ein paar Jahrzehnten.

Titel-Bild zur News: Rubens Barrichello

Rubens Barrichello gibt auf der Rennstrecke wie als Familienvater Gas

"Seit ich einen Sohn habe, fahre ich meiner Meinung nach schneller", zeigt sich Ferrari-Pilot Rubens Barrichello in einem Interview mit der Fachzeitschrift 'F1Racing' überzeugt. "Die Leute mögen vielleicht denken, dass dies seltsam ist, aber es hängt damit zusammen, dass ich nun meinem Job zu hundert Prozent nachgehe." Geboren wurde Sohn Eduardo am 23. September vergangenen Jahres und in diesem Jahr ist der Brasilianer bekanntlich so nahe an Michael Schumacher dran wie nie zuvor.

Gibt es da wirklich einen Zusammenhang? Gegenüber von F1Total.com analysiert Formel-1-Experte Marc Surer: "Rubens ist so nah an Michael dran, weil das Auto so gut ist, es ist im Prinzip einfach zu fahren. Man sieht das ja immer wieder, wenn das Auto gut ist, können plötzlich beide Teamkollegen schnell fahren und wenn es mal Probleme gibt, ist dann wiederum der eine Fahrer schneller als der andere, man kann das also auch bei anderen Teams beobachten. Ein besserer Fahrer kann sich immer mit einem schlechteren Auto besser in Szene setzen."

Rubens Barrichello stimmt dem Schweizer in gewisser Weise zu: "Ich denke, dass ich nun viel mitentwickelt habe. Ich habe gelernt, mich mehr Details zu widmen. In den anderen Teams war es immer ein Kampf einen Kompromiss zu finden ? man hatte Untersteuern und wollte das Übersteuern loswerden. Bei Ferrari habe ich gelernt, an den Punkt zu kommen, an dem man ein pures Rennfahrzeug hat. Es gibt so viele Details, an denen man arbeiten kann und Michael ist darin extrem gut. Ich habe von ihm gelernt."

Auch viele andere Familienväter sind wohl nicht langsamer geworden: Ralf Schumacher und auch Heinz-Harald Frentzen zum Beispiel, der in seiner gewohnt humorvollen Art meinte, dass er nun eher noch schneller fahre, um früher wieder zu Hause zu sein. Es gab jedoch auch einen Formel-1-Fahrer, der nach der Geburt seines Kindes massiv einbrach: Mika Häkkinen. Sohn Hugo kam am 11. Dezember 2000 auf die Welt und in der darauf folgenden Saison war der Finne nicht mehr der Alte und gab als Konsequenz seinen Rücktritt bekannt. Ob das neue Familienleben der Auslöser war, wird aber wohl immer sein Geheimnis bleiben.

Rubens Barrichello jedenfalls bringt Familie und Formel 1 gut unter einen Hut, wie das auch der zweifache Familienvater Michael Schumacher tut: "Ich liebe meine Familie", schwärmt der Paulista. "Ich liebe Eduardo so sehr, dass es manchmal schmerzt." Nach außen hin wirkt Rubens Barrichello in letzter Zeit sogar verbissener als Michael Schumacher, der immer wieder seine Familie erwähnt und locker und gelöst agiert. Doch Rubens Barrichello ist ein Familienmensch durch und durch, ein typischer Südamerikaner eben. Aber eben nur abseits der Rennstrecke.