Barrichello: "Keine Caipirinhas heute Nacht"

Über die Pole Position freute sich Barrichello im Interview, die größte Schlacht - das Rennen - steht aber erst noch bevor

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Rubens, da muss extremer Druck gewesen sein, als du als Letzter auf die Strecke gehen musstest, nicht wahr?"
Rubens Barrichello: "Es ist so erstaunlich, wie mein Leben gerade ist, denn ich habe hier für 30 oder 20 Jahre gelebt. Damals fuhr ich im Go-Kart, dachte immer dasselbe, fuhr einfach und gab mein Bestes. Das habe ich heute gemacht, aber als ich über die Ziellinie fuhr, fühlten sich meine Beine etwas taub an, so immens war der Druck. Wenn du einen Fehler machst, kommt vielleicht jemand von der Tribüne runter und bringt dich um! Okay, so ist es vielleicht nicht, aber da ist viel Druck, viel gute Energie. Wir sind wieder an derselben Stelle wie letztes Jahr. Ich habe die erste Schlacht gewonnen. Für das Rennen morgen ist das sicher wichtig. Wir haben ein sehr gutes Auto. Ich bin sehr sorglos. Ich denke, es besteht eine gute Chance, das Rennen zu gewinnen, aber das ist der größte Schritt."

Titel-Bild zur News: Rubens Barrichello

Klappt es morgen mit der zweiten Zielankunft beim Heimrennen?

Frage: "Dein Teamkollege hatte am Morgen einen spektakulären Unfall. Wie hat das die Vorbereitungen deines Teams beeinflusst, hatte das Auswirkungen auf das Setup und wodurch wurde der Unfall überhaupt verursacht?"#w1#
Barrichello: "In erster Linie war das sehr schade, denn es war ein großer Unfall. Michael war okay, aber er musste das T-Car nehmen, mit dem er davor noch nicht gefahren ist, also musste er ein wenig umdenken. Wie wir ins Qualifying gehen würden, stand zu dem Zeitpunkt schon ziemlich fest. Michael kann sicher auch so noch ein gutes Rennen haben, aber leider hatte er wegen der zehn Plätze keine Chance mehr, in den Kampf um die Pole einzugreifen."

Barrichello kann heute Nacht zuhause schlafen

Frage: "Die meisten Leute in der Formel 1 gönnen dir morgen sicher den Sieg. Was passiert jetzt in den nächsten zwölf Stunden, wie gehst du mit dem Druck um und wie fühlt es sich an, beim brasilianischen Grand Prix auf Pole Position zu stehen?"
Barrichello: "Um ganz ehrlich zu sein, der Druck ist glaube ich schon weg. Ich werde in meinem eigenen Bett schlafen, das ich so sehr liebe, und mein Sohn wird sich meiner annehmen. Ich werde nach Hause kommen und es wird ein normaler Tag sein, an dem ich mit ihm spiele und so weiter. Alle Tickets sind verkauft. Letztes Jahr war ich darauf vorbereitet, das Rennen zu gewinnen, das bin ich dieses Jahr wieder. Wenn es das ist, was morgen für mich bestimmt ist, dann sehr schön, und wenn nicht, dann werde ich alles daran setzen, ein möglichst gutes Resultat zu erzielen."

Frage: "Man hatte den Eindruck, dass du sofort nach deiner Runde wusstest, dass es Pole ist. Wie kann das sein?"
Barrichello: "Naja, ich war ja der letzte Fahrer draußen, und sie haben mir gesagt, dass Juan-Pablo Kimis Zeit geschlagen hat. Es war eine 10.8. Als ich meine 10.6 am Display sah - auch wenn es manchmal im Endeffekt eine 10.68 oder eine 10.71 sein kann -, wusste ich also, dass es gereicht hat."

Frage: "Konntest du das auch an der Reaktion des Publikums erkennen?"
Barrichello: "Ja, absolut, denn nach dem Qualifying wollen wir alle Benzin sparen, also bin ich sehr langsam gefahren. Da habe ich die Fans natürlich gehört und wahrgenommen."

Frage: "Man hat den Eindruck, dass ist die Pole, die du am meisten genießt..."
Barrichello: "Letztes Jahr war fast gleich. Es fühlt sich fast so an wie der Samstag letztes Jahr, als sei ich wieder da. Damals hatte ich das Gefühl, dass ich hätte gewinnen sollen, und jetzt ist es genauso. Da sind so viele Emotionen, da ist so viel Energie - ich werde alles geben. Ob es klappt oder nicht, werden wir morgen sehen, aber ich arbeite jedenfalls darauf hin."

"Es wird ein körperlich anstrengender Fight"

Frage: "Zwei Zehntel sind auf dieser Strecke ein recht großer Abstand."
Barrichello: "Die Zeiten liegen offensichtlich sehr eng beisammen. Ich hatte eine gute Runde. Ich weiß nicht, wie viel Benzin meine Konkurrenten an Bord haben, aber ich bin einmal Erster, das ist schon einmal geschafft, und morgen folgt dann die zweite Schlacht, die größere, über 71 Runden, das Rennen. Es wird ein körperlich anstrengender Fight."

Frage: "Hast du das Auto zwischen den Sessions groß umgebaut?"
Barrichello: "Ein bisschen, was auch ganz gut funktioniert hat, weil die Temperaturen nach oben kletterten. Wie es morgen mit dem Wetter steht, ist im Moment noch ein Rätsel. Heute Morgen kam ich mir vor wie in England, aber jetzt ist es wie in Brasilien. Keine Ahnung, was uns das Wetter morgen bringen wird."

Frage: "Dein Freund Tony Kanaan ist auch hier. Was sagst du dazu, dass er die Indy Racing League gewonnen hat, und hattest du in letzter Zeit Gelegenheit, dich mit ihm zu unterhalten?"
Barrichello: "Ja, denn er ist extra hierher gekommen, um sich ein Ticket zu holen. Tony ist eines der Talente, die nach Amerika gegangen sind. Er hat die Meisterschaft auf eine gute Weise gewonnen. Er kann nach beiden Seiten fahren, nicht nur nach links, und ich hoffe, dass er einmal einen Formel-1-Test bekommt, denn ich bin sicher, mit seinem Talent würde er die Leute überzeugen."

Barrichello bevorzugt ein Qualifying mit wenig Benzin

Frage: "Was hältst du vom neuen Qualifying-Format, das die FIA erst heute bestätigt hat?"
Barrichello: "Es ist für alle gleich. Es kommen immer wieder neue Sachen, die man erst lernen muss. Wenn es ein Qualifying ohne Sprit gibt, dann ist mir das lieber, denn da sind die Autos schneller. Es ist aber für alle dasselbe."

Frage: "Glaubst du, dass die Stelle, an der Michael Schumacher abgeflogen ist, wegen der Bodenwellen gefährlich ist, oder war es einfach ein Fahrfehler?"
Barrichello: "Die Bodenwelle hilft jedenfalls nicht. Juan-Pablo hatte dort vor ein paar Jahren im Regen auch einen Abflug, der ähnlich war. Wenn man aber schon abfliegt, dann ist die Stelle dort gar nicht schlecht, denn es geht bergauf und die Barrieren federn den Aufprall gut ab. Michael hatte Pech, dass sich sein Auto gedreht hat, denn dadurch wurde die Geschwindigkeit nicht so stark verzögert. Es stimmt aber, es gibt am Kurveneingang eine große Bodenwelle, die nicht hilfreich ist."

Frage: "Glaubst du, dass es durch die neuen Regeln mehr Überholmanöver geben wird?"
Barrichello: "Das kann ich erst sagen, nachdem ich das Auto einmal getestet habe und hinter anderen Leuten gefahren bin. Anders kann man das ja nicht wissen."

Frage: "Wie willst du morgen gewinnen?"
Barrichello: "Ich werde mich heute von der Trinkerei fernhalten, nach Hause gehen und mein normales Leben leben. Keine Caipirinhas heute Nacht..."