Barrichello und Massa tanzen den Qualifying-Samba

Brasilien jubelt: Barrichello sicherte sich die Pole in Interlagos vor Montoya, Massa wurde sensationell Vierter - "Schumi" 18.

(Motorsport-Total.com) - Alle Entscheidungen sind in dieser Saison längst gefallen, dennoch herrschte im heutigen Qualifying in Interlagos eine fantastische Atmosphäre. Die zahlreichen Fans auf den Tribünen wurden dann auch von ihren Lokalhelden nicht enttäuscht: Rubens Barrichello (Ferrari) sicherte sich die Pole Position, Felipe Massa (Sauber-Petronas) wurde sensationell Vierter.

Titel-Bild zur News: Juan-Pablo Montoya und Rubens Barrichello

Bravo, Rubens! Montoya gratuliert dem "Hausherren" zur Pole Position...

Schon im Vor-Qualifying zeichneten sich südamerikanische Festspiele ab, als Barrichello vor Juan-Pablo Montoya (BMW-Williams) und Massa Bestzeit fuhr, während Michael Schumacher im Ferrari-T-Car den tadellosen vierten Platz vor seinem Bruder Ralf (BMW-Williams) herausfuhr. Die Tendenz zu besonders knappen Abständen setzte sich im ersten Zeitfahren fort - sage und schreibe 13 Piloten klassierten sich innerhalb von 0,886 Sekunden.#w1#

Massa brachte die Fans erstmals richtig zum Toben

In dieser dramatischen Tonart ging es dann auch im eigentlichen Qualifying weiter: Ralf Schumacher eröffnete den Reigen der letzten fünf Piloten, sicherte sich unterm Strich die siebente Position mit weniger als einer halben Sekunde Rückstand, doch als Massa rausfuhr, tobte Interlagos - 0,1 Sekunden Vorsprung auf Räikkönen vor dem letzten Sektor, unterm Strich dann 0,030 Sekunden Rückstand auf den McLaren-Mercedes-Finnen. Am Ende bedeutete dies für den grandios aufgeigenden Sauber-Piloten den vierten Platz, 0,276 Sekunden hinter der Pole Position.

Die sicherte sich sehr zur Freude des Veranstalters, der nun garantiert mit einem vollen Haus rechnen darf, Barrichello: Der 32-Jährige, der in elf Heimrennen erst einmal die Zielflagge gesehen hat, ließ vom ersten Meter an keine Zweifel an seiner Form aufkommen, fuhr eine saubere und doch aggressive Runde und kam so auf eine Zeit von 1:10.646, 0,204 Sekunden schneller als Hauptkonkurrent Montoya, der auf der Buckelpiste bei Sao Paulo traditionell gut zurechtkommt und heute voll überzeugte.

Für Michael Schumacher war im Qualifying aufgrund der Strafversetzung nach dem Motorwechsel am Morgen ohnehin nicht viel zu holen. Mit einer konservativen Runde - und möglicherweise etwas mehr Benzin im Tank - sicherte er sich den achten Platz im Klassement, was de facto Startposition 18 bedeutet. Denkbar ist jedoch, dass der Weltmeister sich angesichts dieser Ausgangslage dazu entschließen wird, aus der Boxengasse zu starten.

Button und Sato mit mehr Benzin an Bord unterwegs?

Nicht ganz so stark wie erwartet schnitt Jenson Button (BAR-Honda/+ 0,446) ab, doch der Brite setzte schon in den letzten Rennen stets auf eine etwas größere Startmenge Benzin und leistete sich zudem den einen oder anderen kleinen Fehler. Teamkollege Takuma Sato war um 0,028 Sekunden langsamer als der 24-jährige Brite, wurde Sechster - und ärgerte sich, dass er im letzten Sektor eine noch bessere Zeit liegen gelassen hat.

Fernando Alonso (Renault/+ 0,808), Jarno Trulli (Toyota/+ 0,837), Giancarlo Fisichella (Sauber-Petronas/+ 0,925) und Mark Webber (Jaguar-Cosworth/+ 1,019) rundeten das vordere Dutzend ab, während McLaren-Mercedes-Pilot David Coulthard als 13. unerwartet weit hinten landete. Die 1,104 Sekunden Rückstand des Schotten erklären sich aber möglicherweise durch etwas mehr Benzin im Tank, denn bis zum Qualifying lief es eigentlich recht gut für ihn.

Jacques Villeneuve (Renault/+ 1,190) verlor als 14. neuerlich das Stallduell gegen Alonso klar, während Christian Klien (16./+ 1,565) bei Jaguar-Cosworth ein ähnliches Schicksal erlitt. Bei Jordan-Ford war Nick Heidfeld der schnellere Mann: "Quick Nick" kam auf eine Zeit von 1:12.829 und blieb damit um knapp sieben Zehntel vor 'F1Total.com'-Kolumnist Timo Glock. Zsolt Baumgartner (Minardi-Cosworth) belegte Platz 19, während Teamkollege Gianmaria Bruni gar nicht erst auf die Stecke gehen konnte.

Gelingt Barrichello der überfällige erste Sieg in der Heimat?

Für das morgige Rennen ist Barrichello angesichts dieser Ausgangsposition und wegen der Tatsache, dass Michael Schumacher wohl kaum eine Rolle spielen wird, klar zu favorisieren, die große Unbekannte ist aber das Wetter - im Moment sieht es nach Regen aus, was dem Grand Prix einen Chaos-Faktor hinzufügen würde. Andererseits hätte der große Lokalmatador aufgrund der Überlegenheit von Bridgestone bei solchen Bedingungen wohl trotzdem die besten Karten.

Strategisch zeichnete sich heute ab, dass die meisten Spitzenfahrer wohl mit einer ähnlichen Taktik unterwegs sind. Dafür ist der Reifenkrieg schwer einzuschätzen: Sah es am Freitag noch so aus, als sei Michelin auf längere Distanzen wesentlich konstanter, so ist diese Tendenz zwar noch nicht ganz verschwunden, aber nicht mehr derart drastisch vorhanden. Auf jeden Fall ist mit einem überaus unterhaltsamen Saisonfinale zu rechnen.