• 26.02.2002 11:37

  • von Reinhart Linke

Barrichello: "Ferrari ist der Favorit"

Rubens Barrichello spricht über den Australien-Grand-Prix, die Ferraris F2001 und F2002 und seinen Landsmann Felipe Massa

(Motorsport-Total.com) - Nach einer langen Winterpause beginnt auch für Ferrari-Fahrer Rubens Barrichello am 3. März in Melbourne die neue Formel-1-Saison. Der Brasilianer freut sich auf den Saisonstart in Melbourne, vor allem weil das erste Rennen nach Meinung des Ferrari-Fahrers stets für Überraschungen gut ist. "Das erste Rennen ist immer aufregend", erklärte der 29-Jährige im Vorfeld des Formel-1-Grand-Prixs in "down under". "Ich hatte eine wunderschöne Zeit in der Winterpause und dachte vor einigen Monaten an nichts außer an meine Familie. Aber dann begann ich ans Fahren und an die Fragen zu denken, wie mein Auto ist. So bin ich aufgeregt, nach Australien zu gehen."

Titel-Bild zur News: Rubens Barrichello

Rubens Barrichello freut sich auf die neue Formel-1-Saison

Barrichello: "Meine Kondition ist besser als je zuvor"

"Das erste Mal in Melbourne ist immer wieder ein seltsames Gefühl, da wir seit Japan letztes Jahr keine Rennen gefahren sind, aber sobald man wieder fährt, denkt man daran nicht mehr", weiß Rubens Barrichello. "Es dauert nicht lange, ehe man im Fahren wieder drin ist, obwohl wir eine dreimonatige Testpause hatten." Seit dem Saisonfinale am 14. Oktober 2001 in Suzuka durfte bis Anfang Januar 2002 nicht getestet werden.

Obwohl Ferrari in jedem Fall das erste Saisonrennen mit dem Vorjahresauto bestreiten wird und eventuell auch bei den Überseerennen in Malaysia am 17. März und in Brasilien am 31. März mit dem Vorjahresauto antreten wird, da es beim neuen F2002 noch Probleme mit dem Getriebe gibt, findet der Mann aus Sao Paulo vor allem die ersten Saisonrennen spannend. "Ich genieße die ersten drei Rennen einer Saison", fährt er fort. "Ich habe dieses Jahr nicht so viel getestet, wie ich es letztes Jahr zur selben Zeit getan habe, aber ich habe zwei oder drei Renndistanzen zurückgelegt, die zeigten, dass meine Kondition besser als je zuvor ist, da ich in Brasilien sehr hart trainiert habe."

Auf den Saisonstart freut sich der Sieger des Deutschland-Grand-Prixs von 2000 vor allem wegen den vielen Partys: "Der Albert Park ist ein guter Ort für den ersten Grand Prix, weil dort viele Partys stattfinden und sich jeder amüsiert. Die Strecke selbst ist gut, obwohl sie nur für dieses Rennen benutzt wird. Sicher ist die Strecke am Anfang noch schmutzig, aber das ist bei Ungarn oder anderen Formel-1-Rennstrecke genauso. Obwohl die Strecke am Freitag schmutzig ist, lassen die Organisatoren viele andere Rennen wie Formel Ford, V8 Autos und andere fahren, so dass sie schnell sauber wird und sich ziemlich schnell Gummi absetzt."

Barrichello: "Wir werden in Melbourne konkurrenzfähig sein"

Auf Grund der Zuverlässigkeitsprobleme, die es offenbar mit dem neuen Ferrari F2002 gibt, vertritt auch Rubens Barrichello die Entscheidung des Teams, in Melbourne mit dem Vorjahresauto anzutreten. "Ich denke, dass es eine sichere Entscheidung ist, die Saison mit dem Vorjahresauto zu beginnen. Das Auto sah bei den Testfahrten gut aus." Darüber hinaus wurde natürlich auch der F2001 weiterentwickelt: "Das Team hat einige Änderungen am Auto vorgenommen, so dass wir glauben, dass es wirklich schneller als letztes Jahr in Suzuka ist."

Sehr zufrieden ist der 146-fache Grand-Prix-Teilnehmer mit den Bridgestone-Reifen, die während der Winterpause weiter verbessert wurden, jetzt noch mehr Grip bieten und gleichzeitig sehr haltbar sind. "Bridgestone hat einen guten Job erledigt und ich glaube, dass die diesjährigen Reifen noch besser sind", so der Familienvater, der trotz des Einsatzes des Vorjahresautos einen guten Grand Prix des Ferrari-Teams in Melbourne erwartet: "Ich denke, wir werden in Melbourne konkurrenzfähig sein."

Während Michael Schumacher nicht erwartet, in Melbourne mit um den Sieg fahren zu können, hält Rubens Barrichello sein Team auch 2002 für den Favoriten im Kampf um den WM-Titel: "Ich denke, Ferrari wird dieses Jahr wieder der Favorit sein, obwohl es mit dem neuen Auto noch eine Unbekannte gibt." Denn noch immer ist nicht klar, wann das neue Auto erstmals zum Einsatz kommen wird. "Auf jeden Fall werden unsere beiden Testfahrer eine Menge Kilometer zurücklegen", weiß Rubens Barrichello. "Wenn wir das Auto dann zu einem Rennen mitnehmen, wird es bereit sein." Ferrari will nach dem ersten Saisonrennen entscheiden, ob man in Kuala Lumpur beim zweiten von 17 WM-Läufen mit dem neuen Auto antritt.

Die Regelmacher entscheiden unlogisch, meint Barrichello

Da die drei Topteams Ferrari, McLaren-Mercedes und BMW-Williams bei den Testfahrten praktisch nie gleichzeitig auf der selben Strecke unterwegs waren, lässt sich im Vorfeld der Saison nur schwer abschätzen, wer Ferrari am nächsten kommen wird oder ob es gar eine Ablösung an der Spitze geben wird. "Es ist schwierig, die Rundenzeiten der Wintertestfahrten einzuordnen und zu sagen, wer die Hauptgegner sind", weiß auch der WM-Dritte von 2001. "Aber ich denke, dass zumindest für ein paar Rennen die größte Herausforderung McLaren anstatt Williams ist. Aber selbstverständlich könnte ich damit auch falsch liegen!"

Die Regeländerungen für die neue Saison halten sich in diesem Jahr in Grenzen. Erlaubt ist allerdings der bidirektionale Funk, mit dem ab sofort nicht nur Daten vom Auto zur Box, sondern auch umgekehrt vom Kommandostand zum Auto übertragen werden dürfen. Gleichzeitig werden aber elektronisch unterstützte Servolenkungen verboten, wofür Rubens Barrichello kein Verständnis hat. "Manchmal sind die neuen Regeln hart", so der Brasilianer. "Noch vor kurzer Zeit mussten wir mit einer Gangschaltung fahren, aber die Traktionskontrolle war erlaubt! Die Regelmacher folgen nicht dem, was in der modernen Welt geschieht. Plötzlich dürfen wir keine elektronische Servolenkung mehr verwenden. Ich kenne den Grund, aber es ist nicht logisch. Aber so geht das nun mal. Es kann eine härtere Arbeit im Cockpit bedeuten, aber mit dem bidirektionalen Funk müssen wir nicht mehr so viele Tasten am Lenkrad betätigen."

Mit Felipe Massa gibt in diesem Jahr ein weiterer Brasilianer sein Formel-1-Debüt. Der 20-jährige Sauber-Petronas-Fahrer wird beim dritten Saisonrennen in Interlagos sehr unter Druck stehen, wenn er sich vor seinem Heimpublikum beweisen muss, glaubt Rubens Barrichello: "Ich kenne ihn nicht sehr gut. Ich sprach vor ein paar Tagen mit ihm am Telefon und er ist sehr aufgeregt. Ich denke, dass er dieses Jahr eine der Überraschungen sein könnte. Ich hoffe, dass er in der Lage ist, mit dem Druck der Medien fertig zu werden, wenn er nach Brasilien kommt. Ich denke, er wird großen Druck spüren. Er ist sehr jung und sollte eine gute Zukunft haben. Er scheint sehr sachlich zu sein, was ein positives Zeichen ist."