Barrichello: "Ferrari ist das Team, das es zu schlagen gilt"

(Motorsport-Total.com) - Wie in jedem Jahr läutet Ferrari die neue Saison mit der traditionellen Skiwoche in Madonna di Campiglio ein. Dort begibt sich auch Rubens Barrichello in den Schnee ? für den Brasilianer in jedem Jahr aufs Neue ein völlig ungewohntes Terrain. Bei Ferrari bedeutet das Pressetreffen aber gleichzeitig, dass es bald mit dem Fahren wieder losgeht, also verbindet auch Ferraris Nummer 2 positive Gefühle mit dem Skiausflug: "Ich muss zugeben, dass ich während den letzten zwei Tagen wirklich den Drang verspürte, wieder zu fahren und die Geschwindigkeit zu fühlen." Bis Samstag muss sich der 29-Jährige noch mit wackligen Snowboard- und Schneemobilfahrten begnügen, bevor es dann nach Valencia zum ersten Test geht.

© Ferrari

Luciano Burti und Rubens Barrichello bei ihrem Ausflug ins kalte Weiß

"Ein Kind macht einen keine Sekunde langsamer

Der frisch gebackene Familienvater war jedoch auch froh, dass ihm die Winterpause ein paar ruhige Momente bescherte: "Um ehrlich zu sein habe ich alles nicht allzu sehr vermisst. Ich habe gesehen, wie Eduardo Tag für Tag etwas gewachsen ist. Es war einfach wunderbar, für zweieinhalb Monate zu Hause zu sein. Das war eine fantastische Zeit. Ich kann nicht dem zustimmen, was Herr Ferrari gesagt hat, dass einen Kinder um eine Sekunde langsamer machen. Das ist bei Michael mit Sicherheit nicht der Fall. Möglicherweise hat es sogar den gegenteiligen Effekt, dass man besser arbeiten kann."

Auch dieses Jahr muss sich Rubens Barrichello vor der neuen Saison wieder Mut zusprechen: "Ich möchte einfach ruhig und entspannt bleiben. Ich bin heiß darauf, das neue Auto kennen zu lernen, zu sehen, wie es läuft. Ich habe wirklich Glück, dass ich für ein solch konkurrenzfähiges Team fahren kann und das gleiche Auto wie Michael habe. Es geht doch gar nicht darum, wer die Nummer 1 und wer die Nummer 2 ist. Klar ist es nicht einfach, für das gleiche Team zu fahren, in dem Michael fährt. Aber das bedeutet nicht, dass ich nicht gewinnen kann. Wenn ich diesen Wunsch nicht hätte, dann wäre es Zeit, aufzugeben. Aus diesem Grund glaube ich, dass ich Weltmeister werden kann, auch wenn ich Michael als Teamkollegen habe."

"Ich hatte einfach nur Pech gehabt"

Vor seiner dritten Formel-1-Saison an der Seite von Michael Schumacher spricht Rubens Barrichello über sein Verhältnis zum vierfachen Formel-1-Weltmeister: "Es ist nicht einfach zu sagen, in welcher Art und Weise sich Michael von mir unterscheidet. Wir haben unterschiedliche Fahrstile, aber wir arbeiten gut zusammen. Er ist schon länger bei Ferrari als ich. Aber es ist klar, dass es auch für mich gut läuft, wenn die Voraussetzungen für uns beide gleich sind. Ich hatte einfach ein wenig Pech gehabt."

"Ich gebe immer mein Bestes", fährt Barrichello fort. "Wenn ich es mir genau überlege, so kann ich die gleiche Aufmerksamkeit genießen wie Michael und ich denke, dass ich es so packen kann. Ich fühle mich mit Sicherheit in einer stärkeren Position als in den letzten zwei Jahren und ich bin zufrieden, wie sich die Dinge entwickeln. Wir haben das gleiche Auto und aus diesem Grund ist es an mir, das Maximum aus ihm herauszuholen. Das Auto hat sich jedes Jahr verbessert, das gleiche ist auch mit mir passiert. Ich denke, dass ich im letzten Jahr hätte drei oder vier Rennen gewinnen können, wenn ich etwas mehr Glück gehabt hätte. Mit ein bisschen Glück nehme ich an, dass ich das in diesem Jahr schaffen kann."

"Ferrari wird das Team sein, das es zu schlagen gilt"

Auf die kommende Saison blickt der einfache Grand-Prix-Sieger jedenfalls positiv: "Ich denke, dass Ferrari einmal mehr das Team sein wird, das es zu schlagen gibt", so der Mann aus Sao Paulo zuversichtlich. "Wir müssen abwarten und sehen, was sich an der Reifenfront ergibt. Mit unseren Vorbereitungen liegen wir nicht hinter dem Plan, das gilt auch für die Zuverlässigkeit." Trotzdem ist es laut Barrichello immer noch nicht ganz ausgeschlossen, dass man in die Saison mit dem alten Auto starten wird: "Wir müssen abwarten und sehen, wie das neue Auto ist. Wir könnten falls notwendig das alte Auto verwenden aber noch ist es zu früh, darüber etwas zu sagen."

Freuen tut sich Rubens Barrichello über die Ankunft von Luciano Burti als zweiten Testfahrer an der Seite von Luciano Burti: "Luciano ist ein großartiger Testfahrer und auch ein enger Freund von mir. Sowohl Badoer als auch Burti werden für Michael und mich von großer Hilfe sein. Zwei Testfahrer zu haben wird definitiv ein Vorteil sein, da wir eine Menge zu testen haben", so Barrichello über die Verpflichtung des ehemaligen Jaguar- und Prost-Piloten.

"Von solchen Gerüchten nehme ich nicht einmal Notiz"

Vor allem Reifentests müssen die beiden Testfahrer absolvieren, nachdem mit McLaren-Mercedes und BMW-Williams nun beide Hauptgegner auf den Reifen der Konkurrenz rollen: "Ich glaube, dass die Konkurrenz das Interesse erhöht", so Barrichello. "Der Kampf zwischen den beiden Unternehmen wird zu besseren Reifen führen, die beim Fahren weniger kritisch sind. Zusätzlich ist der Wettbewerb ein Zugewinn für die Show."

Für Aufsehen sorgte in den letzten Tagen aber ein ganz anderes Thema. Angeblich soll Ferrari an der Verpflichtung von Juan-Pablo Montoya interessiert sein ? als Ersatz für Rubens Barrichello. Doch den Brasilianer lassen diese Gerüchte (noch) kalt: "Jean Todt hat alle Gerüchte dementiert und sowieso nehme ich von solchen Geschichten nicht einmal Notiz. Ich möchte jetzt einfach nur gut sein und wenn ich das auch in Zukunft sein kann, so denke ich, dass meine Zukunft noch völlig offen ist. Wenn man sein ganzes Leben unter Druck lebt, so kann man überhaupt nichts tun. Wenn ich meine Zeit mit Nachdenken über meinen Vertrag verbringen würde, so hätte ich kein Leben. Wenn ich gut arbeite, so werde ich eine gute Beziehung zu Ferrari haben, da bin ich mir sicher."