• 19.07.2003 18:37

Barrichello: "Bin zuversichtlich für das Rennen"

Der Polesetter über sein gestriges Missgeschick, die Gratwanderung mit dem Setup und die Erleichterung nach dem Qualifying

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Rubens, gestern war die Pole noch meilenweit von dir entfernt, nicht wahr?"
Rubens Barrichello: "Naja, gestern war sozusagen ein Ausrutscher, denn die Steckenbedingungen waren bei niemandem gleich. Ich wollte es heute anders versuchen und es hat funktioniert. Gestern habe ich etwas probiert, was nicht geklappt hat, also konnte ich heute Früh gleich ganz anders anfangen. Gleichzeitig muss ich aber auch sagen, dass man mehr Druck hat, wenn man so früh auf die Strecke gehen muss ? man darf absolut nicht dieselben Fehler machen. Unterm Strich muss man sich hundertprozentig konzentrieren und den Druck vergessen, dann macht es vielleicht sogar ein bisschen mehr Spaß."

Titel-Bild zur News: Rubens Barrichello

Barrichello meldete sich nach einer Krise heute eindrucksvoll zurück

Frage: "Wie ist jetzt das Gefühl bei Ferrari, denn nach Magny-Cours hattet ihr ja massiven Druck von Williams, McLaren und Renault. Habt ihr jetzt die Kurve gekriegt?"
Barrichello: "Ferrari ist ein fantastisches Team, ein fantastischer Haufen, der es versteht, am Auto zu arbeiten. Wir haben viele neue Teile an diese Rennstrecke gebracht und es läuft sehr gut, speziell für mich. Ich denke, Michael hatte ein Problem im Qualifying. Mein Auto ist schnell und ich bin zuversichtlich für das morgige Rennen. Alles kann passieren. Wie es wirklich steht, wissen wir erst in Hockenheim, denn es kann auch sein, dass uns Silverstone einfach sehr gut liegt, aber das denke ich nicht. Bridgestone hat mit den Reifen einen fantastischen Job gemacht und das Auto ist einfach besser als bei den letzten Rennen."

Einziger Nachteil: Druck nach dem Dreher gestern

Frage: "Die Idee hinter dem neuen Format war auch, dass die frühen Starter einen Nachteil haben sollten, nicht wahr?"
Barrichello: "Ich denke, der einzige Nachteil, den ich heute hatte, war der Druck von gestern. Sicher war es unterm Strich ein Dreher, aber mehr als das war es ein Missgeschick, denn ich habe etwas probiert und das Auto hat mich in einem Moment erwischt, in dem ich einfach nicht damit gerechnet habe. Ich habe hart gepusht. Es war schwierig, heute ans Limit zu gehen, aber das zeigt, dass ich cool geblieben bin. Das Auto ist mir wie auf den Leib geschneidert. Das Setup, für das ich mich entschieden habe, funktioniert ? ich bin einfach sehr happy. Silverstone war in dieser Hinsicht immer gut für mich und ich hoffe, dass dieses Gefühl auch morgen bleibt."

Frage: "Interessant, was du über den Druck sagst, denn wir dachten immer, der sei gegen Ende hin schlimmer..."
Barrichello: "Natürlich, das stimmt schon, denn sonst würde man sich ja nicht bemühen, am Freitag schnell zu sein. Die Strecke wird immer schneller. Heute war es windig und der Wind wechselte ständig. Wir sind heute früh draußen gewesen, es war sehr windig, aber man kann nicht sagen, wann es besser war. Unterm Strich bin ich Erster ? fantastisch!"

Frage: "Vor allem nach deinen Problemen an diesem Wochenende fällt dir sicher ein Stein vom Herzen, oder?"
Barrichello: "Ja. Man muss cool bleiben. Nach so langer Zeit ist das nur noch ein Spiel im Kopf, man muss sich immer einreden, dass man diese Sache macht, weil man sie liebt. Ob Erster, Zweiter oder Letzter ? das bedeutet gar nichts, solange man Auto fahren und die Sache, die man liebt, machen kann. Das Auto hat gut funktioniert. Ich machte mir nach der Runde Hoffnungen auf die Top 3, die Zeit war gut verglichen mit dem Warm-Up. Es war einfach eine Qual, all die Runden abwarten zu müssen. Das war viel schwieriger als bei jeder anderen Pole, weil ich immerzu warten musste."

Gemischte Gefühle wegen dem Teamkollegen

Frage: "Wie war es, Michael zu beobachten?"
Barrichello: "Als er von der Linie abkam, wusste ich, dass er mich wahrscheinlich nicht mehr schlagen kann. Andererseits sind das gemischte Gefühle, denn im Sinne des Teams wünscht man sich so etwas nicht. Ob es ein Fahrfehler war oder nicht, weiß ich nicht, aber unterm Strich kam mir nur Jarno wirklich nahe. Als er nur zwei Zehntel hinten war und mir klar war, dass sein Auto in den langsamen Passagen gut ist, habe ich mir Sorgen gemacht, aber sonst hatte ich meinen Frieden."

Frage: "Noch einmal eine Frage zu gestern ? kommt es oft vor, dass du just vor der entscheidenden Runde etwas ausprobieren willst?"
Barrichello: "Nein, gestern hatte ich ja ein Problem und ich konnte den zweiten Reifentypen nicht ausprobieren. Am Freitag geht es ja nur ums Testen und weil das so ist, habe ich den anderen Reifen im Qualifying probiert ? und er fühlte sich irgendwie anders an. Jetzt haben wir es viel besser hinbekommen. Der gestrige Tag hat mir einfach sehr geholfen, was das Setup angeht und alles, denn der Reifen war jetzt wirklich gut."

Frage: "Michael wollte dich schlagen, ist jetzt aber auch hinter Räikkönen und seinem Bruder. Wie analysierst du das?"
Barrichello: "Um ehrlich zu sein, glaube ich nicht, dass er unbedingt mich biegen wollte. Am Ende des Tages wollen wir nicht irgendwen schlagen, sondern vor allen Konkurrenten stehen. Wenn dein Teamkollege gut war, erzeugt das klarerweise einen gewissen Druck, aber Michael ist ein alter Hase mit viel Erfahrung. Er hat getan, was er tun musste. Meine Runde war wirklich gut und wenn er nicht aufs Gras gekommen wäre, würde er vielleicht vor mir stehen ? wir wissen es nicht. Er musste es versuchen. Aber das muss man ihn selbst fragen."