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  • 06.01.2009 10:03

  • von Stefan Ziegler

Baldisserri zur Saison 2009: Kein Raum für Fehler

Ferrari-Teammanager Luca Baldisserri sieht die Formel 1 vor einem besonders schwierigen Saison und bewertet die einzelnen Neuerungen

(Motorsport-Total.com) - Die Formel 1 steht 2009 vor einem Neuanfang. Bevor die Boliden Ende März in Australien zum ersten Renneinsatz ausrücken, wollen einige neue Regeln bestmöglich umgesetzt werden - dabei sind die Testmöglichkeiten noch zusätzlich beschnitten worden. Weil während der Saison keine Versuchsfahrten angesetzt werden dürfen, lastet ein enormer Druck auf den Ingenieuren und Entwicklern, die Rennwagen schon im März auf ein hohes Wettbewerbsniveau zu trimmen und renntauglich zu machen.

Titel-Bild zur News: Luca Baldisserri (Chefingenieur)

Luca Baldisserri ist gespannt, ob es 2009 tatsächlich mehr Überholmanöver gibt

"Wir haben in der Formel 1 noch niemals zuvor eine solche Revolution erlebt. Anstatt uns lediglich für die ersten Rennen des Jahres vorzubereiten, müssen wir nun schon die Arbeiten für die komplette Saison leisten", wird Ferrari-Teammanager Luca Baldisserri von 'AFCA' zitiert. "Wer da Fehler macht, hat nur wenig Zeit, um sie wieder wettzumachen. Unsere Aufgabe ist es daher, die maximale Performance zu finden."#w1#

Grand-Prix-Freitag wird deutlich wichtiger für die Teams

"Auch mit einem reduzierten Budget bleiben unsere Ziele dieselben - doch wir werden dazu gezwungen, bei unseren Arbeitsmethoden wieder von Null zu beginnen", meinte der Italiener und gab unumwunden zu: "Es gibt einige Probleme. Diese Herausforderung ist wirklich aufregend, aber zugleich auch sehr frustrierend. Schauen wir uns doch einmal den Freitag eines Grand Prix an - dieser Tag wird künftig als Testtag verwendet werden."

"Die Fahrer müssen dann Lösungen ausprobieren, die in den folgenden Rennen zum Einsatz kommen sollen. In der Qualifikation und dem anschließenden Rennen werden sie dann ein anderes Auto zur Verfügung haben", erläuterte Baldisserri und stellte in den Raum, das der Wochenendablauf der Teams künftig anders aussehen könnte, als es bis einschließlich 2008 der Fall war - die fehlenden Testfahrten wollen schließlich kompensiert werden.

"Diese Herausforderung ist wirklich aufregend, aber zugleich auch sehr frustrierend." Luca Baldisserri

Und dann wäre da noch die große Unbekannte KERS, wobei Ferrari seit Längerem nachgesagt wird, in der Entwicklung hinter den Branchen-Primussen um BMW Sauber und dem ehemaligen Honda-Team zurückzuliegen. Baldisserri: "Unser Model haben wir eingehend geprüft - es funktioniert und verschafft uns einen Leistungsvorteil. Jetzt werden wir es ins Auto bringen und die Zuverlässigkeit auf der Rennstrecke überprüfen."

Weitaus mehr versprechen sich die Experten allerdings von der beschnittenen Aerodynamik, die der Formel 1 engere Zweikämpfe und deutlich mehr Überholmanöver bescheren soll. Dafür soll nicht zuletzt der vom Cockpit aus verstellbare Frontflügel verantwortlich zeichnen. "Es wird einfacher sein, in den Windschatten eines Konkurrenten einzutauchen und ein Überholmanöver zu starten", meinte Ferraris Teammanager.

Neue Aerodynamik - Vorteil Räikkönen?

"Das Problem ist nur, überhaupt erst in den Windschatten zu gelangen. Wenn die Wagen so ähnlich sind, dann ist das eine große Herausforderung und ein harter Wettbewerb. Selbst wenn sich die Regeln ändern, könnten am Ende trotzdem noch dieselben Teams siegreich sein. Die großen Rennställe haben die nötigen Ressourcen, um die besten Lösungen zu finden - nur klappt das halt nicht immer."

"Eine originelle Idee könnte also durchaus das Zünglein an der Waage sein", erläuterte Baldisserri und räumte kleineren Teams ein, 2009 durchaus überraschen zu können - und in der Tat versprechen sich gleich mehrere Rennställe einen großen Sprung dank der neuen Regeln, die auch die Wiedereinführung von Slicks beinhalten. Doch auch auf dem Reifensektor hat sich seit dem Saisonfinale in Brasilien einiges getan.

"Eine originelle Idee könnte also durchaus das Zünglein an der Waage sein." Luca Baldisserri

"Die Unterschiede zwischen den harten und weichen Reifenmischungen werden groß sein", vermutete Baldisserri. "Man wird eine einfachere Wahl zwischen diesen beiden Optionen treffen können, insgesamt allerdings wird die Reifensituation schwierig zu managen sein. Wir dürfen ja nicht vergessen, dass nach wie vor beide Mischungen im Rennen zum Einsatz kommen müssen. Positiv ist jedenfalls, dass Räikkönen sich dabei wohlfühlt."

Der ehemalige Weltmeister hatte in der vergangenen Saison mit seinem F2008 zu kämpfen und geriet nach anfänglich starken Leistungen sukzessive ins Hintertreffen, sodass auf einmal Felipe Massa zum Titelkandidaten der Roten avancierte. Der F2009 dürfte Räikkönen aber wieder mehr schmecken, wie Baldisserri abschließend betonte: "Der Wagen hat weniger Abtrieb, ist aber mehr vorhersehbar. Die Änderungen kommen ihm durchaus entgegen."