Bahrain und die Frage: Wie viele Boxenstopps wird es geben?

Die Piloten rätseln, ob eine Zweistoppstrategie auch in der Hitze von Bahrain zum Erfolg führen kann - Für Pirelli gibt es "keinen Königsweg"

(Motorsport-Total.com) - Zwar sind die Außentemperaturen am Bahrain International Circuit deutlich höher als an den bisherigen Rennwochenenden der Formel-1-Saison 2013 (Melbourne, Sepang und Schanghai), doch eines ist auch - oder gerade deshalb - in der Wüste zentrales Thema: Die Reifen.

"Anders als in China liegt der Schlüssel für das Reifen-Management in Bahrain im thermischen Abbau, denn die Streckentemperaturen steigen bis auf 40 Grad Celsius", erklärt Pirelli-Motorsportchef Paul Hembery und sieht in der "Beanspruchung der Hinterreifen aufgrund der Beschleunigungs- und Bremsmanöver morgen den entscheidenden Faktor".

"Der Performance-Unterschied zwischen den beiden Mischungen ist deutlich geringer als in China. Er liegt hier bei 0,6 Sekunden pro Runde", rechnet Hembery mit Blick auf die beiden mitgebrachten Mischungen Medium und Hard vor. Marussia-Pilot Max Chilton machte diese Erfahrung bereits an den Trainingstagen und hält fest: "Wenn man sich an die bisherigen Rennwochenenden in diesem Jahr erinnert, dann sieht es so aus, als wäre der Performance-Unterschied zwischen Prime und Option hier am geringsten."

Hembery sieht in diesem Umstand "zahlreiche strategische Möglichkeiten, wobei es keinen Königsweg gibt. Das haben wir bereits im Qualifying gesehen". So entschied sich Ferrari-Pilot Felipe Massa (Startplatz vier) in Q3 dafür, die Hard-Reifen aufziehen, während die vor ihm startenden Piloten im ersten Stint des Rennens allesamt die Medium-Mischung verwenden.

Force-India-Pilot Adrian Sutil (Startplatz sechs) betont, dass ein Start mit den harten Reifen "ein bisschen schwieriger" zu bewerkstelligen sein dürfte, "aber die Reifen sind sehr nah beieinander und verhalten sich auch ähnlich. Die einen kommen auf dem harten Reifen besser zurecht, die anderen auf den weichen. Ich glaube, wir werden ein paar sehr unterschiedliche Strategien sehen".

Vettel "schwimmt mehr mit der großen Gruppe mit"

Red-Bull-Pilot Sebastian Vettel, der am Sonntag von Startplatz zwei neben Polesetter Nico Rosberg (Mercedes) ins Rennen geht, hob sich drei Sätze der Hard-Mischung für das Rennen auf. "Um ehrlich zu sein: Ich weiß wirklich nicht, wie viele Boxenstopps zu absolvieren sein werden. Da muss man kein Genie sein: Ein Stopp ist unmöglich für alle hier. Zwei Stopps dürften für die meisten Fahrer ebenfalls unmöglich sein. Dann entscheidet es sich zwischen drei oder vier Stopps", so Vettel.

"Wir haben uns zu dieser Taktik entschieden, weil wir es für den besten Weg halten, denke ich. Im Qualifying wussten wir nicht, wie schnell wir sein würden. Wir wollten keine Risiken eingehen, sondern sicherstellen, weit vorn zu stehen. Wir hielten die weicheren Reifen für die schnellere Mischung. Deshalb wählten wir diese Pneus für das Zeittraining", erklärt der WM-Spitzenreiter. Auch Williams-Chefingenieur Xevi Pujolar findet: "Der Option-Reifen ist besser für das Qualifying". "Alles andere" hängt laut seiner Sichtweise "von den Temperaturen ab".


Fotos: Großer Preis von Bahrain, Samstag


In diesem Zusammenhang gesteht Vettel, dass es "nichts Unübliches" ist, sich die Reifen bereits am Samstag entsprechend einzuteilen. "Über die Qualifikation von vor einer Woche lässt sich streiten", blickt der auf den Schanghai-Samstag (Startplatz neun nach Verzicht auf eine Runde in Q3 und Start auf der härteren der beiden Pirelli-Mischungen) zurück und spannt den Bogen nach Manama: "Für dieses Wochenende schwimmen wir mehr mit der großen Gruppe mit. Wir haben uns ein paar mehr der härteren Reifen aufgespart. Wir sind nämlich der Meinung, dass diese etwas länger halten. Ob das so sein wird? Ich hoffe es, aber es wird sich zeigen."

Zweistoppstrategie auch in Bahrain möglich?

In Schanghai überraschte McLaren-Pilot Jenson Button mit einer Zweistoppstrategie. Diese brachte ihn bis auf Platz fünf. Einen ähnlichen Husarenritt in Sachen Strategie schließt der Ex-Weltmeister auch in Bahrain von Startplatz zehn nicht gänzlich aus: "Das wird im Rennen ziemlich schwierig. Die Entscheidung, wann man stoppen soll, wird nicht einfach. Man muss sich die Frage stellen, ob man warten kann, bis der Grip wegen des Verschleißes nachlässt oder ob man vielleicht stoppt, bevor die Pneus zu heiß werden. Wir werden morgen viele Stopps sehen. Schwierig zu sagen, wie wir es angehen werden. Wir schauen uns die Daten an und überlegen heute Abend mal. Mag sein, dass wir es anders machen als die Fahrer in den Autos vor uns."

"Mag sein, dass wir es anders machen als die Fahrer in den Autos vor uns." Jenson Button

Auf die Frage, ob man es am Sonntag mit nur zwei Stopps über die Distanz schaffen kann, entgegnet Button: "Das könnte möglich sein. In den vergangenen beiden Rennen haben wir jeweils zwei Stopps gemacht - einfach auch, um etwas anderes zu machen als die Konkurrenz. Allein über Speed konnten wir nicht viel ausrichten. Wir haben unser Auto so abgestimmt, dass wir möglichst gut über einen Stint kommen. Das hat zuletzt ganz gut funktioniert. Ausgeschlossen ist eine Zweistoppstrategie auch hier nicht, aber es ist hier schwieriger und verspricht weniger Vorteile."

Lotus-Pilot Romain Grosjean (Startplatz elf) findet, dass Erfolg oder Misserfolg einer Zweistoppstrategie vor allem davon abhängt, "wie diszipliniert man ist, um tatsächlich zwei Stopps durchzuhalten. Wenn es geht, dann geht es". Teamkollege Kimi Räikkönen, der zwei Reihen weiter vorn startet, rechnet beim Großteil der Autos "fest mit drei Stopps", will das aber nicht als seine eigene Strategie verstanden wissen, indem er anfügt: "Ich weiß es noch nicht..."

Ferrari-Pilot Fernando Alonso (Startplatz drei) hält sich mit Vorhersagen zurück. "Es ist unmöglich, die beste Strategie vor dem morgigen Tag zu kennen. Ich glaube aber, der beste Reifen für das Rennen wird der harte sein. Das könnte uns in die Karten spielen, denn schließlich haben wir uns mit diesem am bisherigen Wochenende am wohlsten gefühlt."

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