Bahrain-Grand-Prix: Ecclestone wieder optimistischer

Bernie Ecclestones Informanten in Bahrain sagen, dass sich die Lage beruhigt hat - Er selbst wisse "nicht genau, worum es bei diesem Protest geht"

(Motorsport-Total.com) - Die blutigen Unruhen in Bahrain, die bereits fünf Todesopfer und über 200 Verletzte gefordert haben, halten die Formel 1 in Atem. Selten war die Ungewissheit so groß, ob ein Saisonstart plangemäß über die Bühne gehen kann. Am heutigen Freitag sind 15.000 Menschen zu den Begräbnissen der von den Truppen getöteten Schiiten gepilgert. Dort gingen die Proteste gegen König Hamad bin Isa Al Khalifa weiter. Die nach den Zusammenstößen stark kritisierte sunnitische Königsfamilie steht auch hinter dem Formel-1-Rennen auf dem Bahrain International Circuit.

Titel-Bild zur News: Bernie Ecclestone (Formel-1-Chef)

Bernie Ecclestone hat wieder Hoffnung, dass das Rennen in Bahrain stattfindet

Trotz der weiterhin angespannten Lage in Bahrain zeigt sich Formel-1-Boss Bernie Ecclestone deutlich optimistischer als gestern, dass der Grand Prix plangemäß stattfinden kann. "Ich habe heute Morgen mit niemandem aus dem Büro des Kronprinzen gesprochen", schildert der 80-Jährige gegenüber der 'BBC' seinen Stand der Dinge. "Ich habe aber mit unseren Leuten vor Ort gesprochen. Sie sagen, dass es ruhig ist und dass es keine großen Probleme gibt."

Entscheidung bis Mittwoch

Doch auch Ecclestone wirkt verständlicherweise angespannt: "Ich weiß nicht, ob ich oder du - wenn wir dort wären - sagen würden, dass es Probleme gibt. Sie haben es jedenfalls so gesagt." Gestern traf man noch die Entscheidung, die für heute und morgen anberaumten Rennen zur GP2-Asia-Serie in Bahrain abzusagen. Im Nachhinein ist Ecclestone nicht mehr davon überzeugt, ob dies die richtige Entscheidung war.

"Mit meinem aktuellen Informationsstand hätten wir das GP2-Asia-Rennen nicht abgesagt." Bernie Ecclestone

"Wir haben das gestern so entschieden", erklärt er. "Wir haben es abgesagt, weil die Asia-Serie nicht wahnsinnig wichtig ist. Wir wollten nichts riskieren. Wenn wir aber heute mit meinem aktuellen Informationsstand die gleiche Entscheidung treffen müssten, hätten wir es anders gemacht." Was den Formel-1-Grand-Prix angeht, will Ecclestone vorerst keine Entscheidung treffen. Auch wenn die Zeit drängt, wie er gegenüber 'Reuters' bestätigt: "Wenn es sich nicht bis Mittwoch beruhigt, dann müssen wir es vielleicht streichen." Der Grund: Anfang nächster Woche würden die Teams damit beginnen, Material nach Bahrain zu verfrachten.

Währenddessen findet beim Auftakt zum dritten Wintertest des Jahres eine Besprechung der Teamchefs statt. 'Reuters' berichtet, dass kaum einer der Teamchefs so recht daran glauben will, dass der Saisonauftakt wie geplant stattfindet. "Wir wären sehr enttäuscht, wenn wir die Saison nicht in Bahrain starten können", meint Williams-Geschäftsführer Adam Parr gegenüber 'Reuters'. Sein Team besitzt in Katar, einem engen Verbündeten von Bahrain, ein KERS-Forschungszentrum.

Politischer Aspekt für Ecclestone ohne Bedeutung

"Wir möchten einen positiven Beitrag für die Länder leisten, die wir besuchen", sagt Parr. "Es ist immer unsere Absicht, dort positiv aufzutreten. Wenn das nicht möglich ist, dann wollen wir keinen negativen Eindruck hinterlassen. Wenn die Formel 1 im Focus der Unruhen steht, dann wäre das ein Anlass zur Sorge. Es geht hier nicht nur um die Sicherheit der involvierten Personen, sondern auch um einen sensiblen Umgang mit den Geschehnissen im Land."

"Es geht auch um einen sensiblen Umgang mit den Geschehnissen im Land." Adam Parr

Während sich Parr sehr vorsichtig ausdrückt, wird ein nicht näher genanntes Führungsmitglied eines anderen Teams von 'Reuters' mit schärferen Worten zitiert: "Viele Leute würden uns fertig machen, wenn wir ein Regime unterstützen, das Menschen umbringt." Ein Problem, das für Ecclestone nicht von allzu großer Bedeutung zu sein scheint.

Gegenüber der 'BBC' gibt er zu: "Wir wissen nicht genau, worum es bei diesem Protest geht. Wir haben uns nie in Religion und Politik eingemischt. Wir treffen unsere Entscheidungen nicht auf Grundlage von solchen Dingen. Es liegt nicht an uns, das Land zu regieren. Hoffentlich müssen wir gar nichts tun, hoffentlich geht alles normal weiter."

Bahrain-Test vor Absage

Jetzt stehen drei mögliche Szenarien im Raum. Erstens: Test und Rennen finden ganz normal statt. Zweitens: Der Test wird abgesagt, aber das Rennen geht über die Bühne. Drittens: Test und Rennen werden abgesagt. Die Teams überlegen bereits, den ab dem 3. März geplanten letzten Wintertest des Jahres zu verlegen. Mögliche Alternativen zum Bahrain International Circuit sind Barcelona, Jerez, Portimao oder Abu Dhabi.

"Es liegt nicht an uns, das Land zu regieren." Bernie Ecclestone

Wichtig ist, dass die Teams in den Genuss ähnlicher Wetterbedingungen wie in Bahrain kommen, um repräsentative Daten zu erhalten. Findet das Rennen in Bahrain tatsächlich nicht statt, dann würde der Saisonauftakt aller Voraussicht nach erst Ende März in Australien steigen. Der Grand-Prix-Kurs im Albert Park bis zum Vorjahr der traditionelle Austragungsort des ersten Rennens. Viele Mitglieder des Formel-1-Fahrerlagers trauern dem Abzug aus Melbourne wegen der besonderen Atmosphäre immer noch nach.