Bahrain bereit für das erste Nachtrennen

Zum zehnjährigen Jubiläum veranstaltet Bahrain erstmals ein Nachtrennen: Streckenchef Salman Al-Khalifa blickt hinter die Kulissen

(Motorsport-Total.com) - Im Jahr 2004 gastierte die Formel 1 zum ersten Mal in Bahrain. Nun wird es in dieser Saison eine große Neuerung geben: Erstmals wird der Grand Prix als Nachtrennen ausgetragen. "Wir haben 495 Lichtmasten. Sie variieren in der Höhe zwischen zehn und 45 Metern", sagt Streckenchef Salman Al-Khalifa im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com'. "Ich glaube, dass beim kleinsten Masten 16 Lichter montiert sind. Diese Zahl geht pro Mast auf 120 Lichter hinauf. Das ist in Kurve vier. Beim Turm in Kurve eins steht ein Mast mit 192 Scheinwerfern. Wir haben insgesamt mehr als 5.000 Lichter."

Titel-Bild zur News: Bahrain

Der Bahrain-Kurs wird von rund 5.000 Scheinwerfern hell erleuchtet Zoom

Nach Singapur und zum Teil Abu Dhabi ist Bahrain das dritte Nachtrennen in der Formel 1. Außerdem verfügt in der arabischen Region auch Katar über eine Flutlichtanlage. Dort fährt die MotoGP ihren Saisonauftakt bei Nacht. Das Know-how für die Anlagen stammt von einer amerikanischen Firma, wo schon seit vielen Jahren zahlreiche Ovale erleuchtet werden. "Sie haben sehr gut gearbeitet", lobt Al-Khalifa.

"Es hat 180 Arbeitstage gedauert. Rund 500 Kilometer Kabel mussten verlegt werden. Diese Firma hat auch die Anlagen in Bahrain, Abu Dhabi und Katar aufgestellt. Wir haben langfristig geplant. Es gibt 120 Stromgeneratoren rund um die Strecke." In der Zeit des Jahres, in der die Formel 1 nicht zu Gast ist, kann die Lichtanlage heruntergefahren werden und für diverse Veranstaltungen am Abend benutzt werden. "Wir können es bis auf 25 Prozent herunterfahren und die Lichter auch individuell anschalten. In Kurve eins brauchen wir vermutlich nicht alle Lichter."

"Der Rest des Jahres ist für uns eigentlich wichtiger, denn es geht um unser reguläres Business", streicht der Streckenchef des Bahrain International Circuit (BIC) hervor. "Unsere Strecke ist sehr gut gebucht. Im November gab es zum Beispiel nur zwei freie Tage. Der Dezember, Januar und Februar waren komplett ausgebucht." Der Winter ist die Hauptsaison in Bahrain. Teilweise sind 40 Autos beziehungsweise Motorräder auf der Strecke. "Deshalb ist es besser, wenn man die Tage verlängern kann." Hier kommt die Lichtanlage ins Spiel.

Bahrain lernt von anderen Strecken, hauptsächlich von europäischen, und will die Anlage kontinuierlich den Anforderungen anpassen. Die Strecke gehört der Regierung. Sie haben auch die Kosten für die Lichtanlage übernommen. "Die Regierung hat es bezahlt. Ich habe nicht alle Zahlen, aber die Lichter haben 15 Millionen US-Dollar gekostet. Ich kenne die Kosten für die Infrastruktur aber nicht."


Fotos: Testfahrten in Sachir, Donnerstag


"Das Land und die Anlagen gehören der Regierung. BIC hat es gemietet. Man muss Profit erzielen. Außerdem gehört dem BIC Land in der Umgebung. Wir haben ein kommerzielles Projekt, das uns Geld beschafft und uns hilft. Das war der Plan von Tag eins an." Das Nachtrennen wird am 6. April um 17:00 Uhr mitteleuropäischer Sommerzeit gestartet. Die Startzeit war ein Kompromiss, wie Al-Khalifa erläutert: "Ursprünglich wollte die FIA um 19:00 Uhr starten, aber wir haben gesagt, dass ist für die Medien zu spät."

Bahrain

Der Turm ist das bekannteste optische Zeichen der Strecke Zoom

"Es würde deshalb für die Montagszeitungen eng werden. Bei jedem neuen Projekt muss man sich nach der Veranstaltung zusammensetzen und analysieren, was funktioniert hat und was nicht. So haben wir es bisher gemacht und werden es auch diesmal machen." Deshalb ist 18:00 Uhr Ortszeit auch der späteste Startzeitpunkt. Die beiden Wintertests kurbeln zusätzlich das Interesse für den Grand Prix an.

Ticketpreise gesenkt

Der Verkauf der Eintrittskarten sieht derzeit positiv aus. "Das Nachtrennen und das zehnjährige Jubiläum sind aufregend. Außerdem haben wir die Preise gesenkt. Wir haben eine Studie durchgeführt und unser erfolgreichstes Jahr war im Jahr 2008. Deshalb haben wir die Preise auf das Niveau von damals gesenkt. Es gibt zwei Probleme: Den Verkauf der Tickets und wenn die Fans auf den Tribünen sitzen. Man muss eine Art Kultur schaffen. Wie viele Aktivitäten machen wir hinter der Haupttribüne? Für die Familien ist es ein freier Tag."

Deswegen gibt es viel unterschiedliches Programm für Familien. Je mehr man macht, desto mehr Geld geben die Leute aus. Aus diesem Grund verfolgen viele Fans das Rennen auch hinter den Tribünen. Die späte Startzeit sieht Al-Khalifa für Familien nicht problematisch: "Es ist besser, denn es ist schulfrei. Die Eltern haben auch frei. Sie haben also genug Zeit herzukommen. Deshalb glaube ich, dass mehr Leute kommen werden."

Kimi Räikkönen

Die Formel 1 bestreitet 2014 gleich zwei Wintertests in Bahrain Zoom

"Wir müssen uns auch um den Verkehr und den Eintrittsbereich kümmern, denn im Vorjahr war es ein großes Problem. Wir verlegten die Konzertbühne in die Mitte der Anlage." Der Zugang dazu war aber problematisch. "Im Vorjahr hatten wir nur drei Eingänge. Jetzt sind es sieben. Wir erwarten also deutlich mehr Leute." Am Samstag werden die Scorpions und Avicii den Fans einheizen. Im Gegensatz zu Abu Dhabi, das eher ein Firmenevent ist, zieht Bahrain gewöhnliche Fans an. Zu 85 Prozent kommen die Besucher aus der Gegend. "Das ist ein wichtiges Element."

Interesse für Bahrain groß

Und wie ist das Interesse aus dem Ausland? "Es ist sehr positiv. Wir haben Meetings mit den Hotels und Gulf Air. Sie müssen sinnvolle Pakete anbieten und langfristig denken", legt Al-Khalifa seine Strategie dar. Bahrain wird in diesem Jahr das dritte Saisonrennen sein. Es war in der Vergangenheit allerdings auch schon der Saisonauftakt. "Es hat Sinn, wenn man zu einer angemessenen Zeit für die wichtigsten Märkte startet", zieht der Streckenchef einen Vergleich zu Australien. "Das erste Rennen ist immer aufregend. Wir werden es in Zukunft sehen."

Bahrain ist eine beliebte Anlaufstation für die Formel 1 geworden, denn immer mehr Testfahrten werden dort absolviert. Das hat aber zwei Seiten. "Es ist gut, aber wird das Rennen wegen der Testfahrten zu einer Prozession", fragt sich Al-Khalifa. "Man muss beide Seiten im Auge behalten." Nebenbei fährt er auch im Porsche GT3-Cup im mittleren Osten. "Ich bin noch nicht die komplette Meisterschaft gefahren. 2010 fuhr ich zum ersten Mal mit und habe einige Rennen absolviert, damit ich weiß, worüber ich mit den Leuten aus der Rennszene sprechen kann." Privat steuert Al-Khalifa einen BMW M5.