• 31.01.2012 17:07

  • von Dieter Rencken & Roman Wittemeier

Austin: Von Hoffen und Bangen

Entgegen der Aussagen von offizieller Seite ist man mit den Bauarbeiten im Rückstand: Dokumente belegen Verzögerungen - Beten für einen "langen, heißen Sommer"

(Motorsport-Total.com) - Im Herbst vergangenen Jahres gerieten die Arbeiten an der neuen Formel-1-Strecke nahe Austin zwischenzeitlich ins Stocken. Der Finanzfluss war unterbrochen, einige Projekte lagen vorübergehend brach. Nachdem die Verwirrung im Zusammenspiel von ausführenden Firmen, Stadt Austin, dem Staat Texas und den Verantwortlichen des Circuit of the Americas (COTA) aufgelöst war, gingen die Arbeiten wieder weiter. Prompt hieß es, man sei "exakt im Zeitplan".

Titel-Bild zur News: Bauarbeiten in Austin

Eile gefragt: Die Bauarbeiten in Austin liegen hinter dem Zeitplan zurück

Aktuelle Dokumente über die präzisen Planungen der Grand-Prix-Anlage, die 'Motorsport-Total.com' vorliegen, zeigen allerdings eindeutig, dass man dem eigenen Zeitplan hinterherhinkt. Erfahrene Baufachleute aus Texas haben bereits Zweifel an termingerechten Fertigstellung geäußert. Das Problem des Ablaufplans: Man hat offenbar viel zu wenig zeitlichen Puffer, um etwaige Verzögerungen bis zur FIA-Inspektion am 20. August wieder aufzuholen.

"Es gibt kaum Spielraum in dem Zeitplan", wird William McAdoo von 'Houston.culturemap.com' zitiert. Der Vizechef der Handwerkskammer von Austin tritt als Generalunternehmer beim Bau der Anlage auf. "Das Wetter wird nun zu einem wichtigen Faktor. Wir hoffen auf einen langen, heißen Sommer, um möglichst viel schaffen zu können. Es gibt viele Dinge gleichzeitig zu erledigen - unter anderem die Fertigstellung der Strecke. Der Regen der vergangenen Wochen hat uns sicherlich nicht gerade geholfen."

Laut FIA-Vorgabe muss eine neue Formel-1-Strecke spätestens 90 Tage vor dem ersten Rennevent abgenommen werden. Demnach muss der Grand-Prix-Kurs mit all den Anlagen, die für die Durchführung eines Formel-1-Rennens wichtig sind, Ende August fertig sein. Der vorliegende Ablaufplan sieht in vielen Bereichen eine Punktlandung vor. "Bei der FIA-Abnahme müssen die meisten Projekte abgeschlossen sein", sagt McAdoo, "aber wir können es schaffen."

FIA-Inspektion für August geplant

Der Automobil-Weltverband hatte beim Debüt in Südkorea 2010 beide Augen zugedrückt. Erst in der Woche vor dem ersten Grand Prix war die Anlage in Yeongam rennbereit gewesen. Die FIA betonte damals, dass man in Zukunft keine solchen Zitterpartien mehr mitmachen werde. In Indien rückte man allerdings von diesem Grundsatz wieder ab. Man gestattete den Verantwortlichen in Noida, die Streckenabnahme erst rund 60 Tage vor dem ersten Rennen zu absolvieren.

Zuschauer in Yeongam

Yeongam 2010: In Südkorea war 2010 beim ersten Rennen nicht alles fertig Zoom

Die Amerikaner wollen weder der FIA noch Formel-1-Boss Bernie Ecclestone neue Munition liefern und mit allen Mitteln termingerecht eine abnahmefähige Anlage präsentieren. Also gilt nun das Motto: Vollgas geben und für gutes Wetter beten. Die Fassadenarbeiten an den Boxengebäuden sollten längst abgeschlossen sein, sind es aber nicht. Die Stahlstrukturen der Haupttribüne sollen in den kommenden Tagen ergänzt werden - eine Arbeit, die schon vor vielen Wochen hätte fertig sein sollen.

"Die Stahlelemente werden jetzt gerade produziert. Sobald die an der Strecke ankommen, werden sie schnell installiert", sagt McAdoo. Der Amerikaner sieht gute Chancen, dass man die Verzögerung beim Bau von Gebäuden durchaus wieder aufholen kann. Einzig bei den letzten Arbeiten an der Strecke sei man vom Wetter abhänging. "Es ist nicht die Frage, ob die Anlage fertig wird. Sie wird fertig", sagt COTA-Mitbegründer Bobby Epstein gegenüber 'Houston.culturemap.com', "aber die Frage ist, wie teuer es wird, die Arbeiten entsprechend zu beschleunigen."

Gerade finanziell ist man kaum auf Rosen gebettet. Ein Hinweis darauf war vor wenigen Tagen die Ankündigung, dass man ab sofort eine Art Ticket-Vorkaufsrecht für die kommenden 15 Jahre erwerben kann. Für Beträge zwischen 800 und 3.900 Euro gibt es sogenannte Lizenzen zu erwerben, die allerdings nur ein frühes Zugriffsrecht beim späteren Erwerb von Eintrittskarten sichern. Seltsam: Der eigentliche Kartenvorverkauf für das Grand-Prix-Debüt im November dieses Jahres hat noch nicht begonnen...