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Austin als Ende des Zigeunerdaseins der Formel 1 in den USA

Ex-Formel-1-Weltmeister Mario Andretti ist überzeugt, dass die Formel 1 in Austin endlich ihre US-Heimat gefunden hat - Mexiko-Comeback bereitet keine Sorgen

(Motorsport-Total.com) - Indianapolis, Sebring, Riverside, Watkins Glen, Long Beach, Las Vegas, Detroit, Dallas, Phoenix, Austin: Die Liste der Austragungsorte von Formel-1-Rennen in den USA ist so lang wie in keinem anderen Land, das die selbsternannte Königsklasse des Motorsports in ihrer knapp 65-jährigen Geschichte angesteuert hat.

Titel-Bild zur News: Circuit of The Americas, Austin

Die Formel 1 gastiert am Wochenende zum dritten Mal auf dem CoTA in Austin Zoom

Wirklich sesshaft wurde die Formel 1 im Land der unbegrenzten Möglichkeiten nie. In Watkins Glen wurde zwischen 1961 und 1980 insgesamt 20 Mal der Grand Prix der USA ausgetragen. Damit beansprucht die im Bundesstaat New York gelegene Berg-und-Talbahn die US-Spitzenposition hinsichtlich Anzahl der Formel-1-Rennen.

"Alles deutete daraufhin, dass Watkins Glen unsere echte Heimat sein würde", erinnert sich Mario Andretti gegenüber 'The Guardian'. Der in Italien geborene US-Amerikaner war bei elf der 20 Watkins-Glen-Rennwochenenden dabei und schaffte es im Jahr 1977 aufs Podest. Im Anschluss an das Rennen im Jahr 1980, das Andretti auf Platz sechs beendete, war aber Schluss.

Andretti: In Watkins Glen wurde "ein großer Fehler" gemacht

"Das Rennen war extrem erfolgreich, doch es wurde nichts unternommen, um die Strecke zu modernisieren. Der Kurs wurde einfach nicht an die neuesten Sicherheitsstandards angepasst, was ein großer Fehler war", sagt Andretti über Watkins Glen, wohl wissend, dass die Strecke in den Jahren 1973 und 1974 zwei schwarze Kapitel der Formel-1-Geschichte schrieb: Erst verunglückte der Franzose Francois Cevert in den Esses tödlich. Zwölf Monate später kam der Österreicher Helmut Koinigg am anderen Ende der Strecke in der Haarnadelkurve ums Leben.

Mario Andretti

Mario Andretti: Formel-1-Weltmeister 1978 und heute CoTA-Botschafter Zoom

Nachdem Watkins Glen im Anschluss ab 1981 aus dem Kalender verschwunden war, fristete die Formel 1 in den USA ein "Zigeunerdasein", wie es der Weltmeister von 1978 umschreibt. Daran änderte auch das erfolgreiche Stadtrennen im kalifornischen Long Beach nichts. Von den anschließenden Betonwüsten ganz zu schweigen. "Wir haben es in Long Beach probiert, in Detroit, Dallas, Phoenix und an anderen Orten", verweist Andretti auf die bewegte US-Geschichte der Formel 1.

Auch oder gerade in Indianapolis, dem vielzitierten Mekka des US-Rennsports, konnte sich die Königsklasse nicht dauerhaft behaupten. "Indianapolis ist in erster Linie das Oval. Das ist seit 100 Jahren eine Tatsache. Die Formel 1 passte dort nicht so recht hin, was Schade ist", blickt Andretti auf die acht Rennen auf dem Infield-Kurs (2000 bis 2007) zurück.


Fotostrecke: Triumphe & Tragödien in den USA

Am CoTA hat man keine Angst vor dem Mexiko-Comeback

Andretti spannt den Bogen zum aktuellen Austragungsort Austin, der am kommenden Wochenende zum dritten Mal angesteuert wird. "Hier passt die Formel 1 hin. Es ist eine Rennstrecke, die nach den heutigen Standards konzipiert wurde. Im Fernsehen sieht die Strecke großartig aus und die Fahrer lieben sie. Auch für die Zuschauer wurde viel getan. Ich bin stolz", bekennt der Ex-Weltmeister, der als Botschafter des vor den Toren der texanischen Hauptstadt gelegenen Circuit of The Americas (CoTA) auftritt.

Umbau des Autodromo Hermanos Rodriguez in Mexiko-Stadt

In der Saison 2015 wird eine Woche nach Austin in Mexiko-Stadt gefahren Zoom

Das weltoffene Ambiente der Innenstadt von Austin tut ein Übriges, um der Formel 1 endlich die Heimat in den USA zu bieten, die sie jahrzehntelang gesucht hat. Für die Saison 2015 allerdings kehrt der Grand Prix von Mexiko in den Rennkalender zurück. Als Termin steht der 1. November fest. In Austin wird nächstes Jahr bereits am 25. Oktober gefahren.

Dass der Mexiko-Grand-Prix dem US-Grand-Prix Zuschauer wegnehmen könnte, glaubt man in Austin nicht. "Überhaupt nicht. Die beiden Rennen liegen nur eine Woche auseinander. Wir glauben, das ist positiv. Ich habe mit Leuten in Europa gesprochen, die zu beiden Rennen kommen wollen", bemerkt CoTA-Präsident Jason Dial gegenüber 'The Guardian' und spricht schon jetzt von voller Vorfreude von einem "Tex-Mex-Doubleheader".