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Auf den Spuren von Speedy Gonzales

Nicht nur die "schnellste Maus von Mexiko", sondern lieber schnellster Mann der Formel 1: Sergio Perez und Esteban Gutierrez wollen die Königsklasse aufmischen

(Motorsport-Total.com) - Sauber-Neuzugang Sergio Perez hat als GP2-Vizemeister den Aufstieg in die Formel 1 geschafft - als erster Mexikaner seit 30 Jahren! Als Hector Rebaque 1981 in Las Vegas mit seinem Brabham ausschied, war Perez (21) noch nicht einmal geboren. Nun liegt es an ihm, eine ganze Nation in der Königsklasse des Motorsports zu repräsentieren.

Titel-Bild zur News: Sergio Perez

Sergio Perez trägt die Hoffnungen einer ganzen Nation auf seinen Schultern

Nach Rebaque (1977 bis 1981), Ricardo (1961/62) und Pedro Rodriguez (1963 bis 1971) sowie Moises Solana (1963 bis 1968) ist Perez erst der fünfte Mexikaner in der Formel 1. Am erfolgreichsten war bisher Pedro Rodriguez, der bei 55 Starts sogar zwei Grand-Prix-Siege (Kyalami 1967 und Spa-Francorchamps 1970) feierte und zweimal WM-Sechster wurde (1967 und 1968). Doch seither wartet das 112-Millionen-Einwohner-Land auf einen Motorsport-Superstar.

Perez hofft auf Geduld

Dennoch hofft Perez, dass seine Landsleute nicht so ausgehungert sind, dass sie ihm wenigstens die nötige Lehrzeit einräumen werden: "Sie warten schon so lange auf einen mexikanischen Fahrer, dass ich mir sicher bin, dass sie verstehen werden, wenn ich Zeit brauche, um mich in Richtung Spitze zu entwickeln", so der Wahlschweizer, der in seiner Freizeit Entspannung beim Yoga sucht und sich auch in den Wintermonaten mit regelmäßigem Kartfahren in Schuss hält.

Seine Verpflichtung durch Peter Sauber wurde von den großen mexikanischen Tageszeitungen gefeiert wie ein Sieg in einem großen Fußballspiel. Bedeutet so viel Aufmerksamkeit nicht einen wahnsinnigen Druck für einen Rookie? "Nein", sagt Perez in seiner klaren und ruhigen Art. "Es bedeutet, dass ich zu Hause Unterstützung habe und die Menschen mitfiebern. Ich liebe Mexiko und die Mexikaner lieben Rennsport."

¿pbvin|512|3426||0|1pb¿Perez ist mit dem Thema Rennsport aufgewachsen. Sein Vater Antonio ist selbst Rennen gefahren und kümmerte sich um die Karriere von Adrian Fernandez. Der erstgeborene Sohn, Sergios Bruder Antonio, ist ebenfalls Rennfahrer. Ende 2010 gewann er die mexikanische Stockcar-Meisterschaft. Perez war sechs Jahre alt, als er erstmals mit seinem Vater und seinem Bruder zur Kartbahn durfte. "Ab dann wollte ich in die Formel 1", erinnert er sich.

Perez gewann Kartmeisterschaften in Mexiko und in den USA, stieg in die Skip-Barber-Formelserie auf. Längst war ihm bewusst, dass er den Weg in die Formel 1 in Europa würde weiterverfolgen müssen. Dann kam der Wendepunkt in Form des reichsten Mannes der Welt, Carlos Slim, und dessen Escuderia Telmex: "Sie haben mich aufgenommen, als ich 14 war. Von da an war klar, dass es irgendwann in die Formel 1 gehen soll."

Nachwuchskader nach Vorbild Red Bull

Bei der Escuderia Telmex handelt es sich um einen Nachwuchskader, der jenen von Red Bull, Ferrari oder Renault nicht unähnlich ist. Die Mitglieder werden von professionellen Beratern begleitet und können sich zudem auf die notwendige finanzielle Unterstützung verlassen, um in den Nachwuchsklassen unterzukommen. In letzter Konsequenz hat Telmex Perez mit einigen Sponsorenmillionen auch den Formel-1-Einstieg leichter gemacht.

"Es gab so lange keinen mexikanischen Formel-1-Fahrer mehr - und das wollten sie ändern", sagt Perez gegenüber 'formula1.com' über die Escuderia Telmex. "Jetzt haben wir es geschafft und ich hoffe, dass wir gemeinsam Großes erreichen werden. Telmex stand stets hinter seinen Fahrern, aber eines war auch immer klar: Man musste Leistung bringen - ein schlechtes Jahr und du warst weg! Aber das ist normal. Wenn du investierst, willst du halt auch Ergebnisse sehen."

Esteban Gutierrez

Auch Esteban Gutierrez hat große Erfolge in der Formel 1 im Visier Zoom

Diese hat in den vergangenen Jahren nicht nur Perez abgeliefert, sondern auch Esteban Gutierrez, der mexikanische Testfahrer des Sauber-Teams. Gutierrez fiel Sauber nicht erst durch seinen GP3-Meistertitel auf, aber: "Er hat sich immer wieder durch ebenso kluge wie kampfstarke Rennen hervorgetan", lobt der Teamchef aus der Schweiz. "Er hat die Meisterschaft verdient und überlegen gewonnen. Wir trauen ihm eine starke weitere Entwicklung zu."

Es scheint also, dass Mexiko 2011 nicht mehr nur Speedy Gonzales, die "schnellste Maus von Mexiko", anfeuern kann, sondern möglicherweise auch bald wieder über Erfolge auf der internationalen Motorsport-Bühne jubeln darf. Zumindest hat das mittelamerikanische Land mit Perez und Gutierrez zwei vielversprechende Nachwuchstalente am Start, die eines Tages an frühere Erfolge von Mexikanern in der Formel 1 anknüpfen könnten...