• 04.02.2008 15:05

  • von David Pergler

Auf den Spuren von Jack Brabham

Mark Webber ist der letzte Australier in der Formel 1, dabei hat das Land große Tradition - Ursachenforschung mit dem Red-Bull-Piloten

(Motorsport-Total.com) - Nach Jack Brabham und Alan Jones ist Mark Webber Australiens große und in der Formel 1 gegenwärtig einzige Hoffnung auf motorsportliche Erfolge. Wer erinnert sich nicht an sein sensationelles Debüt, als der Australier gleich bei seinem ersten Grand Prix in Australien unter der Regie seines australischen Teamchefs Paul Stoddart mit dem schlechtesten Auto im Feld auf Platz fünf fuhr - Australien war am Toben, ein traumhafteres Debüt hat selten ein Fahrer zuvor erlebt.

Titel-Bild zur News: Mark Webber

Mark Webber ist momentan der einzige Australier in der Königsklasse

Dabei war der Stern von Webber zuvor schon am Untergehen. In der Formel 3000 konnte er außer vereinzelten Siegen keine großartigen Erfolge vorweisen. 2001 wurde er zwar Vizemeister, doch im Titelkampf hatte er gegen den haushoch überlegenen Justin Wilson keine Chance. Es ist wohl eine Ironie des Sports, dass nun der Australier schon seit Jahren im Grand-Prix-Zirkus mitfährt, während Wilson nach nur einer Saison in der Formel 1 aussortiert wurde.#w1#

Stoddart war sein Rettungsanker

Zu Webbers großem Glück leitete der australische Millionär Paul Stoddart damals den Minardi-Rennstall, aus dem die heutige Scuderia Toro Rosso hervorgegangen ist. Eine australische Hand wäscht die andere und so holte Stoddart Webber an Bord. Der Rest ist Geschichte. Bleibt die Frage, warum sich ein Land mit Motorsporttradition wie Australien, welches der Formel 1 schon einige imposante Rennfahrer und Teams beschert hat, in den letzten Jahren nicht mehr gute Nachwuchspiloten hervorgebracht hat.

Webber ist nach Alan Jones der erste Australier, der einen Podestplatz erringen konnte, und Jones gelang das zuletzt 1981! Für Webber liegt der Fehler klar im System, wie er mit klaren Worten erklärt: "Wir hätten einige Fahrer mehr an der Spitze des Sports, wenn da etwas weniger Geld und Scheißdreck involviert wäre."

Dabei erinnert er sich an die Anfänge seiner eigenen Motorsportkarriere: "Es war nicht einfach für mich, als Australier nach Europa zu kommen." Besonders unter dem berüchtigten britischen Klima und der britischen Küche hatte Webber zu leiden: "Ich verbrachte 1996 mein erstes Jahr in England und ich habe das Essen und das Wetter gehasst. Ich bin aus dem Flugzeug ausgestiegen und dachte mir: 'Wo zur Hölle bin ich denn hier gelandet?'"

Doohans wertvolle Tipps

Alan Jones im Beatrice Lola-Ford 1986

Vor Mark Webber war Alan Jones der letzte große Formel-1-Australier Zoom

Doch der Australier musste sich zusammenreißen. Behilflich war ihm dabei das australische Motorradass Mick Doohan, welches seinem Landsmann von abschreckenden Beispielen erzählte: "Mick Doohan pflegte mir zu schildern, dass wenn die Italiener für zwei Wochen nach Phillip Island aufbrachen, sie ihre Teddybären und ihre Mamis vermisst haben und wieder nach Hause wollten."

Während andere Piloten für gewöhnlich Ayrton Senna als ihre Jugendvorbilder nennen, ist es bei Webber Alain Prost, der dem Red-Bull-Piloten als leuchtendes Idol diente: "Mein Dad hat Alain Prost sehr gemocht. Wie ich so acht oder zehn Jahre alt war, habe ich zu ihm hochgeschaut und hatte natürlich dieselben Helden wie er. Ich liebte es auch, die IndyCar-Serie zu verfolgen, damals, als sie noch sehr umkämpft war und Leute wie Rick Mears dort gefahren sind." Rick Mears ist dreifacher IndyCar-Champion und konnte das legendäre Indy 500 stolze viermal gewinnen.

Tourenwagen kamen für Webber nie in Frage: "Einsitzer waren für mich das Nonplusultra. Wir waren nicht auf Taxis aus, wie mein Vater die Tourenwagen zu nennen pflegte. Als ich es dann in einen Monoposto geschafft hatte, habe ich mehr und mehr begriffen, was Jack Brabham geschafft und was er alles in Bewegung gesetzt hat, um das zu erzielen, was er erreichen wollte. Aus ihm wurde ein Rennheld für meine Familie, für Australien und für sehr viele Menschen auf dem ganzen Erdball."