powered by Motorsport.com
  • 04.02.2008 15:43

  • von Nimmervoll/sid

Hamilton: "Spanier waren immer herzlich zu mir"

Lewis Hamilton ist verwundert über die Vorfälle bei den Tests in Barcelona und bedauert diese - Umfrage: Fans fordern drastische Strafen

(Motorsport-Total.com/sid) - Nach den rassistischen Sprechchören gegen Lewis Hamilton bei Formel-1-Testfahrten in Barcelona hat der Automobilweltverband FIA den Spaniern mit empfindlichen Strafen gedroht. "Die FIA ist überrascht und enttäuscht von den gegen Lewis Hamilton gerichteten Beschimpfungen", erklärte ein FIA-Sprecher. "Beschimpfungen dieser Art sind ein klarer Bruch der in den FIA-Statuten verankerten Prinzipien, und jede Wiederholung wird schwere Strafen nach sich ziehen."

Titel-Bild zur News: Lewis Hamilton

Lewis Hamilton wurde von den spanischen Fans in Barcelona beschimpft

Genaue Angaben über die Art der möglichen Strafen machte die FIA nicht. Von einer drastischen Geldstrafe bis zum Verlust des Rennens ist in derartigen Fällen alles möglich, wenn die lokalen Veranstalter es nicht schaffen, rassistische Beleidigungen zu unterbinden. "Wir appellieren an die Zuschauer, dass wir ein derartiges Verhalten nicht tolerieren können", sagte Streckenchef Ramon Pradera der Zeitung 'La Vanguardia'.#w1#

Spanier müssen reagieren

Die FIA hat vom spanischen Motorsportverband REFA einen Bericht angefordert: "Wir wollen wissen, welche Maßnahmen getroffen werden sollen, um sicherzustellen, dass sich solche Vorgänge nicht wiederholen", erklärte ein FIA-Sprecher. Die REFA drückte ihr Bedauern aus: "Wir werden diesen Idioten, die sportliche Rivalität mit Gewalt beeinflussen wollen, zeigen, dass es bei uns dafür null Toleranz gibt. Wir sind absolut solidarisch mit dem McLaren-Mercedes-Team und speziell mit dem Fahrer Lewis Hamilton."

Auch der britische Sportminister Gerry Sutcliffe hat sich zu Wort gemeldet und will der FIA sowie seinem spanischen Amtskollegen schreiben. Nach den "ekelhaften Bildern" im Fernsehen stellte er in Frage, "ob Grands Prix in Spanien stattfinden" sollten.

"Wir sind absolut solidarisch mit dem McLaren-Mercedes-Team und speziell mit dem Fahrer Lewis Hamilton." REFA

Spanische Fans hatten Vizeweltmeister Hamilton in Barcelona übel beleidigt. Hamiltons McLaren-Mercedes-Team ist ein rotes Tuch für die Spanier, die den Rennstall für den verpassten WM-Titel ihres Landsmannes Fernando Alonso 2007 verantwortlich machen. Bei den Tests auf dem Circuit de Catalunya mussten am Samstag Sicherheitskräfte die Tribüne schließen, die direkt gegenüber der McLaren-Mercedes-Box liegt.

Von da aus hatten aufgebrachte Fans immer wieder Gegenstände Richtung McLaren-Mercedes geworfen. Daher bat das Team die Verantwortlichen an der Rennstrecke, die Tribüne zu räumen. Zuvor hatten die Offiziellen bereits mehrere Anti-McLaren-Transparente entfernt.

"Die Menschen in Spanien waren immer sehr herzlich zu mir. Diese Dinge waren nicht angenehm, auch wenn ich mir vorstellen kann, was passiert ist", sagte Hamilton. "Aber durch diese Vorgänge lernt man, die Freundlichkeit der Menschen mehr zu schätzen. Auch wenn man immer versucht, für sie da zu sein, erkennt man nie, wie wichtig sie für einen sind, bis solche Dinge passieren."

Alonso-Fans sind sauer auf Hamilton

Hamilton stellte noch einmal klar, dass er zu keinem Zeitpunkt versucht habe, "Fernando absichtlich zu schaden. Aber der Kampf war sehr hart, und mein Image in Spanien wurde schwer beschädigt", sagte der 23-Jährige.

McLaren-Mercedes hatte mit Unverständnis auf das Verhalten der spanischen Fans reagiert: "Wir haben in diesem Land schon viele Rennen bestritten und oft Testfahrten absolviert. Jeder in unserem Team behandelt die Menschen hier mit großem Respekt, Lewis Hamilton eingeschlossen", meinte eine Teamsprecherin am Sonntag.

"Mein Image in Spanien wurde schwer beschädigt." Lewis Hamilton

Indes hat eine von 'Motorsport-Total.com' durchgeführte Umfrage ergeben, dass 57,58 Prozent der Formel-1-Fans ein "drastisches Vorgehen" der FIA gegen das Hamilton-Mobbing fordern. 26,74 Prozent verurteilen die Vorfälle zwar, fragen sich aber, was man "gegen ein paar Dumme" unternehmen soll, während 8,73 Prozent meinen: "Wozu die Aufregung? So schlimm ist das auch wieder nicht!" Absolut schockierende 6,95 Prozent geben sogar zu, dass sie in die Parolen selbst eingestimmt hätten. Insgesamt wurden mehr als 4.000 Stimmen abgegeben.

Die Silberpfeile werden vor dem Saisonstart am 16. März in Melbourne vom 12. bis 14. Februar und vom 25. bis 27. Februar erneut in Barcelona testen. In der Heimat von Alonso, der von McLaren-Mercedes zu Renault zurückgekehrt ist, finden in diesem Jahr erstmals zwei Rennen statt: der Große Preis von Spanien in Barcelona am 27. April und erstmals der Große Preis von Europa auf einem neuen Stadtkurs in Valencia am 24. August.